Reklame für innovativen Zeitungsjournalismus

von | 22. März 2011

Unter dem Motto "Rastloser Planet sucht neuen Journalismus" startete die Werbeaktion der Welt Anfang März mit überraschenden und beeindruckenden Plakaten. Diese sollen auf das neue Ressort aufmerksam machen, in dem die Redaktion alle konventionellen Regeln des Journalismus brechen und den Lesern außergewöhnliche Sichtweisen bieten will.

Die auffälligen Motive und Inhalte der aktuellen WELT-Kampagne sorgen für viel Gesprächsstoff und begeistern nicht nur Fans des herkömmlichen Print-Journalismus. Die Plakate werden nun vielleicht auch im Posterformat gedruckt, da die Zahl der Nachfragen so hoch ist. „Ich glaube es passiert selten, dass sich die Leute freiwillig Werbung ins Wohnzimmer hängen wollen“, unterstreicht Christian Schwarm die positive Resonanz im Interview mit medienMITTWEIDA. Er ist Geschäftsführer der Dorten GmbH, welche die Werbekampagne konzipierte und umsetzte.

Mit vermeintlich einfachen Tricks große Wirkung erzielen

Auf den ersten Blick erscheint das Konzept eigentlich eher simpel. Auf jedem Poster prangen in großen Lettern vier Begriffe, die prinzipiell nichts gemeinsam haben. Einfache Schlagwörter, wie „Afghanistan. Superstar. Fashion Week. I like.“ Dazu griff die Agentur für den Bildhintergrund auf die Illustrationen und Collagen des New Yorker Fotografen Peter Sutherland zurück. „Wir wollten etwas Aufmerksamkeitsstarkes, etwas Ungewöhnliches“, begründet Schwarm die Wahl des Künstlers. Auf diesem Wege wird optisch noch ein fünfter Begriff dargestellt.

Die Plakate sollen die Tendenz zeigen, dass Informationen vom Verbraucher immer gleichzeitiger und gleichwertiger konsumiert werden. Ein Grund dafür ist das Internet, das eine riesige Menge an Input permanent verfügbar macht. „Bio-Eier. Neuwahlen. Amok. 3D“, heißt es auf einem der insgesamt 18 Motive. Das soll den ein oder anderen wohl an die Vielzahl an Themen und Inhalten erinnern, die ihn im Internet ungefiltert erreichen – und an die Vorzüge einer gedruckten Zeitung. Jedoch soll die Kampagne bei jedem Betrachter individuelle Assoziationen hervorrufen.

Werbeleute bedienen sich bei Musikern

Die Zusammensetzung der Begriffe ist jedoch keinesfalls willkürlich. „Da stecken Wochen an Arbeit dahinter“, berichtet Werbefachmann Schwarm. Die Werbeleute haben sich am Sampling aus dem Musikbereich bedient. „Wir nehmen etwas, was schon vorhanden ist, und kombinieren es ganz neu“, erklärt er. Außerdem sei wichtig, dass die Wörter beim Lesen einen melodischen Klang erzeugen.

Im beworbenen Ressort „Rastloser Planet“ soll es nur eine Regel geben: „No Rules!“ Dadurch sind die Redakteure jeden Tag dazu angehalten, etwas Neues, Außergewöhnliches auszuprobieren – wie die Sammlung von Zitaten und Meinungen aus dem Social Network Twitter zum Rücktritt Guttenbergs, dass die Redaktion „#guttbye“ betitelte. Das Ressort wird so zur Experimentierwiese. Mit der Werbekampagne sollen vor allem junge Menschen wieder an die gedruckte Tageszeitung herangeführt werden. Sie ist jedoch noch nicht abgeschlossen. „Wir sind noch voll in der Arbeit drin“, berichtet Schwarm.

In der folgenden Bildergalerie werden verschiedene Reklameaktionen für Zeitungen verglichen.

 

<h3>Lorena Gasteyer</h3>

Lorena Gasteyer