Studieren mit Kind als Organisationsfrage

von | 24. November 2011

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder empfiehlt, Kinder während des Studiums zu bekommen. medienMITTWEIDA hat nachgefragt, ob dies auch wirklich umsetzbar ist.

Für Akademiker ist es schwierig, die Familienplanung zwischen Studium und Karriere zu realisieren. Dies hat auch die Bundesbildungsministerin Kristina Schröder erkannt und rät in der aktuellen Ausgabe des Magazins „Unicum“: „Es könnte für manch einen das Studium durchaus besser geeignet sein, um Kinder zu kriegen, als der Berufseinstieg.“

Kristina Schröder widerspricht damit der Aussage „Mach erst deine Ausbildung und dann kriege Kinder“. Dies sei zu überprüfen, „wenn man realistisch das Leben betrachtet und überlegt, dass auch die meisten Studentinnen ihr ganzes Leben lang arbeiten wollen“, sagt die Ministerin. Doch ist dieser Vorschlag wirklich umsetzbar? Oder handelt es sich dabei nur um eine Politikerfloskel? Die Medienstudentin Anni Sack und die Mitarbeiterinnen des Campusbüros der Hochschule Mittweida machen jungen Eltern Mut.

Gute Organisation und soziales Umfeld dringend notwendig

Anni Sack hat 2008 ihr Medienmanagementstudium in Mittweida begonnen. Als sie schwanger wurde, unterbrach sie ihr Studium für ein Jahr. Die Hochschule beurlaubte sie auf Antrag reibungslos. Mittlerweile ist ihre Tochter Emilia 14 Monate alt und Anni Sack hat in diesem Semester ihr Studium wieder aufgenommen. Die 23-Jährige pendelt täglich zwischen Dresden und Mittweida.

Jeden Sonntagabend plant sie mit ihrem Partner die folgende Woche. „Wir besprechen, wer Emilia in die Krippe fährt und wieder abholt“, erklärt die Studentin. Wenn keiner von beiden Zeit hat, unterstützen ihre Familien die jungen Eltern. Ohne diese Unterstützung wäre das Studium für die junge Mutter jedoch fast unmöglich. Gerade die Abendveranstaltungen an der Medienfakultät kann sie nur wahrnehmen, weil sie durch Partner und Familie unterstützt wird.

Verbesserungsbedarf sieht sie dennoch.  Sie wünscht sich mehr finanzielle Unterstützung bei Betreuungs- und Essenskosten. „Es ist schon sehr teuer, ein Kind in diesem Alter in einer Krippe vollzeit betreuen zu lassen.“ Derzeit bekommt sie vom Staat nur Kindergeld gezahlt. Die restlichen Kosten übernimmt ihr berufstätiger Partner.

Vereinbarkeit von Kindern und Kursen

Kristina Schröder sagt in dem Interview mit „Unicum“ außerdem: „Wir müssen erreichen, dass sich im Studium Kinder und Kurse leichter vereinbaren lassen.“ Dabei ginge es ihr nicht um das Erfüllen der Pläne, sondern um die eigenen Lebenswünsche der Menschen.

Anni Sack teilt die Meinung der Ministerin. „Lieber jetzt ein Kind als später beim Berufseinstieg“, sagt die junge Mutter. Die Kurse und die Betreuung ihrer Tochter kann sie mit Ehrgeiz und Organisationstalent vereinbaren. Dies sei zwar oft anstrengend, aber machbar. „Danach bin ich richtig stolz auf mich, wenn ich von mir behaupten kann, dass ich Studium und Kind unter einen Hut gebracht habe“, sagt die Studentin. Sie könne sich auch vorstellen, dass dies bei späteren Vorgesetzten positiv aufgenommen würde.

Die Idee eines „digitalen Hörsaals“ und andere E-Learning-Möglichkeiten gefallen Anni Sack. „Das fände ich natürlich super und würde mir das ständige Pendeln ersparen.“

Beratung im Campusbüro zeigt die vielen Möglichkeiten

Die Hochschule Mittweida ist bemüht, jungen Eltern das Studium zu erleichtern. Susann Pilath vom Campusbüro hilft zusammen mit dem Dezernat für Studienangelegenheiten, den Stundenplan auf die Bedürfnisse junger Eltern anzupassen. Durch die Umstellung auf Bachelor-Studiengänge sei es aber schwieriger geworden, Studium und Kinderbetreuung zu vereinbaren – die Stundenpläne seien viel strenger. „Das Studium mit Kind dauert länger, jedoch arbeitet man dann effektiver“, sagt Susann Pilath. Auch sie hat ihre beiden Kinder während des Studiums bekommen. „Wenn ich wusste, dass das Kind 15 Uhr aus der Kita abgeholt werden muss, dann habe ich Aufgaben zwischendurch erledigt, wenn andere einen Kaffee getrunken haben.“

Studierende Eltern konzentrieren sich in der Regel darauf, ihr Kind bestmöglich zu betreuen. Daraus resultieren oft schlechtere Noten. Um möglichst gleiche Bedingungen zu schaffen, können Prüfungen auch auf andere Termine verlegt werden. Außerdem hat die Hochschule Mittweida einen Eltern-Kind-Raum eingerichtet, damit die Eltern sich zurückzuziehen können. In Ausnahmesituationen übernehmen die Mitarbeiter des Campusbüro kurzzeitig die Betreuung der Kinder. Die Stadt Mittweida fördert zudem die Kooperation mit einer Kindertagesstätte. So gibt es in den Abendstunden eine Nachbetreuung, die für die Eltern sehr kostengünstig ist. Für Pendler wie Anni Sack kommen diese Angebote leider nicht in Frage.

<h3>Cornelia Zänker</h3>

Cornelia Zänker