Starlink

Perlenketten am Nachthimmel

von | 12. Februar 2021

Was Elon Musk mit unserem zukünftigen Internetzugang zu tun hat.

 

Seit einigen Monaten lässt sich nach Sonnenuntergang ein kurzes, aber durchaus faszinierendes Spektakel am Nachthimmel beobachten. Durch die geringe Höhe und die hohe Stückzahl sind Starlink-Satelliten häufig wie eine Perlenkette am Nachthimmel zu beobachten. Um das Phänomen Live miterleben zu können, bedarf es allerdings einiger Planung. Über verschiedene, frei zugängliche „Starlink-Tracker“-Seiten im Netz lässt sich auf die Minute genau ein Überflug der Satelliten-Kette am eigenen Standort bestimmen und nach Eintritt der Dunkelheit mitverfolgen.

Starlink-Satelliten am Nachthimmel über Deutschland.

Konkret handelt es sich bei Starlink um ein Projekt des Raumfahrtunternehmens SpaceX, das Elon Musk bereits 2002 gründete. Das Hauptgeschäftsfeld von Starlink soll die Bereitstellung eines weltweiten Satelliten-Internets werden. Aktuell werden überall auf der Welt Tochterunternehmen gegründet, welche für den Vertrieb des Internetdienstes sowie den Verkauf und die Vermietung der benötigten Hardware zuständig sein werden. Auch in Frankfurt am Main gibt es seit November vergangen Jahres einen solchen Ableger. Einen Monat später erhielt Starlink zudem die entsprechenden Frequenznutzungsrechte der Bundesnetzagentur. Bereits heute ist es möglich, sich für die „Besser als nichts“-Testphase zu bewerben. Ende Januar 2021 veröffentlichte die Twitter-Nutzerin @flcnhvy, als erste in Deutschland, bereits ein Unboxing-Video ihres Starlink-Sets.

Mit dem Starlink-System sollen satellitengestützte breitbandige Internet-Dienste mit einer vergleichbaren Verbindungsstärke wie bei 5G oder Glasfaser möglich sein. Derzeit befinden sich circa 800 umlaufende Starlink Satelliten im erdnahen Orbit. Damit funktioniert Starlink anders als bisherige Satellitenkommunikationssysteme. Statt in 36.000 Kilometern Höhe, wie beispielsweise Satelliten, die für Internetzugänge während Flügen verwendet werden, befinden sich die von Elon Musk lediglich in 550 Kilometern Höhe. Das entspricht in etwa der Distanz von Mittweida bis zur Ostsee. Diese geringe Entfernung zur Erde sorgt für eine schnellere Verbindung, welche zum Beispiel wichtig für kurze Ladezeiten bei Webseiten, Videokonferenzen im Home-Office oder beim Online Gaming ist. Nach Unternehmensangaben sind im Endausbau mehr als 4400 Satelliten geplant. Aktuell kreisen insgesam circa 2787 Satelliten um die Erde, demzufolge werden in wenigen Jahren fast zwei Drittel aller Satelliten über uns für Starlink ihre Bahnen ziehen.

Satellitenstarts für eine Million Euro

Um diese enorme Menge zu bewerkstelligen, hat SpaceX eine eigene Rakete entwickelt. Der besondere Clou: Die „Falcon 9“-Trägerrakete bringt ihre Nutzlast bis in den erdnahen Orbit, setzt diese dort aus und landet im Anschluss wieder kerzengerade auf der Erde oder zu Wasser. Durch eine Mehrfachnutzung der Endstufen konnte der Startpreis für einen Satelliten auf mittlerweile eine Million Euro gesenkt werden. Mit jedem Start sinken die Kosten. Der Start einer „Falcon 9“-Trägerrakete kostet aktuell um die 40 Millionen Dollar, Tendenz fallend. Zum Vergleich: Der Start einer europäischen Ariane-5-Rakete kostet 160 Millionen Dollar. Diese günstigen Bedingung behält Elon Musk allerdings nicht für seine eigenen Projekte vor, über die Starlink-Internetseite lassen sich die Plätze auf den Raketen ganz einfach buchen. Das soll sowohl Geld in die eigenen Kassen spülen, als auch für ausreichend Auslastung der Missionen sorgen. Besonders ist hier die Flexibilität: Sollte ein Kunde mit der Produktion eines Satelliten im Verzug sein, startet er einfach auf einem späteren Flug und die frei gewordenen Plätze werden mit eigenen Satelliten aufgefüllt. 

Erfolgreiche See-Landung einer Starlink Trägerrakete auf der Wasserplattform „Of Course I Still Love You“

Vermüllen wir bald das All?

So viele Satelliten in einer erdnahen Umlaufbahn bringen natürlich auch Risiken mit sich. Zwar sind die Satelliten in der Lage anderen Satelliten auszuweichen, komplett automatisch, im Falle einer Kollision könnte es allerdings zu einer Kettenreaktion, dem sogenannten Kessler-Syndrom, kommen. Bei solch einem Zusammenstoß würden tausende von Bruchstücken unkontrolliert durch das All fliegen, was wiederum zu weiteren Kollisionen führen könnte. Aus diesem Grund könnten Reisen ins All vorerst für weitere Jahre hinweg verwehrt bleiben.

Telekom lotet bereits eine Partnerschaft mit Starlink aus

Über die potentielle Konkurrenz sind sich scheinbar auch einige Medienkonzerne im Klaren. Zum Beispiel steht die Telekom mit Starlink bereits in Verhandlungen über eine mögliche Partnerschaft. Gegenüber dem Handelsblatt äußerte Telekom-Chef Timotheus Höttges: „Für mich ist das eine sehr ernstzunehmende Technologie. Ich bin ein großer Bewunderer von Elon Musk und seinen Ideen.” Es könnte sich dabei um die Nutzung des Satelliten-Internets für die Anbindung abgelegener Regionen handeln. Mögliches Ziel ist es, damit den Ausbau des Glasfasernetzes obsolet zu machen. Sollte sich die Technologie durchsetzen können, rechnet SpaceX laut verschiedenen Medienberichten mit einem jährlichen Umsatz von über 30 Milliarden Dollar. Gemessen am weltweiten Markt ist das ein Tropfen auf den heißen Stein, betrug doch der Gesamtumsatz für Telekommunikationsdienstleistungen im Jahr 2020 Weltweit 1.349,89 Milliarden Dollar.  

Bis Jahresende will Starlink laut eigenen Angaben mit seinem Service die komplette Welt abdecken. Chancen und Risiken sind dabei, auf diesem relativ neuen Terrain, noch eher abstrakt. Spätestens 2022 wissen wir dann wahrscheinlich mehr. 

Text: Felix Hammermüller; Titelbild: Shutterstock; Videos: YouTube/Georg Z., YouTube/
Bloomberg Quicktake

<h3>Felix Hammermüller</h3>

Felix Hammermüller

Teilt sich mit Mario Götze den Geburtstag, liest gern Bukowski und ist seit September 2020 Chef vom Dienst bei medienMITTWEIDA.