New York voller Hakenkreuze

von | 26. Juli 2018

Was wäre gewesen, wenn die Nazis den 2. Weltkrieg gewonnen hätten? Zwischen Science-Fiction und großer Action berührt eine verbotene Liebe.

The Man In The High Castle

New York voller Hakenkreuze

von | 26. Juli 2018

Amerika in einer dystopischen Zukunftsvariante – gespalten durch Japan und Deutschland. Foto: Lena von Heydebreck

Amazon Prime hat die dritte Staffel der hauseigenen Science-Fiction-Serie The Man in the High Castle angekündigt. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Philip K. Dicks reicht noch nicht an die Popularität von The Walking Dead oder Game of Thrones heran, braucht sich bislang aber auch keineswegs vor der Konkurrenz zu verstecken.

Das andere Ende des 2. Weltkriegs

Die Nazis siegten 1947 über die Alliierten und teilten die Welt mit den japanischen Verbündeten auf. Seitdem zieren riesige Hakenkreuze große Teile des Planeten, so auch die Hochhäuser New Yorks. Unter genau diesen Voraussetzungen beginnt die Handlung von The Man in the High Castle 17 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs.

Joseph Blake (gespielt von Luke Kleintank), meist nur Joe genannt, schließt sich im amerikanischen „Greater Nazi Reich“ dem Widerstand an. Seine erste Aufgabe soll sein, einen Lastwagen mit Kaffeemaschinen in die so genannte „Neutrale Zone“ in den Rocky Mountains zu steuern. Unwissentlich hat Joe auch einen Film an Bord, dessen Band den Sieg der Alliierten über die Nazis zeigt. Der Transport des Filmes ist der eigentliche Grund seiner Auftraggeber, den jungen Mann auf Reisen zu schicken.

Der Mann im hohen Schloss

Besagter Film ist nur einer von vielen: Produziert werden diese vom „Mann im hohen Schloss“, der in beiden Staffeln der Serie auch nur unter dieser Bezeichnung bekannt ist. Die täuschend echte Qualität der Filme lässt die Protagonisten und den Zuschauer gleichermaßen im Dunkeln, ob die Aufnahmen Fälschungen sind oder doch dokumentierte Wirklichkeit darstellen.

Juliana Crain (gespielt von Alexa Davalos) lebt auf japanischer Seite. Bevor ihre Schwester Judy vom Geheimdienst erschossen wird, vertraut diese ihr weitere Filme an. Sie war Mitglied des japanischen Widerstandes und beauftragt Juliana, die Filme ebenfalls in die neutrale Zone zu bringen. Dort lernt Juliana schließlich Joe Blake kennen und verliebt sich zunehmend in ihn, obgleich ihr Verlobter Frank zuhause auf ihre Rückkehr wartet. Als Juliana bemerkt, dass Joe auch Kontakt zu einem hochrangigen amerikanischen Nazi-Offizier hat, zweifelt sie zunehmend an seiner Ehrlichkeit und seinen wirklichen Absichten, für den Widerstand unterwegs zu sein.

Der Frieden ist weiterhin bedroht

Während beide Hauptfiguren ihrem Auftrag in der neutralen Zone nachgehen, spitzen sich die Probleme in der Heimat zu. Julianas Verlobter wird vom Geheimdienst gefoltert, ehe seine Schwester und deren Kinder in einer japanischen Gaskammer zur Vergeltung umgebracht werden. Joe, der mittlerweile ebenfalls starke Gefühle für Juliana entwickelt, wird von seinem Nazi-Kontakt mit ihrer Ermordung beauftragt: Erfüllt er seine Aufgabe nicht, sollen er selbst und alle, die ihm lieb sind, sterben.

Warum der scheinbar fiktive Inhalt der Filme für die Siegermächte eine so große Bedeutung hat, lässt sich nur erahnen. Adolf Hitler scheint seinem Ableben nahe zu sein, während andere Mitglieder der nationalsozialistischen Führungsetage, beispielsweise Joseph Göbbels, schon nach der Macht geifern. Sollte Hitler sterben, planen die Nazis einen Angriff auf das japanische Reich, um die gesamte Weltherrschaft zu erlangen.

Fazit

Amazon Prime hat mit The Man In The High Castle eine wirtschaftlich sehr erfolgreiche Serie produziert. Die Frage, wie die Welt hätte aussehen können, wäre der Weltkrieg anders ausgegangen, fesselt über die gesamte Spieldauer der Serie. Die Charaktere sind detailverliebt und facettenreich dargestellt, die Schauplätze sind eine optische Augenweide und mit modernster Technik gestaltet und teilweise animiert. Immer wieder hält The Man In The High Castle unerwartete Wendepunkte bereit und beantwortet beim Zuschauer aufkommende Fragen bezüglich der Handlung immer wieder nicht sofort, sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt.

Mit einer durchschnittlichen Folgen-Länge von knapp 60 Minuten ist die Serie jedoch nicht dafür geeignet, um „schnell mal zwischendurch“ gesehen zu werden. Auch die teils verwirrenden und dennoch tiefgängigen Handlungsstränge erfordern Aufmerksamkeit beim Konsumenten. „Amazon Prime and chill“ ist hier also nicht angesagt. Dennoch ist die Serie nahezu uneingeschränkt zu empfehlen und kann mit der kommenden dritten Staffel möglicherweise weiter zu den Konkurrenten mit Zombies und Königreichen im Mittelalter aufschließen.

Text: Toni Kraus, Foto:Lena von Heydebreck

<h3>Toni Kraus</h3>

Toni Kraus

studiert Medienmanagement im 6. Semester an der Hochschule Mittweida in der Vertiefungsrichtung Journalismus. Als Chefredakteur organisiert und koordiniert er die Redaktion und die publizierten Inhalte von medienMITTWEIDA. Als freiberuflicher Musiker ist er selbst oft Protagonist journalistischer Berichterstattung, betrachtet diese nun aber als Redakteur zusätzlich aus der Perspektive des Gegenüber.