Sitzfleisch für Musiker

von | 11. Mai 2010

Physische Tonträger sind am Ende. Musiker stehen vor dem Problem, nicht mehr von ihrer Musik leben zu können. Auswege sollten während der "Leipziger (Pop Up" gefunden und diskutiert werden – ein Messebericht.

Die Themenschwerpunkte der alternativen Musikmesse „(Pop Up“ am 7. und 8. Mai lagen im Bereich der Wertschätzung von Musik in der Onlinewelt und den Folgen für die Künstler. Vor allem die kontroverse Diskussion zur „Besitzlosen Musikgesellschaft“ zeigten die aktuellen Probleme, aber auch Chancen einer sich ändernden Mentalität zum Wert der Musik im Bezug auf die Digitalisierung der Musikszene.

Online ist Verarmung?

Die Frage nach der Rettung der physischen Tonträger kam gar nicht auf. CDs werden längerfristig immer mehr an Bedeutung verlieren, auch wenn die Schallplatte gerade eine kleine Renaissance in Liebhaberkreisen erlebt. Der Hauptstreitpunkt war das Problem, ob Künstler online angemessen entlohnt werden können. Christoph Lange, Marketing-Chef und Mitbegründer von Simfy, der größten deutschen Musikplattform, bot ein Abo-Modell und Werbung als Ausweg aus der „Alles-Kostenlos-Krise“ der Branche. Für Künstler wäre dies aber nur wenig rentabel. Mehrere Millionen Hörer seien nötig, um durch solch ein Modell finanziert leben zu können. Dem gegenüber stünde der Verkauf von 120 selbstgebrannten CDs, so die These von Moderator Sascha König.

Musikern wurden wertvolle Tipps vermittelt. Franka Stenzel, Anwältin auf dem Gebiet des Musikrechts, erklärte, dass gerade im Internet ein sprunghafter Erfolg nicht immer das wünschenswerte Ziel sei. Talente werden zu schnell erfolgreich und verbrennen. Durchhaltevermögen und kleine Schritte von Anfang an fördern eine nachhaltige, lange Marktrelevanz. Vielen Künstlern fehle das nötige „Sitzfleisch“ und das Wissen um die Möglichkeiten, die das Internet biete.

Internationales Flair

Die Aussteller unterhielten die Gäste abseits der Diskussionsrunden mit teils skurrilen und teils spannenden Produkten. So bestand die Möglichkeit, eigene Plakate und Buttons drucken zu lassen, Musiklabels wie „Audiolith-Records“ an ihren Ständen zu besuchen und in Kontakt mit interessierten, jungen Menschen zu kommen. Sogar Muttertagsgrüße auf Schallplatte aufzunehmen, bot ein Aussteller an. Neu war in diesem Jahr eine Lesebühne, auf der junge, deutsche Schriftsteller ihre Bücher präsentierten und das Publikum mit Ausschnitten unterhalten konnten.

Der dritte große Teil der Messe, die Live-Musik, war eine sehr beliebte Abwechslung zu den ernsteren Themen der Gesprächsrunden. Zahlreiche internationale Bands brachten die Besucher zum Wippen und Tanzen. Am Samstagabend endete das „(Pop Up Festival“ mit bekannten Musikern und Newcomern die kleine, charmante Leipziger Musikmesse.

<h3>Tom Rosenkranz</h3>

Tom Rosenkranz