„Titanic“ sinkt in 3D

von | 4. April 2012

Ab Donnerstag kommt „Titanic“ erneut in die Kinos. Der Film wurde Frame für Frame in 3D konvertiert – ohne eine Einstellung zu ändern. medienMITTWEIDA erklärt die Technik dahinter. Mit  „Avatar“ […]

Die „Titanic“ wurde im Nachhinein am Computer dreidimensionalisiert.

Die „Titanic“ wurde im Nachhinein am Computer dreidimensionalisiert.

Ab Donnerstag kommt „Titanic“ erneut in die Kinos. Der Film wurde Frame für Frame in 3D konvertiert – ohne eine Einstellung zu ändern. medienMITTWEIDA erklärt die Technik dahinter.

Mit  „Avatar“ löste Regisseur James Cameron 2009 eine 3D-Euphoriewelle aus. Fast 2,8 Milliarden US-Dollar spielte die Produktion ein und löste somit „Titanic“ an der Spitze der weltweit erfolgreichsten Filme ab. Anders als bei „Avatar“ wurde „Titanic“ nicht stereoskopisch in 3D gedreht, sondern erst im Nachhinein dimensionalisiert. Dieser Prozess ist reine Handarbeit, im Fall von „Titanic“ dauerte der Vorgang sechzig Wochen und kostete 18 Millionen US-Dollar.

Verschiedene Ansätze zur 3D-Konvertierung

Bei der Umwandlung eines 2D-Filmes gibt es im Wesentlichen zwei Ansätze. Die erste Möglichkeit, eine dritte Dimension zu erzeugen, ist das „Rotoskopieren“: „Hierbei werden Bildelemente auf verschiedenen Tiefenebenen wie Vorder-, Mittel- und Hintergrund ausgeschnitten und im 3D-Raum je nach Tiefe neu gestaffelt“, erläutert Boris Duepré vom Animationsunternehmen „Pixomondo“, das unter anderem den dreidimensionalen Hollywood-Film „Hugo Cabret“ postproduzierte. Mit Hilfe des Rotoskopierens kann danach das sogenannte „Zweite Auge“ generiert werden. Es macht den Film für 3D-Brillen kompatibel.

Das zweite Verfahren ist die sogenannte „Set-Rekonstruktion“, bei der die Geometrie einer Szene nachgestellt wird. Die Basis dafür ist ein 3D-Modellnachbau. Dieses Modell wird aus den Tiefenbereichen des bestehenden 2D-Bildes generiert. Danach wird das Originalbild  auf die vorher erzeugte Geometrie projiziert und mit einer virtuellen Kamera abgefilmt. Zum Schluss müssen die im anderen Auge verdeckten Bereiche noch rekonstruiert werden.  „Besonders Halbtransparenzen wie Rauch und Glas mit Reflexionen stellen eine große Herausforderung dar“, erläutert Boris Duepré. Sonst werden „mehrere Tiefenpunkte innerhalb eines Pixels sichtbar“, das Bild wird somit unscharf.

Das Ergebnis einer solchen Konvertierung hängt letztendlich stark vom finanziellen und personellen Aufwand ab. „Da gibt es ja von ‚Avatar‛ als echten 3D-Film bis hin zu nachträglich dreidimensionalisierten Filmen wie ‚Clash of the Titans‛ jede Qualitätsstufe“, erklärt Heiko Burkardsmaier, Geschäftsführer des „Pixomondo“-Standortes Stuttgart.

Fanbase entscheidend für Erfolg eines 3D-Remake

Dabei ist „Titanic“ bekanntlich nicht das erste Re-Release, das nachträglich um die dritte Dimension erweitert wurde. Die 3D-Umwandlung von „Star Wars: Episode 1“ spielte zum Beispiel allein in den USA über 43 Millionen US-Dollar ein. „Titanic“ könnte ähnlich erfolgreich sein, schätzt Geschäftsführer Burkardsmaier. Auch hier sei eine große Fangemeinde vorhanden, die einen Bezug zum Film hat und trotz jährlicher TV-Ausstrahlung erneut ein Kinoticket lösen werde. Eine Konvertierungswelle alter Filmklassiker sei laut Burkardsmaier aber nicht zu erwarten. Das Konvertieren bestehender Filme sei in Deutschland und den USA sowieso unüblich. Aufgrund der günstigeren Kosten „spielt sich dieser Markt eher in Indien und den Niedriglohnländern ab.“

Text: Stefan Graf, Bild: Wikimedia, Fotograf: Nesnad, Bearbeitung: Nicole Schaum

<h3>Stefan Graf</h3>

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