Rezension: Betrug in bunter Schwulenwelt

von | 30. April 2010

Zwischen stereotypen Vorurteilen und witziger Unterhaltung – "I Love You Phillip Morris" beruht auf einer wahren Geschichte. In den Hauptrollen: Jim Carrey als schwuler Gauner und Ewan McGregor als gutgläubier Liebhaber.

Nach außen ist Steven Russel (Jim Carrey) ein ganz normaler Vater und Ehemann. Von seinen Adoptiveltern als konservativer Christ erzogen, sorgt er als Polizist für Ruhe und Ordnung in seiner Heimatstadt Virginia Beach. Doch er führt ein Doppelleben, was er gekonnt verbirgt. Steven ist schwul. Nach einem Verkehrsunfall beginnt Steven seine Homosexualität zu akzeptieren und verlässt seinen Heimatort, um einen Neustart in Florida zu wagen.

Steven verschwendet sein Geld: Spaß, Freiheit und Luxus – er lässt keine Liebschaft und keine Party mehr aus. Doch schon bald offenbart Stevens Lebenswandel die kostenspieligen Schattenseiten. Um sich dennoch finanziellen Wohlstand zu garantieren, beschließt Russel sich eher unkonventionelle Einnahmequellen zu erschließen. Seine Machenschaften bleiben allerdings nicht lange unerkannt. Schon bald landet er im Gefängnis, wo er seinen Mithäftling Phillip Morris (Ewan McGregor) kennen- und lieben lernt. Doch damit fangen die Probleme für Steven erst richtig an.

Klischees werden erfüllt

Es ist schwer, die Beziehung von Morris und Russel ernst zu nehmen, da immer wieder der freche Betrüger durchkommt, der auch in ruhigen Momenten nicht auf Sticheleien, forsche Sprüche und Grimassen verzichten kann. Als Lügner ist Carrey souverän, doch sobald Gefühle gegenüber seinem Filmpartner sichtbar sind, wirkt er eher unsicher und fast fremd in seiner Rolle. McGregor ist da weitaus ernstzunehmender. Dennoch wirken manche Szenen schlichtweg gekünstelt. Klischees über Schwule werden erfüllt und in Form von hellblonden Haaren und enger Kleidung übertrieben dargestellt.

Zudem kommt die Zwiespältigkeit zwischen Komödie und Tragödie hinzu, was es dem Zuschauer oft erschwert der Handlung zu folgen. Der plötzliche Wandel vom Gauner zum schwulen Liebhaber erfolgt oft und teilweise auch zu verwirrend. Komödiantische Aspekte wirken zu Beginn des Filmes noch mäßig lustig, werden gegen Schluss jedoch völlig ausgeblendet, da nun nur noch die beiden Schwulen mit ihren Gefühlsausbrüchen im Vordergrund stehen.

Die Würze fehlt

Im Mittelpunkt der Komödie stehen Stevens spektakuläre Betrügereien und Lügereien, welche dem Film durchaus einen gewissen Charme verleihen. Jedoch verlieren die immer dreister werdenden Tricksereien auch irgendwann ihren Reiz. Immer wiederkehrende Handlungen lassen den Zuschauer bereits erahnen, wie es weitergehen kann. Die Filmlänge, die an sich nur 97 Minuten beträgt, wirkt auf Grund der Wiederholungen extrem lang und ermüdend. Zudem wirkt die Geschichte an einigen Stellen etwas wirr und unstrukturiert. Der inhaltliche Rahmen fehlt. Liebesstories, Knastgeschichten, Abenteuer, Emotionen, alles unterstrichen von etwas Ironie und Satire – es wird bunt vermischt. Im Großen und Ganzen eine großer Topf voll Suppe, dem es an Würze fehlt. „I Love You Phillip Morris“ startete am 29. April 2010 in den deutschen Kinos.

<h3>Vincent Rüdiger</h3>

Vincent Rüdiger