Das Debütalbum Stadtaffe war das erstes Album, welches ich mir damals illegal über Limewire auf meinen ersten MP3-Player heruntergeladen und mit meiner Mom im Auto hoch und runter gehört habe. Das Album gehört zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Alben aller Zeiten. Ein Jahr nach seinem Solo-Debüt im Sommer 2009 beendete Peter Fox seine Solo-Karriere, welches seinen Legendenstatus noch untermauerte und widmete sich seitdem wieder seiner Band Seeed. Ohne große Promo und Ankündigungen veröffentlichte nun Peter Fox seinen neuen Song „Zukunft Pink“ am 20. Oktober 2022 und landete direkt auf Platz 1 der deutschen YouTube-Charts. Damit lieferte uns mit dem Song eine optimistische und tanzbare Hymne für den Winter.
Euphorie und Optimismus
Peter Fox beschreibt seinen eigenen Song wie folgt: „Zukunft Pink“ ist inspiriert von familiären Hinterhofpartys und dem Morgen danach, von Beats aus Süd- und Westafrika, sowie dem glasklaren Morgentau über den Weiten Brandenburgs.“ Mit “Zukunft Pink“ zeichnet er eine optimistische Zukunftsvision in Zeiten multipler Krisen und betont die Euphorie in seinem Songtext: „Weil wir die Zukunft sind / seh‘ ich die Zukunft pink“. Dabei positioniert er sich politisch und zeigt auf, wie er sich die Zukunft vorstellt: „Power to the people / Frauen rulen die Welt“. Er wirbt auch für mehr Gerechtigkeit und Selbstliebe mit den Zeilen: „Schwarz, weiß, straight, gay / Liebe für alle und für mich selbst“. Mit „Elon Musk, fick dein Mars-Projekt / Scheißkalt und arschweit weg“ und „Hab‘ Brandenburg entdeckt“, teilt er gegen den vermögendsten Mann der Welt aus und markiert sein Revier im Osten der Republik. Mit der Sängerin Inéz von dem Duo Ätna hat sich Peter Fox starke Unterstützung geholt. Inéz übernimmt in dem Song die Hook und rundet den Song mit ihrer rauchigen Stimme und den Zeilen“ Wenn du mich fragst, wird alles gut, mein Kind“, ab.
Sein Musikvideo ist geprägt von seinem typischen Blick auf das kalte Berlin. Es besteht aus alten Industriebrachen, stillosen Hochhäusern, Hinterhofpartys und den Blick über die Skyline der Großstadt. Das Thema Doppelgänger und eigenes Ego wird ähnlich wie bei seinem letzten Album Stadtaffe aufgegriffen. Damals verkörperten Menschen mit Affenmasken seine Erlebnisse und Aktionen. Diesmal greift er auf ähnliche Art und Weise auf den Erzählstrang zurück und verprügelte zu Beginn des Musikvideos seinen Doppelgänger-Androiden und begründet es im Song mit „Hab‘ meinen Avatar gekillt / Weil ich selber auf die Party will.“
Inspiration aus Südafrika
Peter Fox und sein Produzententeam The Krauts haben sich von dem südafrikanischen House-Genre Amapiano inspirieren lassen. Es ist eine Mischung aus Deep House, Jazz und dem südafrikanischen Dance-Musik Kwaito. Die typischen House-Genres bewegen sich zwischen 126 und 128 Beats per minute. Amapiano läuft eher auf 111 bis 115 BPM und entwickelt dadurch einen ganz eigenen Groove. Das typischste Stilelement ist die Log-Drum und klingt nach dumpfen, hölzernen Bass-Sound. Die Musik ist 2010 in den Hinterhöfen der Townships von Südafrika entstanden. Amapiano besteht neben der musikalischen Komponente auch aus einer politischen Dimension. In Südafrika existieren über 30 verschiedene Sprachen. Dabei dominiert Englisch, aber bei Amapiano singen die Künstler*innen in ihren eigenen Sprachen, um ihre Identität und Kultur mehr Ausdruck zu verleihen. Durch die Zeit der Apartheid in Südafrika mit langfristigen strukturellen rassistischen Unterdrückungsformen bietet Amapiano eine Möglichkeit, die eigene Identität zum Ausdruck zu bringen.
Kritik der kulturellen Aneignung
Die Inspiration und Nutzung von dem südafrikanischen Genre brachte Peter Fox neben Lob auch Kritik ein. Einige Kritiker*innen unterstellten, dass so weiße europäische Künstler*innen von der Errungenschaften aus den Township finanziell profitieren, ohne sich deren politische Dimension und kulturellen Ursprung bewusst zu sein. Deshalb kamen vermehrt die Forderungen auf, mehr Wertschätzung, Anerkennung und Bewusstsein über schwarze Genres im deutschsprachigen Raum zu schaffen. Peter Fox reagierte darauf mit einem Statement auf Instagram, wobei er Verständnis für die Kritik äußerte, aber ebenso meint, dass es sich um ein mediales Problem handelt. Aus seiner Sicht habe er seinen Song nie als große Innovation verkauft und in Ankündigungen immer auf die Einflüsse hingewiesen. Darüber hinaus soll es eine öffentliche Diskussion mit dem Musikjournalisten Malcolm Ụzọma Ohanwe geben, indem die Thematik besprochen werden soll. Zusätzlich veröffentlichte er eine Kurzversion des Songs mit dem deutschen Amapiano Künstler Albi X auf TikTok.
Ob nun ein komplettes Album auf dem Song folgen soll, ist ungewiss und sein Label Warner Musik hült sich bisher in Schweigen. Zumindest sind bisher schon mehrere Festival-Auftritte für den Sommer 2023 geplant. Für viele Leute weckt der Song Erinnerungen, die sie mit seinem letzten Album verbinden und die Vorfreude auf mehr Solo-Projekte dürfte groß sein. Peter Fox hat sich schon damit ausgezeichnet, dass er sich von anderen Musik-Genres auch außerhalb von Europa inspirieren lässt und hat nun auch bewiesen, wie man vernünftig mit wichtiger Kritik von schwarzen Menschen umgehen kann.
Text, Titelbild Foto: Emin Aiche