Stille zum Überleben
Nicht das kleinste Geräusch darf die Familie Abbott von sich geben. Foto: 2019 PARAMOUNT PICTURES. ALL RIGHTS RESERVED
Nach einer Alieninvasion ist fast die komplette Menschheit ausgelöscht. Eine mutige Familie versucht dabei, mit absoluter Lautlosigkeit zu überleben. Horror auf eine besondere Art: In A Quiet Place sorgen keine Monster, Psychopathen oder Zombies für das Grauen, sondern die Vorstellung, ein Leben in völliger Stille führen zu müssen.
Ob man auf einen Nagel tritt oder ein Kind zur Welt bringt, beide Szenarien haben eine Gemeinsamkeit: einen Schrei vor Schmerzen lässt jeder verlauten, der diese Erfahrung erlebt. Doch dies können sich die Mitglieder der Familie Abbott in A Quiet Place nicht leisten. Denn jedes noch so kleine Geräusch könnte den Tod bedeuten. In dem Horrorfilm von Regisseur John Krasinski, der gleichzeitig auch den Familienvater Lee Abbott spielt, haben mörderische Aliens unsere Erde eingenommen. Diese besitzen ein sehr stark ausgebildetes Hörorgan, wodurch sie jedes winzige Geräusch noch so weit wahrnehmen können. Obwohl als Produzent Action-Spezialist Michael Bay agiert, erwartet den Zuschauer kein Effektfeuerwerk. Im Fokus steht die Familie Abbott und ihr Versuch in kompletter Stille zu überleben. So verwundert es nicht, dass in dem 90-minütigen Kammerspiel nur wenige Sätze zu hören sind.
Ruhige Bildsprache, deutliche Emotionen
Wer aber meint, die 90 Minuten wären zäh, der irrt. Zwar kann der Film nicht permanent die Spannung halten, aber packend ist er allemal. Er zeigt, wie die Familie mit Trauer und Schuldgefühlen umgeht, ohne dabei sich zu stark in die Länge zu ziehen. Dies verdankt der Horror-Streifen auch dem Zusammenspiel zwischen Vater Lee Abbott (John Krasinski) und seiner schwangeren Frau Evelyn (Emily Blunt), die auch im realen Leben ein Paar sind. Auch ohne einen Wortlaut spürt man ihre Verzweiflung, aber auch ihren Willen zum Leben. Beide geben alles, um das Leben Ihrer Kinder zu schützen. So wirkt die anstehende Geburt eher bedrohlich als freudig, da diese alle vor eine Herausforderung stellt. Krasinski gelingt es auch sehr gut durch seine ruhige Bildsprache, die Spannung in der Stille gekonnt auf den Zuschauer zu übertragen. So ertappt man sich als Zuschauer oft, dass man das Popcorn oder die Chips liegen lässt, um ja die Atmosphäre nicht zu zerstören. Die ständig lauernde Gefahr hätte Komponist Marco Beltrami aber besser musikalisch untermalen können. Gerade ein paar bedrohlich wirkende Stücke würden dem geräuschlosen Film gut tun.
A Quiet Place gehört zu den besten Horrorfilmen 2018. Auch, da er sich nicht auf Schockmomente oder blutige Splatter-Schlachten konzentriert. Er erzählt eine dichte, packende Geschichte, wobei allein der Gedanke, ein Leben zu führen, ohne ein Geräusch verursachen zu können, für jeden eine traurige Vorstellung ist. Auch an den Kinokassen konnte der Film überzeugen. Bei 17 Millionen Dollar Produktionskosten und einem weltweiten Einspielergebnis von über 340 Millionen Dollar gehört er zu den Überraschungshits 2018.
Text: Michael Born, Titelbild Foto/Illustration/Grafik – muss das gleiche Wort sein, wie in den Bildunterschriften: DU