Schneller und authentischer

von | 28. Oktober 2009

In den Online-Medien liegt die Zukunft. Zu diesem, nicht gerade überraschenden Ergebnis, kam am gestrigen Montagabend Robin Cumpl von netproducer.de.

„Die Zukunft des Journalismus“. Unter diesem Titel referierte Robin Cumpl gestern auf Initiative des SAEK in der TU Chemnitz. Gleich am Anfang sprach er die immer größer werdende Rolle an, die der Bürgerjournalismus in Zukunft spielen wird. Die „Bild“-Zeitung war es, die durch ihre Leserreporter-Aktionen als eine der ersten auf diese Möglichkeit des Journalismus aufmerksam machte und ihn für sich zu nutzen wusste.

Ein normaler Journalist kann nicht immer sofort vor Ort sein. Jedoch verfügen mittlerweile viele Bürger über Handys mit eingebauter Kamera und sind so in der Lage ein authentisches und aktuelles Abbild der Szenerie festzuhalten. Der Medien-Konsument erhält Einblicke in Geschehnisse, die er so früher wohl nicht bekommen hätte.

Einen weiteren nüchternen Aspekt, der für den Bürgerjournalismus spricht, wird ebenfalls von Robin Cumpl angesprochen. Nämlich der finanzielle Aspekt. Schließlich könnten sich die Redaktionen dieses Landes in Zukunft vermehrt die Frage stellen: „Warum soll ich einen professionellen Bildjournalisten einstellen, wenn mir eifrige Hobbyfotografen freiwillig oder gegen geringes Honorar ihre Bilder zu schicken?“ Doch Cumpl warnt auch vor der Gefahr des Voyeurismus, der den Passanten im Ernstfall erst das Foto schießen und dann den Verletzten helfen lässt.

Was Journalisten von Blogs lernen können

Robin Cumpl sprach auch die Vorreiterrolle von Blogs an. Dass deren Bedeutung in letzter Zeit immer größer geworden ist, lässt sich schlecht von der Hand weisen. Erst am letzten Freitag wurde dies deutlich. Denn es waren nicht die deutschen Leitmedien wie „Der Spiegel“ oder die „dpa“, denen eine anonyme Quelle die Information über den Datenklau bei „SchülerVZ“ zuspielte. Nein, die Quelle wandte sich lieber an das Blog netzpolitik.org. Scheinbar in dem Wissen, dass auch bestimmte Blogs mittlerweile die Macht haben, Themen publik machen zu können.

Der neue Trend des mobilen Journalismus ist laut Cumpl von Blogs inspiriert. In Zukunft wird nicht mehr ein großes Team bestehend aus einem Kameramann, Redakteur und Tontechniker auf Messen gehen, um dort Beiträge zu drehen. Nein, vermehrt wird dies zukünftig von einem einzigen Videojournalisten gemacht, der selbst dreht, schneidet und auch für die üblichen Redakteurtätigkeiten wie Themen recherchieren zuständig ist. Im asiatischen Raum ist das schon Gang und Gäbe, in Deutschland wird in dieser Hinsicht noch weitaus professioneller gearbeitet. Dabei, so meint Cumpl, gefällt es dem Zuschauer, wenn er nicht immer solche aalglatt produzierten Beiträge vorgesetzt bekommt. Er möchte Authentizität und die schafft ein scheinbar improvisierter, mit Handkamera gedrehter Beitrag eher, als so manches choreografierte Machwerk. Video-Blogs lassen grüßen.

Ein dickes Fell ist vonnöten

Mit dem Internet ist es heutzutage schnell möglich, sein Feedback zu bestimmten Dingen los zu werden. Auf den meisten Nachrichtenportalen kann der Leser direkt im Kommentarbereich seine Kritik zum Artikel schreiben. Internetforen und Dienste wie Twitter ermöglichen desweiteren eine gute Möglichkeit seine Meinung kundzutun. Gab es früher nur Leserbriefe und Telefonanrufe, erreicht das Feedback den Journalisten nun schneller, direkter und im größeren Umfang. Darauf muss er sich laut Robin Cumpl in Zukunft noch mehr einstellen und lernen, wie er damit umzugehen hat. Kein Fehler bleibt mehr unentdeckt.

<h3>Oliver Schleicher</h3>

Oliver Schleicher