Scheitern des Internet Explorers

von | 17. Februar 2010

Er ist kein Heiliger. Microsofts Internet Explorer ist auf jedem Windowssystem vorinstalliert und zeigt immer wieder neue Sicherheitslücken. Der Umstieg auf einen alternativen Browser wird dringend empfohlen.

Nach mittlerweile einem Monat liegen die Fakten auf dem Tisch. Durch eine Sicherheitslücke im Internet Explorer wurden systematisch US-Technologieunternehmen mit Schadcode infiltriert, um an wertvolle Programmquellcodes zu gelangen. Aufsehen erregte die Aktion mit demangekündigten Geschäftsaustieg Googles aus China. Der Ausgang des ausgeklügelten Angriffs („Operation Aurora“) wird in chinesischen Regierungskreisen vermutet.

Angriff auf 32 Unternehmen

Möglich wurde diese Attacke durch ein gezieltes Senden von E-Mails an die Mitarbeiter der Unternehmen. Laut dem Sicherheitsunternehmen McAfee bestand das Problem allein im Internet Explorer und wurde nicht wie in zahlreichen Medien berichtet durch eine Lücke in Adobes Acrobat Reader verursacht. Vielmehr lag das Problem in einer fehlerhaften Speicherreferenz in vielen Versionen des Browsers und ist somit allein von Microsoft zu verantworten. Die Lücke wurde im Herbst 2009 vertraulich an Microsoft gemeldet.

Microsofts unrühmlicher Umgang mit Sicherheitsupdates

In der Vergangenheit viel Microsoft vermehrt unangenehm mit zu langen Wartezeiten auf Sicherheitsupdates auf. Während Mozilla und Google ihre Browser meist innerhalb weniger Tage aktualisieren hat sich bei dem Softwareriesen auf Redmond der jeweilige neunte Tag jedes Monats festgesetzt – „Patch Day“ ist Systemadministratoren ein Begriff. Wegen dieser stupiden Update-Routinen müssen Benutzer annähernd ein Monat auf eine Lösung warten. Dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik ist das Sitzen auf der Wartebank zu viel. Es rät dringend davon ab, den Internet Explorer weiterhin zu benutzen und sich auf Alternativen zu besinnen.


Browserverteilung im Bereich Deutschland. Je nach Quelle kann die Verteilung um einige Prozentpunkte schwanken. Quelle: http://getclicky.com, Bereich DE

Kontinuierlicher Rückgang

Diesen Aufruf sind viel Benutzer schon seit den letzten Jahren aus den unterschiedlichsten Gründen gefolgt. Seit dem Aufkommen des Firefox Browsers 2004 verlor Microsoft kontinuierlich Marktanteile. Dies mag daran liegen, dass nach dem „Browser-Krieg“ in den 90er Jahren gegen Netscape der Internet Explorer als alleiniger Sieger hervorging und die Redmonder daraufhin das Entwicklerteam 2001 auflösten. Bis 2004 gab es keine neuen Features, lediglich ein paar Sicherheitslücken wurden behoben. Nach dem Erstarken des Firefox, der als Abzweig aus der Weiterentwicklung des Netscape Projekts hervorging, liefern sich heute beide Anbieter ein Kopf-an-Kopf-Rennen in Deutschland.

Missachtung vieler Webstandards

Völlig verfehlt hat Microsoft bisher das kontinuierliche Umsetzen von Webstandards des W3-Consortiums. Anstatt den Empfehlungen zu folgen, interpretiert der Browser heute mit teilweise völlig unterschiedlichen Techniken die Webseiten. Das hat zur Folge, dass Entwickler einen nicht unerheblichen Anteil ihrer Zeit für das Optimieren ihrer Projekte aufwenden müssen und weniger verbreitete Browser nicht die gleiche Aufmerksamkeit erhielten. Mit Einführung der Version 8 näherten sich die Programmierer allmählich jahrelang etablierten Standards an. Mit aktuellen zehn Prozent ist die Katastrophenversion 6 leider immer noch im Internet vertreten, wird aber mittlerweile mehr und mehr von führenden Webseiten ignoriert.

Lohnende Alternativen

Wer sich die Tücken der Schweizer-Käse-Software nicht mehr bieten lassen möchte, kann zurzeit von einer noch nie dargebotenen Vielzahl an leistungsfähigen Browsern wählen. Führende Alternative ist Mozilla Firefox, der mit tausenden Erweiterungen glänzt. Wer es schneller im Internet mag, ist mit Google Chrome gut aufgehoben, den es auch ohne die in Deutschland gefürchtete Googleeinbindung gibt. Mit der Einführung von Erweiterungen wird Chrome in naher Zukunft mehr an Bedeutung gewinnen. Neusten Trends folgt der norwegischen Browser Opera – schon bald wird dieser die 3D-Beschleunigung der Grafikkarte ausnutzen. Auf allen Mac-Rechner schon vorinstalliert ist Apples Safari, den es seit zwei Jahren ebenfalls für Windows-Maschinen gibt.

<h3>Bernhard Schmidt</h3>

Bernhard Schmidt