Football-Funktionär kritisiert Öffentlich-Rechtliche

von | 3. Februar 2012

Der „Super Bowl“ ist das wichtigste TV-Ereignis in den USA. Pünktlich zum Finalspiel der amerikanischen Profiliga fordert der Sprecher des deutschen Football-Verbands mehr TV-Zeit.

Nachdem „Das Erste“ in den letzten fünf Jahren das Sportevent in Deutschland übertragen hat, sicherte sich „Sat.1“ die Rechte am „Super Bowl 2012“. Auch wenn die Sendung aufgrund der Zeitverschiebung erst um Mitternacht startet und Football in Deutschland eigentlich nur wenig Aufmerksamkeit erlangt, geht der Hype um das mit 800 Millionen Zuschauern weltweit größte Eintages-Sportereignis nicht spurlos am deutschen Publikum vorbei. Die Einschaltquoten stiegen in den letzten Jahren kontinuierlich an und erreichten 2011 einen Marktanteil von 17,8 Prozent.

Forderung nach mehr Medienpräsenz

Für Christian Piwarz, Präsident des sächsischen American-Football-Verbands, ist der „Super Bowl“ besonders wichtig: „Die Übertragung des größten Events unserer Sportart im frei empfangbaren Fernsehen ist wichtig für die Präsenz und damit auch die Akzeptanz von American Football in Deutschland.“

Damit in Deutschland nach der Übertragung des „Super Bowl“ nicht nur die Show und das Event in Erinnerung bleiben, wäre für die Randsportart mehr regelmäßige Medienpräsenz nötig. Piwarz, der auch Pressesprecher des deutschen Football-Bundesverbandes ist, fordert besonders von den öffentlich-rechtlichen Sendern mehr Engagement: „American Football braucht in Deutschland mehr Fernsehpräsenz.“

Dabei kritisiert der Sachse besonders die Dominanz des Fußballs und die mangelnde Berichterstattung mit regionalem Bezug. „Hier sehe ich auch die öffentlich-rechtlichen Sender in der Pflicht. Wenn zum Beispiel die ‘Dresden Monarchs‘ in der ‘German Football League‘ spielen, dann kommt es einem Lottogewinn gleich, wenn hierüber der ‘MDR‘ im ‘Sachsenspiegel‘ berichtet“, kritisiert Piwarz.

Begehrtester Werbeplatz weltweit

Dabei stellt sich die Frage, ob das deutsche Fernsehpublikum wirklich am Football-Spiel interessiert ist. Um Sport allein geht es nämlich beim medialen Großereignis „Super Bowl“ schon lange nicht mehr. Der „Super Bowl“ ist mit der außergewöhnlich pompösen Halbzeitshow, die in diesem Jahr von Madonna gestaltet wird, auch Unterhaltungsshow. Der eindrucksvolle Auftritt der „Black Eyed Peas“ im letzten Jahr wurde bei „Youtube“ im Nachhinein mehr als zwei Millionen Mal angeklickt.

Für die Werbeindustrie in Nordamerika hat der „Super Bowl“ ohnehin eine riesige Bedeutung. Wenn mehr als 110 Millionen Zuschauer in den USA die ausschließlich für den „Super Bowl“ produzierten Werbespots sehen, rentieren sich für die Konzerne sogar die immensen Werbekosten von bis zu drei Millionen Dollar pro Werbespot. „Die immer wieder diskutierte Höhe der Werbepreise während des ‘Super Bowl‘ ist doch nur Ausdruck der Popularität der Sportart in den USA. Diese Popularität wiederum resultiert aus den sportlichen Leistungen und der Attraktivität des Sports“, sagt Piwarz. Bei keinem anderen Event erreichen die werbetreibenden Unternehmen mit dem Schalten von TV-Spots eine derart hohe Reichweite. Der Hype reicht sogar soweit, dass einige deutsche TV-Sender 2011 nicht das Meisterschaftsspiel, sondern einen Volkswagen-Spot in den Mittelpunkt ihrer Berichterstattung stellten.

Auch „Sat.1“ schafft Event-Charakter

„Sat.1“ plant für die Live-Übertragung des Spiels der „New England Patriots“ gegen die „New York Giants“ am 5. Februar 2012 sogar ein Rahmenprogramm und schafft damit einen Event-Charakter. Neben den Moderationen und den Berichten aus dem Stadion in Indianapolis, dem Austragungsort des diesjährigen Finalspiels, wird regelmäßig zu einer Football-Party nach Deutschland geschaltet.

Eine Gefahr, dass durch Werbeblöcke und „Sat.1“-Rahmenprogramm wichtige Inhalte oder sogar der Charakter des „Super Bowl“ verloren gehen, sieht Piwarz nicht. „Das Schalten zu einer Footballparty in Deutschland finde ich gut, denn so wird gezeigt, wie auch in unserem Land Football-Fans dem ‘Super Bowl‘ entgegenfiebern“, meint er. „Dazu gehört für mich aber auch, dass der eine oder andere Fachmann als Experte oder Co-Kommentator dazugeholt wird.“

Die Forderung versucht „Sat.1“ von sich aus zu erfüllen. Der Allround-Kommentator Frank Buschmann soll von Jan Stecker, einem ehemaligen Footballspieler, unterstützt werden. Das Kommentatorenduo steht dabei vor der Herausforderung, sowohl Footballerfahrene als auch Zuschauerneulinge zu bedienen. Ein schwieriger Spagat: Sie müssen nicht nur regelkundige Fans mit treffenden Analysen versorgen, sondern auch Erstzuschauern den Sport in Grundzügen näherbringen.

<h3>Nadja Rußig</h3>

Nadja Rußig