Problematische Gruppe wird nicht erreicht

von | 14. Januar 2011

Bis Ende Dezember haben sich Jugendliche im Rahmen eines Wettbewerbs mit den Gefahren im Netz auseinandergesetzt und ihre Ideen eingeschickt. Gestern wurden die Einsendungen in Mittweida für den Endausscheid beim "Mitteldeutschen Forum - Sicheres Internet" ausgewählt. Anschließend diskutierten Experten über Jugendschutz im Netz mit dem Ergebnis: Die problematische Gruppe wird nicht erreicht.

Gestern fand an der Hochschule Mittweida der Vorentscheid zum Medienwettbewerb „Virtual Lifes“ statt. Jugendliche zwischen 16 und 20 Jahren sollten sich darin mit dem diesjähigen Motto des „Safer Internet Day“ auseinandersetzen. Sie sollten mit einem Zeitlimit von drei Minuten und einfachsten Mitteln, einem Handy als Kamera und ihnen selbst als Schauspieler, die Gefahren im Internet darstellen. „Das hört sich erst einmal einfach an“, sagte Veranstalterin Sandra Hoferichter. „Doch die Schüler müssen sich erst einmal viele Gedanken machen: Welches Thema will ich transportieren? Wie setze ich es um? Wie mache ich das technisch?“

Herausgekommen sind sympathische Videos, zum Beispiel das von vier Leipziger Berufsschülern. In ihrem Film zeigen sie in drei Handlungssträngen die möglichen Folgen von unüberlegtem Handeln im Netz: Ob der Partyschnappschuss, der die Chancen eines Bewerbers gegen Null gehen lässt, oder das Computerspiel, dass seinen Spieler abstumpfen lässt – ein gutes Ende nimmt jedoch keiner der Erzählstränge. Positiver eingestellt ist da Tobias. Er besucht wie auch die Macher des ersten Filmes die zehnte Klasse. Sein Clip begleitet in 101 Sekunden nicht ganz ernsthaft einen gewissen Robert Nerdson ins reale Leben, das Robert einem Stromausfall zu verdanken hat. Ganz „verzockt“ hat er währenddessen, dass inzwischen Schnee draußen liegt.

„Wenige Eltern, die sich im Chatroom auskennen“

„Mit der Resonanz aus Sachsen sind wir sehr zufrieden“, sagt Sandra Hoferichter. Insgesamt seien zehn Filme im sächsischen Raum eingereicht worden. Die hohe Teilnehmerzahl dürfte aber vor allem einem Informatiklehrer zu verdanken sein, der den Wettbewerb als Schulprojekt durchgeführt hat. Neun der zehn Beiträge aus Sachsen stammen von diesem Leipziger Berufsschulzentrum. „Die Jugendlichen wachsen mit dem Internet auf, können aber nicht von den Erfahrungen der älteren Generationen profitieren“, sagt Hoferichter. Die klassischen Ansprechpartner wie Eltern, Lehrer und Großeltern fallen weg, da sie das Internet – wenn überhaupt – ganz anders nutzen. „Hier wollen wir eine Lücke schließen.“

Die beteiligten Schüler konnten selbst nicht zum Vorentscheid kommen, sie hatten Unterricht. Ohnehin hatten sich nur wenige Zuschauer eingefunden. Anchließend referierte Prof. Kurt-Ulrich Mayer zum Thema Jugendschutz im Netz, woran sich eine überraschend lebhafte Diskussion anschloss. Der Eindruck mag entstehen, dass sich wieder nur diejenigen mit der Problematik auseinandergesetzt haben, die sich in dem Bereich ohnehin schon auskennen. Eine ähnliche Beobachtung hat Jury-Mitglied und Medienpädagoge Dr. Herbert Grunau bereits öfter gemacht: „Gerade die problematische Gruppe erreichen wir nicht.“

<h3>Marcel Fröbe</h3>

Marcel Fröbe