Public Viewing: Bier und „Starcraft“

von | 30. November 2011

„Barcraft" ist ein Trend der E-Sport-Szene. medienMITTWEIDA hat sich erkundigt, warum sich Fans in Kneipen treffen, um Computerspiel-Übertragungen gemeinsam anzugucken.

Samstagabend. In einer Kneipe in Leipzig finden sich hauptsächlich Männer ein, um auf einer Leinwand die Matches ihrer Stars zu sehen. Eigentlich ist das nichts ungewöhnliches, jedenfalls wenn es um Fußball geht. Im „Könnteman“ treffen sich die Besucher aber, um einer Übertragung des Strategiespiels „Starcraft 2“ aus dem schwedischen Jönköping beizuwohnen. Am 26. November 2011 wurde das Computer-Festival „Dreamhack 2011 Winter“ übertragen. Es ist das größte digitale Festival, das Finale der Veranstaltung in Schweden fand in einer vollen Eishockey-Halle statt. Über 100.000 Nutzer haben sich in den Livestream zugeschaltet.

Barcraft“ nennt sich das Event in Leipzig, wo die Fans zusammen die Spielübertragung schauen, abgeleitet von dem Namen des Spiels. „Barcraft kommt eigentlich aus den USA. Dort haben Besitzer von Sports Bars mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen gehabt und sich entschlossen, neben Sportarten wie Football und Baseball, auch E-Sport-Events zu zeigen“, erklärt Kevin Autenrieth, einer der drei Organisatoren. „Es wäre schön, wenn man das gemeinsame Erleben des Spiels und das Fachsimpeln in einer größeren Runde zelebriert. Aus diesem Wunsch entstand die Idee, selbst ein Barcraft zu veranstalten.“ Die Live-Schaltung der „Starcraft 2“-Matches der„Dreamhack 2011 Winter“ war ihre erste E-Sport-Übertragung. Die ersten Spiele wurden gegen 13 Uhr gezeigt. Insgesamt ging das „Barcraft“ über 12 Stunden, wobei die entscheidenden Spiele um die Plätze 1 bis 3 ab 21 Uhr übertragen wurden. Das Finale dauerte etwa eine Stunde. Letztlich konnte der Koreaner Song Hyeon Deok vom „Team Liquid“ den mit 20.000 Euro dotierten ersten Platz erringen.

„Facebook“ als Organisationstool

Über „Facebook“ wurde die Veranstaltung in Leipzig angekündigt. Insgesamt kamen etwa 40 Besucher, viel mehr Plätze bietet die Bar auch nicht. Die Laufkundschaft der Kneipe war dennoch etwas irritiert. „Es wirkt wahrscheinlich auch relativ verstörend auf jemanden, der davon keine Ahnung hat“, gibt Organisator Autenrieth zu. „Erstmal fragt man sich als Außenstehender: Warum sehen sich Leute Computerspiele an? Diese Faszination ist zunächst einmal nicht nachzuvollziehen.“ Jedoch seien die wesentlichen Bestandteile des Spiels schnell erklärt und auch Neulinge könnten in kurzer Zeit die Spielabläufe verstehen. Jonas Döhring, ebenfalls vom Organisationsteam, glaubt aber nicht daran, dass die Übertragung  von Computerspielen jemals die Beliebtheit von Fußball-Public-Viewings erlangen wird. Zielgruppe solcher Events seien vorrangig die Videospieler eines Titels selbst. „Es gibt eine große Vielfalt an E-Sports-Titeln und in den meisten Fällen wird lediglich die Szene rund um ein einzelnes Spiel verfolgt.“

Kombination von Offline- und Onlinewelt

„Mit Mitte 20 sind wir die Pioniergeneration für die Entwicklung dieser Events“, erklärt Mit-Organisator Döhring. „Es fügt eine soziale Komponente zum Spiel hinzu, die offline so nicht zu erleben wäre.“ „Barcrafts“ scheinen sich aber zu einem Trend zu entwickeln, in immer mehr Großstädten finden solche Übertragungen statt.

<h3>Julius Guzy</h3>

Julius Guzy