Rote Bullen überall

von | 28. April 2011

Das Red Bull Unternehmen ist schon lange kein reiner Energydrinkhersteller mehr. Die Firma um Dietrich Mateschitz entwickelt sich immer weiter zu einem Medienkonzern mit eigenem Fernsehsender, Publikumszeitschrift und Mobilfunkangebot. Nun soll das seit November 2007 kostenlose Lifestylemagazin Red Bulletin nicht mehr nur als Beilage erscheinen, sondern in den Verkauf gehen.

Der österreichische Getränkehersteller Red Bull expandiert seit Jahren in den Medien- und Unterhaltungsbereich. Mit dem Besitz von zwei eigenen Formel-1-Rennställen, dem englischen Red Bull Racing und Scuderia Toro Rosso in Italien, hat sich der Getränkehersteller, den der Österreicher Dietrich Mateschitz besitzt, schon einen Namen im Formel-1-Geschäft gemacht.

Zudem besitzt das Unternehmen mit „Servus TV“ einen eigenen TV-Sender in Österreich, betreibt einen eigenen Mobilfunkdienst und bringt regelmäßig Zeitschriften auf den Markt. Eine dieser Zeitschriften ist das „Red Bulletin“-Magazin, welches von der Red Bulletin GmbH produziert wird. Zudem besitzt das Unternehmen eine Tochterfirma „Red Bull Mediahouse GmbH“ welche den österreichischen Fernsehsender „Servus TV“ leitet. Mit einem geschätzten Wert von 12 Milliarden Euro wurde das Unternehmen Red Bull 2008 vom European Brand Institute zur der zwölftwertvollsten Marke in Europa ernannt. Damit liegt die Firma noch vor der Allianz, SAP und Ikea.

Roter Journalismus

Das Lifestylemagazin Red Bulletin hat laut Angaben von Red Bull eine weltweite Auflage von 4,2 Millionen Exemplaren und lag bislang als kostenlose Beilage der Frankfurter Allgemeine Zeitung bei. Nun soll diese Zeitschrift zusätzlich jeden Monat für einen Verkaufspreis von 3,50 Euro an den Kiosk kommen. Der Inhalt soll sich trotzdem nicht verändern: Sport, Kunst, Kultur, Gesellschaft und die von Red Bull gesponserten Events sind Gegenstände der Berichterstattung. „100 Seiten geballte Action, Abenteuer und Party“, wirbt die Marketingabteilung von Red Bull. Die Aufgabe des Magazins sei es, jene Faszination mitzuteilen, die aufblitzt, wenn einzigartige Menschen scheinbar verrückte Ideen realisieren.

Diese einzigartigen Menschen sind hauptsächlich Extrem- und Spitzensportler, die von Red Bull gesponsert werden. Um die Aufmerksamkeit der Leser auf sich zu lenken, wirbt das Magazin mit großformatigen, spektakulären Fotos und Kuriositäten, welche zu Events und Projekten gehören, die von Red Bull finanziell unterstützt oder von dem Unternehmen eigens entwickelt wurden.

PR findet sich auf jeder Seite

Der Salzburger Publizistikstudent Michael Gams bringt es in seiner Seminararbeit „Inhaltliche Stilelemente im PR-Journalismus“ auf den Punkt. Rund 80 Prozent der Artikel seien Öffentlichkeitsarbeit und Werbung für eigene Veranstaltungen und die Marke Red Bull. Dabei entsteht eine Vermischung der journalistischen Beiträge und der Eigenwerbung innerhalb der von Unternehmen vorgegebenen Themen. In einer Ausgabe kommt bis zu 340 Mal der Name der eigenen Marke vor und auf rund 50 Bildern ist das Stierlogo zu sehen.

„Das zum Teil unauffällige, aber häufige Erscheinen der Marke zeigt, dass der Inhalt manchmal zur Nebensache wird, solange die Marke häufig genug genannt wird“, beschreibt Michael Gams die Vorgehensweise des österreichischen Unternehmens. Die 3,50 Euro, die der Käufer für das „Red Bulletin“-Magazin bezahlen soll, sind also eine Investition in die Werbung, nicht in fast unabhängigen Journalismus, wie es der Red-Bull-Konzern seinen Kunden auf dem Magazintitel vermitteln will.

<h3>Jonna Hoffmann</h3>

Jonna Hoffmann