Rezension: Der große Mädchenraum

von | 27. Mai 2010

Nach zwei Jahren ist es soweit: "Sex and the City" erobert die Kinosäle zurück. medienMITTWEIDA schickte gleich zwei Redakteure zur Vorpremiere: Linda Weiß und Bernhard Schmidt geben ihre Sicht der Dinge zum Besten.

// Wer kennt sie nicht, die vier Society-Ladies aus New York? „Sex and the City“ eroberte seit Beginn des neuen Jahrtausends die heimischen TV-Geräte. Nach dem Riesenerfolg des ersten Kinostreifens vor zwei Jahren sind die Heldinnen der hochhackigen Schuhe wieder zurück und verfangen sich diesmal in eine neue, abenteuerliche Geschichte.

Bernhard Schmidt berichtet
Linda Weiß berichtet

Das Warten auf Freundschaft und Fashion ist vorbei
Zwei lange Jahre hat man uns warten lassen. Für mich eindeutig zwei zuviel. Endlich stöckeln die, unseren Freundinnen so ähnlich scheinende Sarah Jessica Parker alias Carrie Bradshaw und ihre drei Freundinnen Samantha, Charlotte und Miranda, wieder über die Leinwand. In alter Manier, in ihren perfekt kombinierten Designerroben und schwindelerregend hohen Pumps. „Wow“ möchte ich der Leinwand entgegenschreien und ja: Ich will genau diesen Kleiderschrank einer dieser fulminanten Grazien!

Im ersten Teil der Kinosaga erfüllte sich schlussendlich für alle Vier der Traum von dem jede für sich geträumt hatte, Carrie heiratete Mr. Big, gespielt von Chris Noth. Er ist genau der Mann, den sie in den sechs Serienstaffeln zuvor vergebens gesucht hatte, um den sie wie eine Löwin gekämpft hatte und den sie nach unzähligen Hochs und Tiefs an sich binden konnte. Miranda, gespielt von Cynthia Nixon, musste ihre Ehekrise überwinden und Charlotte, gespielt von Kristin Davis, brachte trotz ihrer Unfruchtbarkeit eine Tochter zur Welt, die die Liebe zu ihrem Mann Harry besiegelte. Die Vierte im Bunde – Samantha – beendete die eher oberflächliche Beziehung zu ihrem „Toyboy“, um ihre Freiheit zurückzuerlangen.

Manche Dinge ändern sich nie

Im zweiten Teil geraten diese Traumwelten (zeitweilig) aus den Fugen. Miranda kündigt entgegen ihrem strebsamen/karrieristischen Lebensmodell ihren Job in einer Anwaltskanzlei und gibt sich nach vielen Jahren des Workaholic-Daseins ihrer Familie hin. Charlotte ist mit ihrer zweiten Tochter Rose heillos überfordert. Sie möchte ihren Töchtern eine perfekte Mutter sein, muss sich aber eingestehen, dass sie diesem Druck nicht standhalten kann. Samantha, gespielt von Kim Catrall, steckt mitten in ihrer Midlife-Crisis und versucht diese gekonnt zu unterdrücken, in dem Sie eine Fülle von Vitaminpräparaten zu sich nimmt. Und Carrie? Sie soll zwei Tage pro Woche eine Auszeit von Mr. Big gutheißen. Deshalb wollen die Freundinnen eine Pause vom Alltag in New York und flüchten in das geheimnisvolle Abu Dhabi. Im orientalischen Paradies wartet ein Luxushotel, große Abenteuer, Aufrichtigkeit unter Freundinnen und auf Carrie ein Wiedersehen mit ihrem Ex-Geliebten Aidan. Ein Wirrwarr der Gefühle ist quasi vorprogrammiert. Gespickt ist dieser Film, wie alle „Sex and the City“-Folgen, mit vielen Emotionen, Überraschungen, prominenten Gästen wie Liza Minnelli, Penelope Cruz oder Miley Cirus und einer Menge Couture oder sollte man besser sagen Wüstencouture?

