Am 21. Juni 2024 ist die Erweiterung „Shadow of the Erdtree“ zu Elden Ring erschienen. Das im Februar 2022 erschienene Videospiel war nicht nur beliebt, es hat sich zu einem regelrechten Phänomen in der Videospielindustrie entwickelt. Millionen Spieler haben sich eisern durch die Welt der Zwischenlande gekämpft und niemand hat damit gerechnet. Ein Kommentar.
Darum geht es in Elden Ring
Elden Ring ist ein Action-Rollenspiel, entwickelt von From Software und veröffentlicht von Bandai Namco Entertainment. Es führt Spieler durch die weitläufige, offene Welt der Zwischenlande, einer düsteren, vielseitigen und eindrucksvollen Umgebung, in der es an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken und bekämpfen gibt. In der Handlung des Spiels wurde der Elden Ring – ein mächtiges Objekt, welches die „goldene Ordnung“ erhält – zerbrochen. Spieler kämpfen sich in der Rolle eines einsamen Kriegers vom Stamm der „Befleckten“ an Halbgöttern, Drachen, Untoten, Riesen und anderen mythischen Kreaturen vorbei, um die Fragmente des zerstörten Elden Rings zu sammeln und so als „Elden Lord“ die Ordnung in den Zwischenlanden wiederherzustellen.
Das Spiel vereint Elemente der beliebten Dark Souls-Serie mit neuen Features. Die Hintergrundgeschichte wurde in Zusammenarbeit mit dem berühmten Fantasy-Autor George R. R. Martin – bekannt für “Das Lied von Eis und Feuer”, die Vorlage zur Serie „Game of Thrones“ – entwickelt und entfaltet sich dem Spieler durch kryptische Hinweise und Erkundung der Welt.
Limgrave, das erste Gebiet im Spiel; Bild: Bandai Namco Entertainment
Ein gewaltiger Erfolg
Elden Ring wurde schnell zu einem unglaublichen Erfolg, sowohl finanziell als auch in der öffentlichen Wahrnehmung. Es erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den prestigeträchtigsten Preis der Videospielbranche Game of the Year (GOTY) im Jahr 2022. Das Spiel wurde von der Fachpresse und von den Spielern in höchsten Tönen gelobt. Innerhalb weniger Wochen nach Veröffentlichung verkaufte sich das Spiel millionenfach und übertraf die Erwartungen der Branche bei weitem.
Aktuell wurden von Elden Ring über 23 Millionen Einheiten verkauft (Stand Februar 2024). Das Spiel ist eines der meistgeschauten Spiele auf Twitch. Erst kürzlich hat der beliebteste Twitch-Streamer – Kai Cenat – das Spiel gestreamt und damit seinen persönlichen Zuschauerrekord gebrochen. Rund 400.000 Zuschauer haben sich zu Spitzenzeiten an den absurden Wutausbrüchen des US-Amerikaners bei seinem Playthrough von Elden Ring erfreut.
Ein unerwartetes Phänomen
Doch Elden Ring dürfte eigentlich gar nicht funktionieren. Das haben einige – vor allem Konkurrenten aus der Videospielbranche – vor dem Erscheinen des Spiels gedacht.
Elden Ring hat sich nahezu allen Trends der westlichen Videospielindustrie widersetzt. Diese ist geplagt von schnellen „Cash-Grabs“, unfertigen Releases und Mikrotransaktionen. Große AAA- Studios wie Ubisoft, Activision Blizzard und EA schienen sich mit jedem neuen Release qualitativ zu unterbieten. Cyberpunk 2077, Battlefield 2042, Fallout 76 und No Man’s Sky waren einige Tiefpunkte der letzten Jahre. Die Spieler wurden nach anfänglichem Hype jedes Mal aufs Neue enttäuscht.
Auch die extreme Ausrichtung der Videospielbranche in Richtung Gelegenheitsspieler hat vielen Nutzern missfallen. AAA-Releases sind über die letzten Jahre immer einfacher geworden, forderten den Geist in keiner Weise und der Spieler wird förmlich an die Hand genommen, um so einer größeren Zielgruppe gerecht zu werden. Gewinnmaximierung um jeden Preis – auch wenn die Qualität gewaltig darunter leidet. Davon waren Spieler sehr enttäuscht. Auch Reaktionen auf die Teaser zu Elden Ring blieben anfänglich, aufgrund des Misstrauens der Spieler, eher zurückhaltend. Als dann jedoch der erste Gameplay-Trailer zu Elden Ring erschien, war der Hype gewaltig.
