Mit Spotify verbindet man eine riesige Auswahl an Musik – kostenlos abrufbar. Für Musikliebhaber scheint das ein wahr gewordener Traum zu sein. Doch wie sieht es für die Künstler aus, deren Werke auf der Musikplattform landen? Lohnt sich der Weg über den Streamingdienst überhaupt?
Thom Yorke
„To me this isn’t the mainstream, this is like the last fart, the desperate fart of a dying corpse.“
Nachdem Thom Yorke, Frontmann von Radiohead, schon deutliche Worte für die Musikplattform gefunden hat, geht die Spotify-Kritik mit Taylor Swift in eine neue Runde. Die Künstlerin zog es vor, ihr neues Album „1989“ nicht mehr beim größten Musikstreamingdienst anzubieten und lies im gleichen Zug ihre früheren Werke mit von der Plattform entfernen.
Für Swift fühlen sich Plattformen wie Spotify, wie riesige Experimente an. Die Musikbranche entwickle sich immer schneller weiter und sie habe keine Lust, ihr Lebenswerk für einen Versuch herzugeben, bei dem sie nicht hundertprozentig dahinter stehe. Weder Songwriter, Producer oder Künstler würden fair von den Streamingdiensten bezahlt werden.
Taylor Swift
„And I just don’t agree with perpetuating the perception that music has no value and should be free.“
Doch wie sehen die Zahlen überhaupt aus und gab es doch schon Erfolgsgeschichten durch das Unternehmen?
„But shit, it was ninety-nine cents!“
Laut Spotify bekommt ein Künstler pro gestreamten Song zwischen 0,006 und 0,0084 US-Dollar. Ein Song muss also zwischen 119 und 167 Mal gestreamt werden, damit der Künstler einen Dollar verdient.
Für „große“ Künstler und ihre Labels wird sich das lohnen, denn durch den Bekanntheitsgrad generieren sich die Streams praktisch von selbst. Doch sieht das für unbekannte Künstler genauso aus? 5.000 Mal wurde sein letztes Soloalbum auf Spotify gestreamt – Sam Duckworth, Sänger der britischen Indie-Band Get Cape. Wear Cape. Fly, verdiente laut eigener Aussage jedoch nur umgerechnet 30,18 $ daran.
Auch in der deutschen Musiklandschaft gibt es beim Thema „Spotify“ geteilte Meinungen. Die Berliner Mittelalter-Rock-Band In Extremo meinte gegenüber jetzt.de:
„Wenn sich jemand ohne eigenes Zutun an der Arbeit anderer bereichert, dann nannte man das Kind früher beim Namen: Ausbeutung.“
Nach der zahlreichen Kritik am Musikdienst, setzt dieser auf Transparenz und schlüsselt auf, dass nur 30% der Einnahmen bei Spotify selbst bleiben. Die Rechteinhaber sollen also den größten Teil der Erlöse bekommen.
Wie man mit dem Streamingdienst bekannt werden kann, machten die Rapper Macklemore & Ryan Lewis vor. Doch konnten sie damit auch Geld verdienen?
Das Rapper-Duo wurde letztes Jahr der „Top-Act“ bei Spotify. Über 160 Millionen Streams des Songs „Thrift Shop“ verzeichnete man laut einer Pressemitteilung. Geht man von den 0,0084 US-Dollar pro Stream aus, ergibt sich eine Summe von 1.344.000 $. Eigentlich ein stattlicher Betrag, doch Taylor Swift verkaufte schon in der ersten Woche mehr als eine Million Kopien ihrer neuen Platte, für einen Preis von 12.99 $. Bei genau einer Million Platten, sind das 12,9 Millionen US-Dollar. Mittlerweile gibt es die Platte auch für 0,99$, doch selbst bei diesem Preis wird deutlich, wie groß die Erlöse zwischen eigener Vermarktung und Spotify wirklich sind.
Alternativlos – Spotify?
Laut der Münchner Band Jamaram, gehe es weniger um die Einnahmen über Spotify. Wichtiger sei die Möglichkeit, seine Musik global zu promoten. „Das ist die Zukunft.“
Diese Möglichkeit bietet Spotify durchaus. Im Mai veröffentlichte das Unternehmen seine Nutzerzahlen: 40 Millionen User nutzen den Streamingdienst, zehn Millionen davon bezahlen monatlich für die Premium-Variante. Durch das Unternehmen bekommt man also die Möglichkeit, auch Menschen zu erreichen, die man mit eigener Vermarktung wahrscheinlich nicht erreicht hätte.
Andere Streaming-Plattformen, wie das französische Deezer, bieten eine ähnliche Vielfalt an Musik, doch können sie mit den Nutzerzahlen von Spotify kaum mithalten. Deezer kann selbst nach dem Aufkauf von Ampya nur mit ca. 16 Millionen aktiven und fünf Millionen zahlenden Nutzern aufwarten. Für Künstler also schon weit weniger interessant, besonders da die Grundvoraussetzungen die gleichen sind – ein Label muss vorhanden sein oder ein Vertrag mit den jeweiligen Partnern geschlossen werden. Komplett selbst vermarkten funktioniert also nicht so, wie man sich das vielleicht vorstellt.
Spotify bietet für Künstler eine große Vermarktungsplattform um bekannter zu werden. Man sollte jedoch nicht erwarten, sich damit unabhängig machen zu können oder reich zu werden.
Text: Johannes Pursche. Bild und Bearbeitung: Christine Wolf.