Für alle Frauen weltweit ist heute ein guter Tag. Endlich kommt die Fortsetzung von „Sex and the City“ in die heimische Multiplexe. Schon ein kurzer Blick in die Zuschauerreihen während der Vorpremiere in Leipzig zeigte die Zielgruppe: weiblich, Mitte Zwanzig bis Mitte Vierzig. Sie starren kichernd auf die voller interessanter Outfits-zuckende Leinwand.

Die Story ist so simpel wie auch facettenreich. Die vier besten Freundinnen aus den Lifestylevierteln New Yorks knüpfen zwei Jahre später an die Handlung des letzten Kinostreifens an. Carrie, die weibliche Hauptrolle, genießt das Eheleben mit Mr. Big. Doch schon nach zwei Jahren des Zusammenlebens kommen erste Unebenheiten ans Tageslicht: Während die lebhafte Carrie weiterhin mir ihrem Mann das Nachtleben New Yorks genießen will, zieht es den mehr zu gemeinsamen Kuschelabenden neigenden Geschäftsmann vor den Fernseher im Schlafzimmer. Wie praktisch, dass ihre Freundin Samantha einen PR-Auftrag in Abu-Dhabi mit Vollpension ergattert. Gemeinsam reisen die vier besten Freundinnen in das „Neu-Arabische Land“ und bekommen schon sehr bald den Kontrast aus Märchenwelt und harter Islambeugung zu spüren. Doch nicht nur die fremdländische Kultur macht den Frauen zu schaffen, Carrie holt ihre Vergangenheit aus New York ein. Die Konsequenzen sind nicht leicht zu ertragen und fordern eine tiefe Beziehungs-Neufindung für die beiden Partner.

Nicht nur ein weiterer Multiplex-Film: hervorragendes Product Placement

Der Film startet leider eher mittelmäßig und ohne konkrete Handlung in die erste Stunde – warum der Schwulenhochzeit der Freunde von Carrie und Charlotte in der ersten dreißig Minuten viel zu viel Zeit eingeräumt wurde, ist schwer nachvollziehbar.

Natürlich lebt „Sex and the City“ von wechselnden Designer-Outfits. Carrie trägt in dem Film circa 35 verschiedene Kostüme von Markendesignern aus aller Welt. Wer dachte, dass Product Placement bei James-Bond-Filmen Hochkonjunktur hätte, wird eines Besseren belehrt. Wo sonst springen Designer-Marken neben Mercedes und Co über die Leinwand? Sogar vor einer ausführlichen Führung durch die Hotelanlagen Abu-Dhabis wird nicht halt gemacht, selbst ein Kartoffelchipshersteller bekommt sein Marken-Debut im First-Class-Flug der Luxus-Airline.

Doch wäre es falsch, den Film als amerikanisches „Chick-Flick-Movie“ zu verurteilen. Denn trotz des schlechten Starts bekommen die Hauptcharaktere im späteren Handlungsverlauf die Chance, ihre wahren Eigenschaften zu zeigen. Die „durch Dick und Dünn“-gehende Freundschaft der vier Society-Ladies ist schlicht imponierend. Doch richtig Fahrt bekommt der Film besonders bei der Darstellung der Kontraste zwischen (sexuell) offener, westlicher Kultur und öffentlichen Kuss-Verboten in den Arabischen Emiraten.

Fazit: Must-Go für Ladies und die besten Freundinnen

Für viele Ladies ist der Film ein Muss. Wer als Mann offen für interessante Diskussionen mit der Freundin nach dem Kinobesuch ist, wird dem Streifen einige Qualitäten abringen können. Trotz vorhersehbarer Story bietet „Sex and the City 2“ doch überraschende Wendungen.

<h3>Bernhard Schmidt</h3>

Bernhard Schmidt