Bezahlmodelle behindern den E-Sport

von | 27. Februar 2012

In Amerika wurde nun das erste E-Sport-Event ausschließlich für zahlende User ins Internet gestreamt. Julius Guzy sieht damit die Zukunft des E-Sport gefährdet. Die „MLG Winter Area“ vom 25. bis […]

Wer sehen will, muss zahlen: Ein Motto, das dem E-Sport schadet.

Wer sehen will, muss zahlen: Ein Motto, das dem E-Sport schadet.

In Amerika wurde nun das erste E-Sport-Event ausschließlich für zahlende User ins Internet gestreamt. Julius Guzy sieht damit die Zukunft des E-Sport gefährdet.

Die „MLG Winter Area“ vom 25. bis 27. Februar war das erste Event, das ausschließlich für ein Endgelt von 20 US-Dollar übertragen wurde. Nicht einmal die Premium-Abonenten bekamen die „MLG Winter Area“ umsonst zu sehen, ihnen wurde lediglich ein Rabatt von 5 US-Dollar angeboten. Bisher waren für sie in der Jahresgebühr von 29.99 US-Dollar alle Sonderleistungen, wie zusätzliche Streams von den Nebenbühnen, inklusive. E-Sport ist zwar immer noch ein Nischenprodukt. Das und die spezielle Zielgruppe rechtfertigen aber nicht, Großereignisse dieser Sportart nur zahlender Kundschaft anzubieten.

Auch wenn die Netzfreiheit durch die Zahlpflicht nicht wie durch das ACTA-Abkommen bedroht ist, so verprellt der Veranstalter dadurch doch seine Fans. Die Basis der Zuschauer nur auf die zahlungskräftige Kundschaft zu verlagern, ist ganz eindeutig der falsche Weg. Den Preis dann auch noch mit Reisekosten für Spieler und Caster zu rechtfertigen ist ungerechtfertigt. Aus welchen Posten sich nämlich genau der hohe Ticketpreis zusammensetzt, lässt der Veranstalter offen.

Hier fehlt die Transparenz. Die internetaffine Zielgruppe würde sicher mehr Verständnis für die Kosten aufbringen, wenn sie weiß, dass der Betrag tatsächlich den Gamern zu Gute kommt und nicht bei dem Verband versickert. Auf den Teamseiten, wie zum Beispiel der von „Team Liquid“, hat diese neue Geschäftspraxis zurecht für mächtig Diskussion gesorgt.

Bonusinhalte, wie zusätzliche Übertragungen weiterer Spiele, lassen sich ebenso in den seltensten Fällen auskosten; dieses Angebot ist für die meisten Nutzer wenig attraktiv. Es kauft sich auch niemand „Sky“, um zwei Fußballspiele gleichzeitig zu sehen. Die meisten Spieler wollen nur ein spezielles Game sehen, Interesse an einem anderen Genre besteht kaum. Es gibt also keinen Mehrwert, wenn die Übertragungen für andere Spiele inklusive sind.

Deutschland braucht Entwicklungsfreiraum für den E-Sport

Bis jetzt gibt es in der Bundesrepublik zu jedem großen E-Sport-Event, wie zum Beispiel dem „Intel Friday Night Game“, einen Stream. Zwar mit geringer Qualität, aber kostenlos. Grundsätzlich besteht auch in Deutschland die Gefahr, dass diese kostenlosen Übertragungen eingestellt und nur noch eine hochauflösende, kostenpflichtige Übertragung angeboten wird. Für die eher jugendliche Zielgruppe wären allerdings 15 Euro oder mehr ein K.O.-Kriteritum. Das Angebot würde die Zielgruppe verfehlen. Der durchaus interessante Sport hätte nur wenig Chancen neue Fans zu gewinnen. Die deutsche Sparte der „Electronic Sports League“ wäre also schlecht damit beraten, es dem amerikanischen Modell gleich zu tun.

Abgestufte Modelle statt Komplettpaket

Gut vorstellbar sind dagegen sogenannte Mirco-Payment-Syteme. Der Nutzer soll freiwillig das zahlen, was er auch sehen will. Beispielsweise die Wiederholung eines Spiels oder die Aufzeichnung sämtlicher Spielvorgänge zur eigenen Analyse. Dieses modulare System ließe sich auch mit höherer Akzeptanz in das bestehende Modell, nämlich einem Stream mit geringer Qualität und einem kostenpflichtigen Stream mit hoher Qualität, einbinden. Die zukünftige Entwicklung des E-Sport von einem Nischenprodukt hin zu einem Mainstream-Angebot beginnt aber sicherlich nicht damit, diesen nur für ein privilegiertes Publikum zur Verfügung zu stellen.

Text: Julius Guzy, Bild: sxc.hu, Fotograf: mihow, Elemon, plattmunk, Bearbeitung: Florian Pfennig

<h3>Julius Guzy</h3>

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