Chemnitzer Filmkultur

Eure Gesichter, die wunderschön sind

von | 26. Oktober 2018

In Chemnitz ist ein ehrgeiziges Filmprojekt über Liebe und Toleranz sowie kulturelle Grenzen und Konflikte entstanden. Vorhang auf für "Saleh und Maja".

Anfang Oktober erhielten Studierende der TU Chemnitz den Chemnitzer Bürgerpreis 2018 für das Kurzfilm-Projekt Saleh und Maja. Einem Film, der die Verschiedenheiten zwischen einer deutschen Studentin und einem syrischen Flüchtling in einer gemeinsamen Liebesbeziehung thematisiert. Ein Thema, das durch die Vorfälle im August in Chemnitz an Bedeutung gewonnen hat. Der Film entstand allerdings nicht als direkte Reaktion auf die besagten Ereignisse, sondern wurde schon im Jahr zuvor geplant.

Am 13. November 2018 um 19.30 Uhr in der Neuen Sächsischen Galerie in Chemnitz wird der Streifen ein weiteres Mal gezeigt. Benjamin Agsten hat ihn bereits im August zu den Chemnitzer Filmnächten sehen können. Außerdem hatte er die Gelegenheit, am Set dabei zu sein und bereits zuvor die Regisseurin Viktoria Domnikova über das Zustandekommen und die Produktionsumstände auszufragen.

Synopse des Films

Der syrische Flüchtling Saleh verliebt sich in die deutsche Studentin Maja. Auf den ersten Blick sind beide von Grund auf verschieden und stoßen aufgrund ihrer Familien und Freunde auf verschiedene Barrieren und Hindernisse. Die Eine, aus gutem Hause, auf der Suche nach der eigenen Identität. Der Andere, gezeichnet vom Leben, auf der Suche nach einer neuen Bestimmung. Saleh sieht sich dem Druck seines ehrgeizigen Vaters ausgesetzt und Maja leidet unter ihrem oberflächlichen Umfeld. Der Film behandelt die Themen Liebe, Freundschaft, interkulturelle Grenzen und deren Probleme.

Im Vorfeld der Filmnächte sprach medienMITTWEIDA mit der Regisseurin Viktoria Domnikova über den Film. Domnikova erzählte während des Interviews, dass diese Liebesgeschichte für Chemnitz sehr wichtig sei, denn für sie war es bedeutsam, die Überwindung von Missverständnissen und Hürden aufzuzeigen, mit denen sich Menschen unterschiedlicher Kulturen konfrontiert sehen. Sie wünscht sich, dass die Zuschauer sich in den Flüchtling Saleh hineinversetzen, ihr eigenes Weltbild kritisch hinterfragen und so seine Probleme verstehen und nachvollziehen können.

Liebe und Interkulturalität für das Chemnitzer Jubiläum

Auf den Chemnitzer Filmnächten erzählten die Studierenden, dass die Idee in einem Seminar an der Chemnitzer Universität anlässlich des 875-jährigen Jubiläums der Stadt Chemnitz entstand. Zu diesem Jubiläum wurden insgesamt drei Teilprojekte im Seminar „Liebe im digitalen Zeitalter“, welche im Film eine große Rolle spielt, verwirklicht. Dabei hat eine Gruppe das Thema „Bikulturelle Paare“ in Angriff genommen. Das zweite Team entschied sich für Hochzeiten und Brautmoden und in der dritten Gruppe entstand das Projekt „Saleh und Maja“. Aufgabe war es, die Themen „Liebe“ und „Interkulturalität“ schöpferisch aufzubereiten. Die Gäste fanden es gut: „Toll, dass sowas gemacht wird“, war zu hören. Gleichzeitig kristallisierte sich heraus, dass eine solche Produktion nicht nur aus Spaß besteht, denn es mussten geeignete Drehorte sowie Darsteller und Statisten gefunden werden. Mit den Castings im Januar 2018 gewann die Projektcrew etwa zehn Darsteller, manche mit Theatererfahrung und viele Neueinsteiger für die Haupt- und Nebenrollen. Schließlich standen die Hauptdarsteller fest: Maja Riedel, sie spielt die Maja im Film und Dimon Alawad, er übernahm die Rolle des Saleh. Insgesamt waren über 80 Menschen an dem Projekt beteiligt.

Auf Instagram kann man das Making-of von „Saleh und Maja“ verfolgen“. Foto: Benjamin Agsten

Gedreht wurde in Chemnitz unter anderem auf dem Marktplatz, im Tietz und auch nachts im Club LOKOMOV. Gerade dort ging der Dreh beinahe schief. In dieser Nacht wurde eine aufwändige Partyszene aufgenommen. Die Crew, eine Band und über 30 Statisten, sahen sich fast am Ende eines langen Drehtages, als der Strom ausfiel und somit das für Filmaufnahmen wichtige Licht erlosch.

Was machen wir jetzt?! Schoss es mir durch den Kopf. Würden die Statisten einfach nachhause gehen? Immerhin war es fast zwei Uhr in der Nacht.
Viktoria Domnikova

Regisseurin, erinnert sich an einen besonderen Dreh

Der Drehtag schien somit beendet. Obwohl sie erschöpft und müde waren, blieben alle Komparsen am Set. Eine dreiviertel Stunde dauerte es fast, bis am Drehort wieder das Licht anging. Der Stromausfall betraf den gesamten Straßenblock. Das Team nutzte die Zwangspause produktiv und machte Tonaufnahmen von der tanzenden Menge für die Szenen.

Von der Idee bis zur Kinokarte: Das Ticket zu den Chemnitzer Filmnächten mit „Saleh und Maja“ als Vorfilm. Foto: Benjamin Agsten

„Saleh und Maja“ feierte bereits am 2. August 2018 mit fast 140 Gästen im Kino Weltecho eine öffentliche Premiere und schaffte es anschließend auf die Bühne der Chemnitzer Filmnächte. An diesem Abend kündigte Dimon Alawad (Saleh) den Film mit den Worten an: „Ich freue mich auf eure Gesichter, die wunderschön sind.“

Der Film war ein voller Erfolg, er erntete lauten Beifall. Die entspannte Stimmung zog sich durch den gesamten Sommerabend, ganz wie am Set, bei dem sich die Crew auch unter Druck und Problemsituationen gegenseitig tatkräftig unterstützte und sich selbst im Zeichen der Toleranz als „buntes Set“ bezeichnete. So konnten sie zeigen, dass die Flüchtlingsthematik auch rational, ohne Hass und boshafte Vorurteile besprochen werden kann. Immerhin spielen Vorurteile im Film eine Rolle. Die Studierenden der TU Chemnitz und ihre Unterstützer machen es vor.

Text: Benjamin Agsten; Fotos: Benjamin Agsten
<h3>Benjamin Agsten</h3>

Benjamin Agsten

Benjamin studiert an der Hochschule Mittweida Medienmanagement mit der Vertiefung Digital Journalism. Er ist seit April 2018 Ressortleiter für das Ressort "Story" auf medienMITTWEIDA und seit Juli 2018 als freier Journalist für die Freie Presse aktiv.