Es ist der Traum schlechthin eines jeden Jungen – Fußballprofi zu werden. Doch oft wird der Profifußball auch als „Haifischbecken“ bezeichnet. Maddox Stadel ist 17 Jahre alt und spielt aktuell bei RB Leipzig in der U19 Mannschaft. Im Interview mit medienMITTWEIDA gibt er exklusive Einblicke über seinen Alltag am Nachwuchsleistungszentrum und spricht über den Konkurrenzkampf innerhalb des Teams.
Wie bist du zu RB Leipzig gekommen?
Ursprünglich komme ich aus Kerben, in Rheinland-Pfalz. Bei TuS Koblenz habe ich angefangen zu spielen. Dort wurde ich später gescoutet und wechselte zum 1. FC Kaiserslautern. In Kaiserslautern spielte ich eine sehr erfolgreiche Saison, erzielte viele Tore und hatte das Glück, einen sehr guten Trainer zu haben. Im Winter 2021 kamen dann Scouts von RB Leipzig, die mich sehr gut fanden. Diese haben mich angesprochen und meine Eltern später angerufen, dass sie mich gerne bei RB Leipzig haben wollen. Seit Sommer 2023 spiele ich nun bei RB Leipzig.
Ist es schwer für dich, so weit weg von deinen Eltern zu wohnen?
Ich finde, es kommt immer auf den Typ drauf an. Es gibt die einen, die haben Heimweh und die anderen, die haben damit nie ein großartiges Problem gehabt. Ich zähle mich eher zu den Zweiten dazu – ich habe damit nie ein Problem gehabt. In den beiden Internaten, in denen ich bis jetzt war – in Kaiserslautern und Leipzig – habe ich mich immer sehr wohl gefühlt und tue es auch immer noch.
Wie sieht dein typischer Tag aus an der Akademie?
Dienstag und Donnerstag habe ich von 8:00 Uhr bis 10:15 Uhr Training. Dann ist 11 Uhr Schulbeginn. Ich mache nämlich gerade mein Fachabitur an der Rahn, einem Sportgymnasium in Leipzig. Manchmal habe ich von 11:00 bis 13:00 Uhr, manchmal von 11:00 bis 15:00 Uhr Schule. Danach habe ich am Nachmittag noch einmal Training. Abends gibt es dann Abendessen und danach mache ich entweder noch etwas für die Schule, oder treffe mich mit meinen Freunden. Montag, Mittwoch und Freitag gehe ich direkt früh zur Schule und habe dann nur einmal am Tag Training.
Was gefällt dir besonders am RB Leipzig Nachwuchsleistungszentrum?
Ich finde es sehr gut, dass wir Einzelzimmer im Internat haben. Generell ist alles sehr modern und noch sehr neu. Wir haben in der Akademie eine Sauna, ein Kältebecken, einen Whirlpool, einen Kraftraum und eine Sporthalle mit Kunstrasen. Ich fühle mich hier in Leipzig sehr wohl.
Du hast schon bei den Profis mittrainiert. Gibt es spürbare Unterschiede im Vergleich zum Training in der Jugend?
Ja, es gibt auf jeden Fall Unterschiede. Die Profis haben natürlich mehr Erfahrung, einige sind technisch weiter oder einfach besser als wir. Auch körperlich sind sie nochmal ein ganzes Stück überlegener. Das Spiel ist auch ein bisschen schneller, aber im Großen und Ganzen kann ich trotzdem relativ gut mithalten. Ich finde, man sollte keine Angst davor haben. Man muss immer Vollgas geben und dann passt das. *lacht*
Einige bezeichnen den professionellen Fußball als „Haifischbecken”. Spürst du den Konkurrenzkampf selbst?
Ja, ich finde Profifußball ist ein Haifischbecken. Bei uns ist es so, dass wir für eine Position auf dem Feld drei Spieler haben. Das ist schon ein großer Konkurrenzkampf. Da kann es schonmal passieren, dass du im Training absichtlich von einem Mitspieler verletzt wirst, nur damit er beim Spiel anstelle von dir auf dem Platz steht. Oder deine Mitspieler sind gemein zu dir. Es kann schon manchmal echt eklig werden, aber in unserem Team geht es eigentlich. Wir verstehen uns alle sehr gut.
Findest du, dass viel Druck auf dir lastet?
Nein, eigentlich sehe ich das recht entspannt und versuche mir auch selbst keinen Stress zu machen. Klar, es ist harte Arbeit. Jeder ist am Ende auf sich selbst gestellt, um seine Ziele zu erreichen. Aber ich weiß, dass ich gut bin und vom Verein geschätzt werde. Deshalb mache ich mir da auch selbst keinen Druck.