FromSoftware – Ein Erfolgsgarant?
Ein gewisser Erfolg wurde erwartet – allerdings nicht in dem Ausmaß, wie er dann tatsächlich eintrat. FromSoftware, das Studio hinter Elden Ring, hat sich durch seine vorherigen Titel wie Demon’s Souls, die Dark Souls-Reihe, Bloodborne und Sekiro: Shadows Die Twice einen Ruf für hochwertige, herausfordernde und tiefgründige Spiele erarbeitet. Die Fans erwarteten ein weiteres Meisterwerk. Gelegenheitsspieler wurden vom Ruf der Souls-Spiele und dem brutalen Schwierigkeitsgrad bisher allerdings immer wieder abgeschreckt, und so konnte kein Ableger der Reihe einen wirklichen Mainstream-Status erreichen.
Mit Elden Ring kamen schließlich nicht nur Hardcore-Fans der Souls-Serie auf ihre Kosten. Elden Ring ist ein perfektioniertes Produkt, das auf den Erfolgsfaktoren der Dark Souls-Serie aufbaut: atmosphärisches Design der Spielwelt, ein sehr fordernder, aber belohnender Schwierigkeitsgrad, epische Bosskämpfe, fantastischer Soundtrack und eine kryptisch erzählte, tiefsinnige Story. Elden Ring ist den Vorgängern dabei in jeglicher Hinsicht mehr als ebenbürtig. Die neue offene Welt war aber der maßgebliche Faktor, der Elden Ring zum großen Durchbruch im Mainstream verholfen hat. Durch das nicht-lineare Level-Design bietet das Spiel eine weniger frustrierende Anfängererfahrung als die spirituellen Vorgänger. Scheitert man beispielsweise an einem Bosskampf, findet man schnell an anderer Stelle etwas Neues zu entdecken und kommt später – stärker als zuvor – zurück. Die Open World ist zudem nicht unnötig groß. Sie ist lebendig. An jeder Stelle gibt es etwas Neues zu entdecken und sie sieht dabei einfach fantastisch aus. Trotz veralteter Grafik werden die weiten Ebenen, die mystischen Sümpfe und die verfallenen Städte der Spielwelt perfekt in Szene gesetzt. Elden Ring entführt in eine Welt, in der man gerne mehrere hundert Stunden verbringt.
Das Reich der Schatten, die geheimnisvolle Welt der Erweiterung ; Bild: Bandai Namco Entertainment
Qualität über Gewinnmaximierung
Elden Ring zeigt, dass man als Unternehmer heutzutage – in einer Branche, in der Gewinnmaximierung über allem steht – mit einem wirklich guten Produkt noch immer sehr erfolgreich sein kann. Das Spiel ist ein wahrhaftes Meisterwerk, es überzeugt durch Qualität. Elden Ring ist ein Kunstwerk. Es ist kein Wegwerfprodukt, wie der alljährlich erscheinende Ableger von Call of Duty. Es wird nicht versucht, durch elendige Maschen wie Mikrotransaktionen dem Spieler den letzten Cent aus der Tasche zu ziehen. Das Spiel wurde nicht auf Zwang einem möglichst großen Publikum gerecht gemacht, und dem Spieler nicht in einem minderwärtigem Zustand angedreht. Elden Ring ist ganz einfach ein gutes, fertiges Produkt, das den Erwartungen der Fans mehr als gerecht geworden ist. Dies ist leider eine Seltenheit am modernen Videospielmarkt. Dem Spieler wird mit Elden Ring ein unvergessliches Erlebnis geboten. Genau dafür gibt man gerne Geld aus.
Was die Erweiterung verspricht
Shadow of the Erdtree, die Erweiterung zu Elden Ring, wurde von Fans sehnlichst erwartet – aus gutem Grund. Worum es im DLC wirklich geht, wurde – FromSoftware typisch – nur kryptisch vermittelt. Die Handlung folgt dem Halbgott Miquella, auf dessen Spuren der Spieler sich in das Reich der Schatten begibt, und sich dort neuen Herausforderungen stellen muss. Was aber sicher ist: neue eindrucksvolle Landschaften, neue tragische Geschichten und neue epische Bosskämpfe. Die Erweiterung bietet mehr von allem, was an Elden Ring so perfekt war. Und man darf sich sicher sein, dass die hohen Erwartungen erneut übertroffen werden.