2024 war ein Jahr voller digitaler Highlights: Von den lustigsten Memes bis zu TikTok-Trends, die uns sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken brachten. Diese Phänomene zeigen, wie Social Media gleichzeitig unterhalten, inspirieren und Diskussionen anstoßen kann. Hier sind die kuriosesten und denkwürdigsten Trends des Jahres.
Unsere Lieblingsmemes: Hamster mit traurigen Augen und deprimierte Delfine
„Sad Hamster“ – Traurigkeit zum Knuddeln
Ein niedlicher Hamster mit riesigen, melancholischen Augen eroberte 2024 die Herzen der Netzgemeinde. Die Grundlage war das Hamster-Weibchen Tifa, das Instagram-Benutzer @monyo_melo gehört. Nachdem das bearbeitete Bild des Hamsters viral ging, wurde es bald darauf als TikTok-Video geteilt.
Hier ein Beispiel des Instagram-Nutzers @meme.sadhamster.
„Sad Hamster“ wurde besonders auf TikTok populär, begleitet von den Violinenklängen des Songs „Woe Is Me!“ aus der Serie „SpongeBob Schwammkopf“. Die bittersüße Mischung aus Humor und Melancholie machte das Meme unvergesslich.
Zum Beispiel bei diesem TikTok:
„Symphony Dolphin“ – Delfine und ehrliche Geständnisse
Das „Symphony Dolphin“ – Meme kombinierte Illustrationen von schwimmenden oder springenden Delfinen mit dem Song „Symphony“ von Clean Bandit und Zara Larsson. Die Bilder, oft vor glitzernden oder farbenfrohen Hintergründen, wurden mit demotivierenden Zitaten oder ehrlichen Geständnissen versehen.
Wie zum Beispiel bei diesem TikTok: “I have a drinking problem”
Oder: “I just threw up twice and nearly fainted in the bathtub from my period”
Obwohl der genaue Ursprung unklar ist, erlangte das Meme auf TikTok schnell enorme Popularität. Es trug sogar dazu bei, dass „Symphony“ erneut Platz 1 in den Billboard TikTok-Charts erreichte. Doch das Meme kann auch als problematisch angesehen werden. Im direkten Zusammenhang stehen oftmals ernste Probleme und glitzernde Delfine. Diese Widersprüchlichkeit kann schwerwiegende Sachverhalte verharmlosen.
„Chill Guy“ – Die Personifikation der Gelassenheit
Der hellbraune Hund im Pulli mit menschlichem Körper und Händen in den Taschen war Anfang des letzten Jahres überall zu sehen. Ursprünglich vom X-User @PhillipBankss als „my new character. his whole deal is he´s a chill guy that lowkey doesn´t give a fuck“ vorgestellt, avancierte „Chill Guy“ zur Ikone des entspannten Lifestyles.
Von Alltagshumor bis subtilen politischen Kommentaren – das Meme war unglaublich vielseitig. Selbst eine Kryptowährung namens „$CHILLGUY“ erreichte bis zum 19. November mit einer über 47,3 Millionen Dollar Marktkapitalisierung beachtliche Höhen.
Dieses Meme zeigt den typischen Aufbau und Humor eines „Chill Guy“ Memes: “when someone says I got bad taste in music but I don´t care because I´m just a chill guy”

„Moo Deng“ – Das ikonische Zwergflusspferd
Das Zwergflusspferd „Moo Deng“ aus dem Khao Kheow Open Zoo in Thailand wurde 2024 zu einem internationalen Star. Sein Name, der „hüpfendes Schwein“ bedeutet, wurde durch eine Facebook-Umfrage mit 20.000 Teilnehmern ausgewählt. Besonders ein Bild, auf dem die empörte „Moo Deng“ von einem Zoowärter hochgehoben wird und dabei sein Maul aufreißt, ging viral.
Wie zum Beispiel bei diesem TikTok mit 1,3 Millionen Likes.
Nutzer*innen erstellten kreative Variationen des Memes, darunter astrologische Zuordnungen und Filmszenen.
Wie zum Beispiel auf diesem Instagram-Post: „Which Moo Deng are you today“
Die Popularität des Memes brachte dem Zoo bis zu 12.000 Besucher*innen pro Tag, sodass dieser die Zeit pro Besucher*in am Gehege auf fünf Minuten begrenzen musste. Auch „Moo Deng“ hat eine eigene Kryptowährung namens „MOODENG“, die in kurzer Zeit eine Marktkapitalisierung von über 100 Millionen US-Dollar erreichte.
Was zur Hölle hat TikTok da wieder hervorgebracht?
„Talahon“ – TikTok-Trend mit Schattenseiten
Der TikTok-Trend „Talahon“ beschreibt einen bestimmten Typ junger Männer mit sportlicher Designerkleidung, Bauchtaschen und selbstbewusstem Auftreten. In Videos sieht man sie oft Luftschläge verteilen oder Tornado-Kicks performen, wie beispielsweise auf diesem TikTok.
