Mit „Socialarch“ versprechen Suchanbieter bessere Ergebnislisten. In Wahrheit sei das eine Zensur und eine Diktatur für das Surfverhalten der Nutzer, sagen Kritiker.
Suchmaschinenanbieter wie „Google“ oder „Microsoft“ arbeiten verstärkt daran, mit Daten aus sozialen Netzwerken ihre Suchdienste leistungsfähiger zu machen. Die präsentierten Ergebnisse sollen also zum Beispiel vom eigenen „Facebook“-Profil abhängig sein. Angegebene Interessen, „Likes“ und ähnliche persönliche Daten werden hierbei in die Suche mit einbezogen.
Für Jörg Bauer, Kommunikationsleiter von „Google“-Alternative „Ixquick”, ist die soziale Suche eine gesellschaftlichpolitische Angelegenheit. „Wenn der Nutzer nur noch Ergebnisse erhält, die sich auf sein gegenwärtiges Verhalten und seine Interessen im Web beziehen, stagniert unsere gesellschaftliche Entwicklung “, befürchtet Bauer. Auch andere Experten sehen die soziale Suche durchaus skeptisch.
Der eigentliche Sinn einer Internet-Suche sei, unerkannt und anonym Informationen ungefiltert abrufen zu können. „Personalisierung ist deshalb sicher mit Zensur vergleichbar, da die Suchmaschine mit dieser Vorgehensweise die jeweiligen Inhalte für User entscheidet“, prangert der Kommunikationsleiter an. So werde die Freizügigkeit im Internet defakto abgeschafft.
Datenschutz beginnt beim Nutzer selbst
„Google“ erklärte auf der eigenen Website selbst, dass diese Form der Suche Konsequenzen für den digitalen Ruf und die Privatsphäre hat: „Alles, was man öffentlich postet, kann später, sogar noch viel später, von jedem über die ‚Google‘-Suche gefunden werden.“ Für Jörg Bauer fängt die Frage nach dem Datenschutz aber schon beim Nutzer an: „Solange wir unsere Daten munter durch die Gegend senden, bereitwillig Auskunft in diversen Netzwerken über unseren Tagesablauf geben und uns gegen absolut undemokratische Politik nicht entsprechend zur Wehr setzen, wird weder die Politik noch die Wirtschaft etwas an ihrem Verhalten ändern.”
Erfolglose Suche nach Datenschutz
Eine andere Möglichkeit Suchmaschinen zu optimieren ist die rein technische Entwicklung. Ziel ist aktuell, dass Suchmaschinen sofort erkennen, welche Informationen der Nutzer sucht, perfekte Ergebnislisten liefern oder sogar schon Antworten geben. Dafür ist es wichtig, die Semantik, also den Sinn einer Eingabe, verstehen zu können. Da es in diesem Bereich aber nur geringe technische Fortschritte gibt, nutzen Suchmaschinen wie „Bing“ und „Google“ vorerst Informationen über das Suchverhalten und die Interessen des Nutzers. Bei der personalisierten Suche werden demnach vorherige Suchanfragen mit in den Suchalgorithmus integriert.
Seit einem Jahr werden soziale Netzwerke bereits in die Suche eingebunden: „Bing“ kooperiert in den USA mit „Facebook“. „Google“ verknüpfte sein eigenes soziales Netzwerk „Google+“.
Text: Christian Kandels, Bild: Quelle: Bing, Facebook, Bearbeitung: Nathalie Gersch