Rezension: Alice im Wunderland

von | 8. März 2010

Lewis Carroll erschuf mit seinem Meisterwerk eine Welt, die knapp 20 Mal verfilmt wurde und eine Oper sein Eigen nennt. Nun nahm sich der Meister des Skurrilen und Schrägen, Tim Burton, der Thematik an und schuf eine neue Interpretation des Kinderbuches.

Der Film fühlt sich wie eine Fortsetzung des Disney-Klassikers und eine Buchverfilmung zugleich an. Alice ist inzwischen erwachsen geworden und ihre Mutter möchte sie adlig verheiraten, um ihr ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen. Auf einer Feier, bei der Alice zunächst nicht weiß, dass es ihre eigene Verlobungsfeier ist, begegnet sie einem Kaninchen in einem Mantel. Als um ihre Hand angehalten wird, entflieht sie der Gesellschaft und folgt dem Kaninchen zu seinem Bau. Sie schaut in den Kaninchenbau und fällt sehr tief in das Loch hinein. Am Boden des Loches angekommen, merkt sie, dass ihr alles aus ihren Träumen bekannt ist und denkt, sie träumt. Im Hintergrund sind Stimmen zu hören: „Man könnte meinen, sie wüsste alles noch vom ersten Mal.“

Die Alice?

Im Wunderland angekommen, begegnet sie alten Bekannten, kann sich aber nicht erinnern, schon einmal da gewesen zu sein. Tweedledee und Tweedledum, das weiße Kaninchen, die Haselmaus und Absalom rätseln, ob sie die Alice ist, die sie suchen. In der Prophezeiung der Raupe Absalom, ist es Alice, die den Kopf des gefürchteten Drachen Jabberwocky abschlagen und das Unterland von der Herrschaft der Roten Königin für immer befreien wird. Alice selbst glaubt nicht, dass sie die Richtige ist, denn sie ist fest davon überzeugt, dass töten nicht ihre Art ist. Es bleibt jedoch nicht viel Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn eine Horde der Roten Königin zerstreut die Gruppe und Alice, für die alles immer noch ein Traum ist, läuft unbekümmert weiter in das Wunderland hinein, in der Hoffnung bald auf zu wachen.

Lieblingsmime Johnny Depp

Die Farbenpracht und die teils skurrilen Details, wie die für Tim Burton klassische spiralförmige Wuchsform der Ranken, tragen seine typische Handschrift. Auch ist wieder sein Lieblingsduo mit dabei. Johnny Depp als der verrückte Hutmacher und Helena Boham Carter als Rote Königin. Für die Verfilmung wurden die beiden Bücher „Alice im Wunderland“ und „Alice hinter den Spiegeln“ zusammen gefasst. Zwangsläufig ergibt sich daraus ein sehr hohes Tempo des Films und die Charaktere haben recht wenig Zeit, sich zu etablieren und zu entwickeln. Der Film kann ohne Vorwissen genossen werden, jedoch sind die Charaktere und deren Handlungen besser zu verstehen, wenn man bereits die Bücher oder vorherige Verfilmungen gesehen hat.

Technisch sehr gut umgesetzt

Die Figuren wie Grinser, die Raupe Absalom, Tweedledee und Tweedledum, das weiße Kaninchen, die Haselmaus und große Teile des Sets wurden digital erschaffen, sind aber immer sehr glaubwürdig. Sowohl die Bewegungen als auch das Fell oder die Haut. Nur beim Schrumpfen oder Wachsen von Alice wirkt ihre Kleidung manchmal etwas zu „fluffig“. Ein wenig störend sind Elemente, die sehr an die Verfilmungen von „Narnja“ erinnern. Dazu gehört wohl vor allem die Endschlacht gegen den Drachen, die unnötig weit ins Epische getrieben wurde. Zumal die glänzende Rüstung vor allem dazu dient, beim Merchandising schönes Spielzeug anbieten zu können.

Spiel der Gegensätze

Der rasche Wechsel zwischen Genie und Wahnsinn, farbenfroh und trist, Sanftmut und grober Gewalt spielt in diesem fantasievollen Abenteuer ihr gesamtes Potential aus. Der Film „Avatar“ hat sehr viel mit Farben und Emotionen gespielt und ignorierte dunkle Farbtöne. Alice spielt mit verrücktem Witz, starken Kontrasten und allen Helligkeitsstufen, die auf einer Leinwand darstellbar sind. Die Geschichte ist durchgehend, sehr gut nachvollziehbar und abgesehen von den blutigen Schlachten, die etwas übertrieben erschienen, auch für jüngeres Publikum unter zwölf Jahren geeignet. Ein zehnjähriges Mädchen sagte: „Vor allem die Schlacht am Ende auf dem Schachbrett hat mir voll gefallen!“ Ihre Mutter hatte ihr während des Filmes dennoch immer wieder die Hand vor die Augen gehalten.

<h3>Marcus Koerbs</h3>

Marcus Koerbs