Sagenumwobenes Naturdenkmal

von | 13. Oktober 2010

Mitten auf dem Campus der Hochschule Mittweida liegt, umgeben von hohen Buchen, ein geologisches Naturdenkmal. Bereits Alexander von Humboldt erforschte hier eine Gesteinsart, die ihm ein Rätsel blieb. Die Herkunft der Felsbrocken erklärt eine teuflische Sage.

Direkt hinter der Direktorenvilla auf dem Campus der Hochschule Mittweida liegt der „Galgenberg“, eine ehemalige Richtstätte am Rande der Stadt. In einem eingezäunten Buchenhain ragen große, bemooste Felsbrocken bis zu drei Meter hoch aus dem Boden. Diese unscheinbar aussehenden Kolosse bestehen aus Cordieritgneis, einem metamorphen Gestein. Bei frischem Abbruch lässt sich ein graublaues Mineral ausmachen, denn Cordierit ist ein Halbedelstein. Außerdem ist er sehr hart. Diese Eigenschaft verlieh den Felsbrocken in Mittweida schon früh den Namen „Teufelssteine“. Im vergangenen Jahr erst entpuppten sich die Steine bei Bauarbeiten an der angrenzenden Straße als Problem: „Die Steine mussten überbaut werden, weil sie nicht kaputt gingen“, erklärt Dr. Marion Stascheit, Leiterin des Hochschularchives.

Der Galgenberg bleibt unbebaut

Im Jahr 1892 wurde der damalige Direktor des Technikums Mittweida, Prof. Alfred Udo Holzt, Besitzer des Galgenbergs – verbunden mit der Bedingung, das Areal „unter möglichster Erhaltung seines Charakters parkähnlich anzulegen.“ Diese Übereinkunft wurde bereits 1898 in der Stadtchronik Mittweidas erwähnt. Noch heute existiert im Grundbuch der Stadt eine entsprechende Vereinbarung. „Für das umzäunte Gebiet gibt es eine Unbebaubarkeitsklausel“, weiß Stascheit. Ihr zeigte Professor Wolfgang Oster, ein Enkel des ehemaligen Besitzers, diese Anlage. Als Kind sei es seine Aufgabe gewesen, das Areal und die Wege darin instand zu halten. Heute pflegen die Mitarbeiterinnen des Hochschularchives eine kleine Besonderheit auf einem Felsblock am Galgenberg.

Die Sage um die Teufelskralle

In einem Gesteinsbrocken am Rande des Areals befinden sich dicht nebeneinander zwei längliche Einsenkungen, die an Eindrücke von Krallen oder Klauen erinnern. Dies seien, laut einer Sage des ehemaligen Stadtpfarrers Friedrich Ludwig Würkert, die Abdrücke vom Fuß des Teufels. In der Erzählung „Des Teufels Kirchbau“ beschreibt der Pfarrer die Entstehung des Areals am Galgenberg so: Der Teufel saß auf dem Berg am Rande der Stadt Mittweida und beobachtete die Wallfahrt der Pilger nach Seelitz, einem kleinen Ort im heutigen Landkreis Mittelsachsen. Da beschloss er, sich zu bessern, Buße zu tun und dem Herrn eine Kirche zu bauen. Mit diesem Vorsatz kehrte er am Abend zurück in die Hölle und setzte seine Heerscharen darüber in Kenntnis. Schließlich versprachen sie, ihm zu gehorchen, wenn er es schaffen würde, seine Kirche auf dem Berg in nur einem Tag zu errichten.

Der Teufel erbaute am nächsten Tag einen prachtvollen Dom. Bei Sonnenuntergang betrachtete er zufrieden sein Werk. Allerdings hatte er vergessen, an die Kuppel des Doms ein goldenes Kreuz anzubringen. Doch es war zu spät: Die Sonne ging unter und die Höllenbewohner erinnerten ihn an sein Wort. Vor lauter Wut darüber, zerstörte der Teufel seine Kirche, schleuderte die Felsbrocken umher und stampfte mit seinem Pferdefuß zornig auf einen der großen Steinblöcke.

Steine der Strenge und Erleichterung 

Prof. Dr. Reinhard Schmidt, von 1990 bis 2000 Rektor der Hochschule Mittweida, hatte seine eigene Erklärung für die Herkunft der Steine: Sie sollen die durch die Härte der Mathematikexamina zu Stein gewordenen Herzen der Mittweidaer Ingenieurstudenten sein. Eine weitere Auslegung besagt, die Steine seien den Studentinnen vom Herzen gefallen, wenn sie ohne Schwangerschaft und seelische Schäden Mittweida mit ihrem Diplom verlassen konnten.

Der Abdruck der "Teufelskralle" (Foto: Stefanie Klawitter)

<h3>Diana Ruder</h3>

Diana Ruder