Was ist in deinen Augen das Schwerste auf dem Weg bis zum Profifußball?
Man muss immer hart an sich arbeiten und sehr viel trainieren. Es kann natürlich auch mal vorkommen, dass man ein halbes Jahr auf der Bank sitzt. Man muss einfach sehr diszipliniert sein und manchmal auch geduldig bleiben. Ich nehme immer gern das Beispiel von Florian Wirtz. Er spielt jetzt in der deutschen Nationalmannschaft, ist dort Leistungsträger und wird mit Lionel Messi verglichen. In seinem ersten U19-Jahr bei Leverkusen saß er komplett auf der Bank. Im zweiten wurde er Kapitän und mittlerweile ist er einer der besten Spieler. Sowas rufe ich mir in solchen Situationen in den Kopf: Man darf nicht aufgeben.
Was würdest du bisher zu deinen größten Erfolgen zählen?
Der Wechsel zu RB Leipzig war einer meiner größten Erfolge. Ein weiterer großer Erfolg war, als ich in der U19 mitspielen durfte, obwohl ich eigentlich noch zu jung war. Da haben wir in der U19 Champions League gegen Manchester City gespielt – gegen Bern durfte ich sogar in der Startelf spielen.
Auch als sehr schöne Erinnerung ist mir ein Turnier in Frankreich im Kopf geblieben – damals mit der U16. Ich habe in fünf Spielen sieben Tore geschossen und einen Hattrick gegen AS Monaco gemacht. Das war schon echt ein schönes Erlebnis.
Gibt es prägende negative Erfahrungen, die du gemacht hast?
Es gibt tatsächlich wenig negative Erfahrungen, die ich bis jetzt gemacht habe. Auch von Verletzungen blieb ich bis jetzt verschont. Das einzige, was ich als negativ empfinde, ist, dass ich, im Vergleich zu zwei Mitspielern, noch nie zur Nationalmannschaft eingeladen wurde. Und das, obwohl ich einer der besten Spieler in unserem Team bin. Das kann ich nicht verstehen *lacht*. Aber ich muss weiter geduldig bleiben und hart daran arbeiten.
Was sind deine Ziele in der nächsten Zeit?
Ich möchte vor allem noch öfter bei den Profis mittrainieren, um selbst technisch besser zu werden. In meinem Team möchte ich als jüngerer Jahrgang der U19 Stammspieler werden und meinen ersten Profivertrag unterschreiben.
Willst du den Lesern noch etwas mitgeben?
Es ist wichtig, immer an sich selbst zu glauben – auch wenn es gerade im Moment mal nicht so gut läuft. Man muss kämpfen, um seine Ziele zu erreichen. Wenn man immer weiter hart daran arbeitet, zahlt es sich eines Tages aus.
Die Schattenseite des Profifußballs
Oftmals hört man von der Schattenseite des Profifußballs. Und auch ich bin der Meinung, dass Profifußball ein Haifischbecken ist. Viele wollen Profifußballer werden, doch nur wenige schaffen es richtig groß rauszukommen. Wie Maddox schon sagt, gibt es viele Besetzungen für eine Position. Man muss besser sein, als alle anderen und immer hart dafür arbeiten, um als Stammspieler gesetzt zu werden. In der Jugend können wahrscheinlich viele noch mit dem Druck umgehen – sie lernen viel dazu und sind teilweise nebenbei noch in der Schule, so wie Maddox. Das kann sich aber schnell ändern, sobald es wirklich der Hauptberuf des Spielers wird. Man kann sich schnell verletzen und dann spielt ein anderer für dich – das macht einen sehr austauschbar. Ist man schlechter als die Teamkollegen, wird der Vertrag oft nicht verlängert. Auch die Fans können sehr unfreundlich werden, wenn man mal nicht die gewohnte Leistung erbringt und verbreiten oftmals Hass im Netz. Solche Dinge können die Spieler stark belasten.
Trotzdem ist die Jugendarbeit bei RB Leipzig bemerkenswert und eine sehr große Chance für junge Spieler. RB hat eine hochmoderne Akademie und Trainingsanlagen. Zudem legt RB Leipzig einen großen Wert auf schulische sowie persönliche Entwicklung der Spieler – sie haben viele Partnerschulen sowie Hochschulen. Die Nachwuchsförderung soll langfristig gesehen den Erfolg des Clubs sichern. Damit ist RB Leipzig ein Vorbild für andere Clubs.
Mit viel Ehrgeiz, hartem Training und der Ausbildung an einem modernen Nachwuchsleistungszentrum, wie jenes in Leipzig, ist der Grundstein für eine mögliche Fußballkarriere gelegt.