Die Studenten der Fachrichtung „Medieninformatik und interaktives Entertainment“ entwickeln eigene Konzepte für Videospiele. Experten sehen in ihnen großes Potenzial.
Bereits im ersten Semester beginnen die Studenten des Studiengangs „Medieninformatik und interaktives Entertainment“ an der Hochschule Mittweida mit der praktischen Projektarbeit. Im Fach „Media and Communication Basics“ lernen sie die Grundlagen menschlicher und medialer Kommunikationsprozesse kennen. Dabei sollen die Studienanfänger ihre Kenntnisse umgehend nutzen, um in kleinen Projektgruppen erste eigene Konzepte für interaktive Unterhaltungsmedien oder Animationsfilme zu entwickeln.
„Die Projekte sind ein erster Schritt, um zu zeigen, wie viel Arbeit in solch einem Medienprodukt steckt. Die Studenten lernen so auch ihre eigenen Grenzen kennen“, erklärt der Dozent Thomas Schmieder. Durch die Arbeit an einem eigenen Konzept erfahren die Studierenden, wie sie kreative mediale Botschaften produzieren, die auch verstanden werden. Die Studenten müssen dabei erkennen, welche Ideen Potenzial haben und sich nicht nur einem engen Personenkreis erschließen. „Eine wirkungsvolle, aber oft auch schmerzhafte Methode ist ‚Kill your Darling‘. Dadurch werden Dinge, die den Studenten am wichtigsten erscheinen, weggekürzt, da sie oft nur für sie selbst verständlich sind“, erläutert Schmieder.
Pitch vor Fachleuten
Ein wichtiger Teil der Projektarbeit ist die Präsentation der Ergebnisse vor einer Fachjury am Ende des Semesters. Die Studenten müssen bei dem Pitch selbstproduziertes Bild- und Tonmaterial bewusst einsetzen, um ihre Idee zu transportieren. „Falsch eingesetzt können diese Gestaltungsmittel schnell für Verwirrung sorgen“, erklärt Schmieder.
Der Medieninformatik-Student Benny Kiss konnte sich sofort für die Projektarbeit begeistern. „Das Projekt ist sehr nah an der Praxis und bietet viel kreativen Gestaltungsspielraum“, erzählt er. Zusammen mit seinen Gruppenmitgliedern schuf er ein umfassendes Spielekonzept namens „Reign of Apocalypse“.
Neuartiges Action-Adventure
In diesem düsteren Endzeitszenario vertrieb eine Öko-Katastrophe die Menschen unter die Erdoberfläche. Künstlich erschaffene, mutierte Monster, die gegeneinander antreten, sind fortan die einzige Unterhaltungsquelle. Nach dem Ausbruch der Monster ist es nun die Aufgabe des Protagonisten „Doc“, die Menschheit zu retten. „Wir wollten ein innovatives Action-Adventure schaffen, von denen zurzeit nicht viele erscheinen“, erläutert Benny Kiss. „Wichtig war uns auch, dass der Protagonist kein langweiliger Superheld, sondern ein einfacher Forscher ist.“
Die Fachjury zeigte sich nach der Präsentation der Konzepte beeindruckt. „Ich sehe großes Potenzial. Von einigen Konzepten war ich fasziniert und ich hoffe, sie bald als Endprodukt zu sehen“, sagt César Ruiz vom Computer-Hersteller „Lenovo“. Als Berater involvierte Thomas Schmieder ihn früh in das Projekt. Ruiz war von der Praxisnähe des Studiengangs angetan: „Ich glaube, jedes Projekt dieser Art kann den Studenten helfen, mit der Realität in Berührung zu kommen, die sie nach dem Abschluss erwartet. Es ist wichtig, sie mit einer marktorientierten Sichtweise zu unterstützen, statt nur theoretisches Wissen zu vermitteln.“
Gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt
Thomas Schmieder ist begeistert vom Engagement seiner Studenten und ihren enormen Qualitätsansprüchen an sich selbst. Im neuen Semester wird nun der Bereich „Gamedesign“ ein großes Thema. „Vieles entstand bisher in Eigeninitiative. Nun möchten wir das fachliche Wissen vermitteln“, kündigt er an. Durch die zahlreichen neuen, interaktiven Medien und die steigende Bedeutung des Internets sieht er gute Perspektiven für seine Studenten. Eine ähnlich gute fachliche Ausbildung gab es bisher nur an privaten Hochschulen. „Das Studium in Mittweida wird ihnen als Schlüssel für das Internetzeitalter dienen und zahlreiche Verdienstmöglichkeiten offenbaren“, sagt Thomas Schmieder.
Die große Bedeutung neuer Ideen und guten Fachpersonals haben auch die Firmen der Branche längst erkannt. „Wir müssen uns nur den Erfolg eines Spiels wie ‚Angry Birds‘ ansehen. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass eine Partnerschaft oder die frühzeitige Entdeckung eines solchen Potenzials ein entscheidender Faktor sein kann, um ein Produkt erfolgreicher zu machen“, erklärt César Ruiz.
Text: Ole Reiss, Bild: Benny Kiss, Bearbeitung: Stefanie Stein.