Der Begriff „Talahon“ stammt aus dem Song „TA3AL LAHON“ des kurdisch-syrischen Rappers Hassan, dessen virale Textzeile „Tala‘ hon, ich geb dir ein‘ Stich, ich bin der Patron“ die TikTok-Gemeinschaft inspirierte. Unter dem Hashtag #Talahon entstanden zahlreiche Videos, die von ironischen Inszenierungen bis hin zu ernsthaften Darstellungen reichten.
Trotz seiner Popularität wird der Trend auch kritisch gesehen. Themen wie Sexismus, Gewaltverherrlichung und die Instrumentalisierung durch rechte Gruppen werfen Schatten auf das Phänomen. Dennoch bleibt „Talahon“ ein komplexes Beispiel für Jugendkultur und soziale Identität.
„Barbaras Rhabarberbar“ – Der deutsche Zungenbrecher-Hit
Ein deutscher Zungenbrecher wurde letztes Jahr zum viralen TikTok-Hit: „Barbaras Rhabarberbar“. Der Song, der vom Musikkabarettisten Bodo Wartke und Musiker Marti Fischer stammt, erzählt humorvoll die Geschichte von Barbara und ihrer Bar. Mit einer speziellen Choreografie und dem eingängigen Refrain wurde der Trend schnell zum internationalen Phänomen.
Influencer*innen wie das Duo Cost n‘ Mayor halfen, den Ohrwurm weltweit zu verbreiten.
Selbst die New York Times widmete dem Lied eine Besprechung. Marti Fischer kommentierte augenzwinkernd: „Es ist mit „Barbara“ wie mit allen großen Hits: Am Anfang war es keiner, dann ist es explodiert.“
„Very Demure, Very Mindful“ – Humor trifft Gesellschaftskritik
Der TikTok-Trend „Very demure, very mindful“ entstand im August 2024 und bezieht sich auf eine ironische Darstellung von zurückhaltendem, bescheidenem Verhalten. Den Startschuss dieses Trends gab die TikTokerin Jools Lebron mit ihren Videos, in denen sie darüber sprach, wie sie „sittlich“ bei der Arbeit aussieht.
Unter dem Hashtag #VeryDemure erstellten Nutzer*innen bald eigene Videos, in denen sie sich in alltäglichen Situationen – vom Einkauf bis zur Familienfeier – bewusst sittsam und achtsam inszenieren, meistens mit dem Originalton von Jools Lebron. Der Trend traf einen Nerv und wurde von Prominenten wie Jennifer Lopez und sogar Joe Biden aufgegriffen. Dieser machte sich in einer Ansprache darüber lustig, als er in Anspielung auf den Trend „very mindful“ seinen Tee serviert bekam. Auch Olaf Scholz folgte dem Trend. Mit mehr als 50 Millionen Aufrufen auf das Originalvideo entwickelte sich „Very demure, very mindful“ zu einem kulturellen Phänomen.
Verschwörungstheorien – Royals und Außerirdische
Royals in der Gerüchteküche
Die Abwesenheit von Kate Middleton – in der Gerüchteküche 2024 rankten sich auf TikTok wilde Spekulationen um Kate Middleton, die wochenlang nicht öffentlich auftrat. Unter dem Hashtag #WhereIsKate entstanden Theorien über Schwangerschaft, Eheprobleme oder Doppelgänger. Obwohl die Royals aufklärten, dass ein Familienurlaub die Ursache war, hielt sich die Debatte hartnäckig.
Die Verschwörungstheorien generierten innerhalb einer Woche 2,3 Millionen Shares und erreichten rund 400 Millionen Menschen weltweit. Ein Forschungsteam der Cardiff University identifizierte 45 Accounts, die gezielt Falschinformationen über Kate verbreiteten und möglicherweise mit dem Kreml in Verbindung standen.
Wurden die Pyramiden von Menschen gebaut? – Verschwörungen im XXL-Format
Neben Kate Middleton schaffte es eine andere Theorie 2024 in die Schlagzeilen: Wer hat die Pyramiden wirklich gebaut? TikTok-Nutzer*innen posteten unzählige Videos, die angeblich bewiesen, dass die alten Ägypter niemals allein in der Lage gewesen wären, diese Monumente zu errichten. Von Außerirdischen bis hin zu antiken Technologien – die Erklärungsansätze waren so wild wie kreativ.
Besonders virale Videos kombinierten die Verschwörungstheorie mit CGI-Animationen und witzigen Reaktionen: „Wenn Aliens die Pyramiden gebaut haben, warum haben sie uns keine Bauanleitung dagelassen?“
Kulturelle Phänomene 2024
Brat-Sommer: Ein rebellischer Trend erobert die Welt
2024 wurde der „Brat“-Trend zum Symbol für Authentizität und Spontanität. Der Begriff, etwa mit „Göre“ übersetzbar, etablierte sich durch Charli XCXs gleichnamigem Album. Die knallige Farbe Neongrün und ein rebellischer Look prägten die Mode. Auf Instagram erreichte der Hashtag #bratsummer bis Juli 2,6 Millionen Posts.
