Rezension: American Pies Serien-Pendant

von | 19. April 2010

Sex in nassen Betten und mit Fäkalien beschmutze Kekse: Höhepunkte des Humors einer insgesamt eher peinlichen Serienneuerscheinung, die MTV nun nach Deutschland gebracht hat.

Bildung ist für Loser und wer zu Vorlesungen geht, hat den Sinn des Colleges nicht verstanden. Diese Aussage fasst die zugrunde liegende Philosophie der neuen MTV-Serie „Blue Mountain State“, deren erste Folge der Sender am 18. April in Deutschland ausstrahlte, gut zusammen. Wie aus diversen, dem immer gleichen Muster folgenden, Komödien bekannt, ist die Handlung weitestgehend sinnfrei: Zwei „Frischlinge“ beginnen ihr erstes Jahr am College und haben nichts Besseres zu tun als zu saufen, sich sexuell zu vergnügen und an abstrusen Aufnahmeritualen teilzunehmen.

Vorhersehbare Ekelgeschichten

Überhaupt bildet die im Footballmilieu angesiedelte Geschichte nur einen Rahmen um möglichst viele, durchgehend zotige und eklige Witze unterzubringen. Dazu werden verschiedene stereotype Charaktere eingeführt: Alex, der coole Hauptdarsteller (für die Identifikation), Sammy der Loser und beste Freund (bekommt die widerlichsten Witze ab), Shilo der unschuldige Naivling (wird vom „richtigen“ Leben bekehrt) und seine nervende, verklemmte Freundin Denise (kommt sicher auch noch bei diversen Männern zum Zuge).

Oft entbehrt die Geschichte jeglicher Logik: Alex wacht beispielsweise nach einer durchzechten Nacht mit einer älteren Frau in seinem uringetränkten Bett auf. Er schleicht sich nach draußen und ruft seinen besten Freund Sammy an. Dieser soll ein wichtiges Notizbuch aus seinem Zimmer holen, da er nicht zurück möchte. Dabei stellt sich heraus, dass es Sammy war, der in der Nacht in das Zimmer kam und auf die Schlafenden urinierte. Auf diese Weise stimuliert, finden nun auch der beste Freund und die – noch immer im Bett liegende – Frau zueinander und ergeben sich ihrem Verlangen.

Flacher Teenager-Humor

Das Rezept, das der Serie zugrunde liegt, scheint einfach: Möglichst viele Kalauer auf einen Haufen, irgendwann wird der Zuschauer schon mal lachen. Die Mischung ist so überdreht bescheuert, dass es fast zwecklos wäre, sich über die Frauen- und Homosexuellen-Klischees zu ärgern oder der Serie Zuschauerverdummung vorzuwerfen. Die angestrebte Zielgruppe, hauptsächlich wohl pubertäre Jungen wird sicher unterhalten werden. Hartgesottene „American Pie“-Fans finden mit „Blue Mountain State“ auch einen legitimen Nachfolger.

Die traurige Frage ist: Beschäftigen sich amerikanische Studenten tatsächlich ausschließlich mit den grundlegenden Bedürfnissen ihres Körpers? Was ist daran unterhaltsam? Im Detail betrachtet, zeichnet die Serie sogar eher ein zutiefst tristes Bild einer Generation, die nur für die Gegenwart lebt. Alex, der Hauptcharakter, hat sich damit abgefunden nach seiner College-„Karriere“, wie sein Vater zuvor einen Job als Sportlehrer an einer Highschool anzutreten. Vier Jahre saufen und mit möglichst vielen Mädchen schlafen, bilden den Höhepunkt seines Lebens.

<h3>Tom Rosenkranz</h3>

Tom Rosenkranz