Phänomen triff-chemnitz.de

von | 4. November 2009

"Sag mal, bist du im tc und wenn ja, wie heißt du dort?" - Was klingt, wie eine Abkürzung aus dem Wörterbuch der Jugendsprache, ist eigentlich die größte lokale Communitiy der neuen Bundesländer.

Seinen Ursprung hat dieses Portal, damals noch unter dem Namen triff-deinen-chemnitzer.de, in dem Jahr 2003, als zwei Studenten planten, eine Community primär für ihren Freundeskreis zu schaffen. Nebenbei wuchs aber auch die Idee, das Netzwerk auf ganz Chemnitz auszuweiten. Es fand sehr schnell großen Anklang, womit die Macher anscheinend nicht rechneten. Das Portal war bereits bei geringer Userzahl, sprich 5.000 angemeldeten Nutzern und 600 davon gleichzeitig online „schnell überlastet“. Aus diesem Grund stießen nach nicht einmal einem halben Jahr die heutigen Administratoren Jochen Rudolph und Eric Braun hinzu, die den bis dato unprofessionellen Programmiercode verbesserten. Dieser war laut Rudolph sehr unstrukturiert und kaum nachvollziehbar. Die Mission lautete also „Alles auf Anfang“. Das Projekt sollte „auf eine Ebene gesetzt werden, die technisch auch Bestand hat“, so Rudolph. Trotz des Ausscheidens des Gründerteams Ende 2006, wurde das Projekt als triff-chemnitz.de „mit neuem Konzept und zahlreichen lokalen Partnern fortgesetzt“.

„Die Zahlen sind regelrecht explodiert“

Mit den Jahren schoss die Zahl angemeldeter Nutzer in die Höhe. Den Grund für die enorme Popularität sehen die Verantwortlichen in dem lokalen Charakter der Plattform. Geschäftsführer Rudolph erklärt: „Wir dachten, irgendwann muss doch eine Sättigung eintreten. So groß ist Chemnitz überhaupt nicht. Aber mittlerweile sind über 72.000 Personen registriert.“ Zum Vergleich, Chemnitz beheimatet rund 244.000 Menschen. Waren es Ende 2003, dem Gründungsjahr, noch 300.000 Klicks pro Tag, so zählt die Community heute nach Angabe der Mediadaten rund 2,7 Millionen Seitenaufrufe täglich. Seit dem 1. Februar dieses Jahres hat die Gemeinschaft übrigens auch ihren eigenen digitalen Radiosender von dem die User „hellauf begeistert“ sind.

Bei der Frage, wie sie denn selbst die rasante Entwicklung von triff-chemnitz.de empfanden, glänzen die Augen des Geschäftsführers. Die große Resonanz gegenüber dem Projekt haben sie sehr wohl wahrgenommen und fanden die Entwicklung „wirklich toll“. 2007 begannen die ersten eigenen Veranstaltungen, so zum Beispiel Pokerturniere und das mit einer Feuershow gekrönte Eislaufen. Diese Partys seien laut Rudolph primär dazu da, um die Mitglieder, die sich sonst nur von Fotos kennen, näher zueinander zu bringen. „Der Nachteil der großen Communities liegt darin, dass sie keinen Lokalcharakter haben. Wenn wir User fragen, warum sie angemeldet seien, antworten diese, dass die großen nationalen Netzwerke zu kalt seien und kaum eine Möglichkeit besteht, anderen Nutzern real zu begegnen.“

Zukunft und Datenschutz

Aus Gründen des Datenschutzes soll triff-chemnitz.de künftig in einer verbesserten Version erscheinen. Das Datum für den Relaunch steht jedoch noch nicht fest. Wie der neue Inhalt gestaltet sein soll, verrieten die Betreiber noch nicht. Fest steht nur, dass dem Nutzer die Möglichkeit gegeben werden soll, selbst zu entscheiden, wer das Profil sehen darf und wer nicht. Im Zusammenhang dazu stünde ebenso die Idee im Raum, dass der Nutzer sogar entscheiden kann, welcher Altersgruppe der Account zugänglich sein soll. „Jedoch“, so argumentiert Rudolph, „können Menschen, die es gezielt darauf anlegen die Bilder junger Mädchen zu sehen, ihr Alter entsprechend angeben.“ Laut ihm, lasse sich so etwas leider nicht vermeiden. Frei nach dem Motto „Dann bin ich eben so alt, wie du mich haben willst“ Außerdem habe man weiterhin den Anspruch, die Anmeldung so unkompliziert wie möglich zu gestalten.

Die von triff-chemnitz.de veranstalteten Events sollen auch zukünftig fortgesetzt werden. Zum ersten Mal findet dieses Jahr auch ein Ü30-Eislaufen in der Chemnitzer Eissporthalle statt. Außerdem planen die Macher an weiteren Projekten. Neue Plattformen seien bereits in Planung, so viel wurde schon verraten. An dem Erfolgsrezept, welches den lokalen Charakter, engagierte Administratoren, ehrenamtliche Helfer und eine Vielzahl Events beinhaltet, soll festgehalten werden. Sicher ist, dass es kaum ein anderes lokales Netzwerk schafft, seine Nutzer dermaßen zu faszinieren, an sich zu binden und vor allem zu verbinden.

<h3>Bianca Schmidl</h3>

Bianca Schmidl