Politische Anklänge fanden sich im viralen X-Post von Charli XCX: „Kamala IS Brat“ – ihre Reaktion auf Kamala Harris‘ Präsidentschaftsambitionen.
„Brat“ wurde als Haltung gegen Perfektionismus beschrieben, als Gegenpol zum „Clean Girl“-Trend. Ehrlichkeit und die Akzeptanz von Unvollkommenheit standen im Mittelpunkt. Unsere Redakteurin Ottilie Wied beschrieb das popkulturelle Phänomen bereits auf medienMITTWEIDA – hier kommt ihr zu ihrem Beitrag.
#womaninmalefields: Ein feministischer Trend
2024 wurde der Hashtag #womaninmalefields zu einem viralen Trend, bei dem Frauen humorvolle Videos teilten, die problematische Verhaltensweisen von Männern nachahmten und Geschlechterrollen umkehrten. Szenarien wie Bewerbungen, bei denen Männer aufgrund potenzieller Familienplanung abgelehnt werden, beleuchteten Sexismus und patriarchale Strukturen mit Satire und Ernsthaftigkeit. Der Hashtag schuf Raum für Solidarität und Diskussionen über Geschlechterrollen.
Zum Beispiel auch Kolumnistin des Spiegel, Tara Wittwer.
Oder auch in diesem Video: “he was crying in bed so I said ‚here we go again‘ and turned around and fell asleep”
Auch TikTok-Creatorin „Frau Gretel“ postete unter dem Hashtag: “schreib ihm gleich er soll nicht wie ne schl**pe rausgehen und gehe dann oberkörperfrei joggen.”
Gegenstimmen formierten sich unter #meninwomansfields, oft als unsensibel kritisiert, da Videos unter diesem Hashtag ein veraltetes Frauenbild darstellen und Sexismus verbreiten.
Wie beispielsweise in diesem TikTok: “She tried reaching into my drawls so i said it´s that time of the month”
Trotz Kontroversen bleibt #womaninmalefields ein starker Impuls für den gesellschaftlichen Diskurs, auch wenn virale Trends allein keine tief verwurzelten Probleme lösen können.
Kurioses
Raab Reloaded: Ein Comeback mit gemischten Reaktionen
Stefan Raab meldete sich letztes Jahr mit einer Instagram-Kampagne zurück. Bei neun Millionen Follower*innen gäbe es ein Comeback, nach zehn Jahren Abwesenheit im Medien-Nirvana, kündigte er an.
Raab verfehlte zwar die neun Millionen, erreichte aber trotzdem 2,8 Millionen Follower*innen und kündigte neue Projekte an. Statt eines TV-Formats sorgte er mit der Idee eines dritten Boxkampfes gegen Regina Halmich für Aufsehen. Virale Posts voller Selbstironie fanden tausende Fans.
Die Show „Du gewinnst hier nicht die Million“ hingegen floppte mit sinkenden Quoten. Kritik an Raabs Humor und seiner Relevanz in der heutigen Medienlandschaft ließ Fragen offen, ob sein Stil noch zeitgemäß sei. Auch der Umgang Raabs mit Regina Halmich beim Boxkampf stand in der Kritik.
„Dubai-Schokolade“ – Vom Food-Trend zum Luxus-Symbol
Die „Dubai-Schokolade“ wurde 2024 zum viralen Hype. Sarah Hamoudas Kreation aus Schokolade mit Pistazienfüllung und Engelshaar faszinierte Millionen auf TikTok und Instagram. Der Trend erreichte Marken wie Lindt, die limitierte Editionen anboten. Lange Schlangen vor Geschäften und Preise von bis zu 30 Euro pro Tafel machten die Schokolade zum Statussymbol.
Exklusivitäten wie personalisierte Sets für Dubais Erbprinz unterstrichen den Luxus-Charakter. Der Hype inspirierte Do it youself-Projekte (DIY) und neue Produkte wie Schokoladen-Pizza, die die Popularität weiter steigerten.
„Man!“ – Harald Glööckler erobert TikTok
Ende 2024 war kein Scrollen durch Social Media mehr möglich, ohne irgendwo auf Harald Glööcklers ikonisches „Man!“ zu stoßen. Das Meme hatte seinen Ursprung in einer hitzigen Diskussion bei Promis unter Palmen, als Glööckler nach einem besonders absurden Streit die Augen verdrehte und genervt „Man!“ in die Kamera rief – ein Moment, der das Internet im Sturm eroberte. Ob als Reaktion auf komplizierte Matheaufgaben, chaotische WG-Situationen oder einfach nur das Leben selbst – das augenrollende Statement des exzentrischen Designers wurde zur universellen Antwort auf alles.
Man könnte Harald Glööckler auch als den goldenen Abschluss von 2024 betrachten.
Das vergangene Jahr hat einmal mehr gezeigt, wie kreativ und einflussreich Social Media ist. Diese digitalen Phänomene haben uns nicht nur unterhalten, sondern auch Diskussionen angeregt. Und wer weiß, vielleicht erwarten uns 2025 ein weinender Pinguin oder eine philosophierende Robbe.
Text, Titelbild Collage: Merle Baumgärtel