Pietro Lombardi ist Deutschlands neuer „Superstar“. Innerhalb eines vier Monate andauernden Showmarathons wurde er zum Sieger der letzten „DSDS“-Staffel gekrönt. Entschieden haben das die Zuschauer, die einmal mehr jeden Samstag am Bildschirm klebten und fleißig für ihren Liebling am Telefonhörer hingen. Pietro darf nun Dieter Bohlens Kompositionsstücke trällern und sich von einer Heerschaar kreischender Teenie- Mädels anhimmeln lassen. Ganz ehrlich: Süß ist er ja schon. Seine subtile Trotteligkeit und die nicht ganz so ausgeprägte Wortgewandtheit geben vielen Zuschauern das Gefühl, den kleinen Jungen an die Hand nehmen zu müssen. Genau diese Art hat ihn wohl zu Deutschlands mittlerweile achtem Superstar gemacht. Und er war nicht der Letzte.
Nachwuchs für die Castingriege
Noch während sich „RTL“ seinem Superstarfinale näherte, fanden bereits wieder unzählige Aufrufe für andere Formate statt. Das Talent sollte bei Shows wie „X-Factor“ oder „Das Supertalent“ unter Beweis gestellet werden. „ProSieben“ schickt jetzt Hollands Erfolgsformat „The Voice“ ins Rennen. Die zehnte „Popstars“-Staffel muss dafür nach Österreich weichen. Braucht unsere Musikbranche nun all diese frisch geschlüpften Superstars? Wer waren denn noch gleich „Room 2012“, „Overground“ oder Tobias Regner? Für den einen Nummer-1-Hit hat es bei fast allen Siegern meist gereicht. Nach Album und Tour verschwanden die neuen Sternchen dann in der Versenkung. Aber das ist nicht schlimm, denn es wird ja fleißig für Nachschub gesorgt.
Das Auge hört mit
Schon lange geht es bei den unnötig vielen Castingshows nicht mehr ums Talent. Wenn es so wäre, müssten sich die Kandidaten bei „DSDS“ nicht in der prallen Tropensonne am Strand der Malediven räkeln, während sie ihre einstudierten Stücke präsentieren. Das 15 Singen wird bei dieser Fleischbeschau im sexy Bikini zur Nebensache. Ändern soll sich das zumindest bei „The Voice of Germany“. Da die Jury zu Beginn eines Auftritts mit dem Rücken zur Bühne sitzt, wird nur der Gesang bewertet, lautet die Argumentation. Antreten dürfen angeblich keine Unter-der-Dusche-Sänger und schlechte Michael-Jackson-Doubles. Eine Besserung scheint in Sicht.
Klar ist, dass die Castingshows eine Marke für den Sender sind. Auf dem Plan steht nicht längerfristig erfolgreiche Künstler als Endprodukt zu finden, sondern für Einschaltquoten zu garantieren. Die Zuschauer lieben es, sich unter Fremdscham Blamagen und peinliche Auftritte der untalentierten Kandidaten anzusehen und erfreuen sich dann am vernichtenden Urteil der Jury. Warum sonst darf Dieter Bohlen seine verbalen Entgleisungen gegen die Teilnehmer feuern? Das bringt Quoten und wenn der Zuschauer seinen Liebling auserkoren hat, wird Runde für Runde munter telefoniert und einzig allein der Sender profitiert, während das Talent in kürzester Zeit wieder aus dem Rampenlicht verschwindet.