TV-Tipp

von | 23. Oktober 2009

Jede Woche stellt medien-mittweida.de herausragende Werke aus Film und Fernsehen vor und beleuchtet die Höhepunkte der nächsten Tage.

Sonntag, 25. Oktober: Casino Royale

Was wurde gelästert über den bis dato letzten James Bond-Streifen „Die Another Day“: Plumpe Effekthascherei und ein scheinbar unverwundbarer Pierce Brosnan in der Hauptrolle. So gönnte man der umfangreichsten Filmreihe der Welt eine vierjährige Pause und richtete sie neu aus. Anspruchsvoller, härter und vor allem realistischer sollte 007 werden. Ergebnis des Umdenkens: der für viele beste, definitiv jedoch kommerziell erfolgreichste James Bond-Film aller Zeiten.

Darum geht es: Zunächst erfährt der Zuschauer, wie James Bond den Rang des Doppel-Null-Agenten erhält. Seine erste Mission, in Madagaskar einen Terroristen auszuspionieren, geht gänzlich in die Hose. Auf eigene Faust und ohne Wissen des MI6 verfolgt Bond die Terroristen weiter und deckt schon bald eine Verbindung zum Bankier LeChiffre und dessen Terrororganisation auf. Dieser möchte, bei einem Poker-Turnier im Casino Royale von Montenegro, eine hohe Summe Geld für die Machenschaften seiner Organisation gewinnen. Dies gilt es für 007 zu verhindern, doch die Einsätze sind sehr hoch.

Die Neuausrichtung der Marke James Bond ist vollends gelungen. Daniel Craig, von vielen Kritikern im Vorfeld belächelt, legt ein geniales Debüt als Agent hin. Seine 007-Interpretation ist härter und doch emotional und verwundbar, wie nie zuvor. Auch sein Gegenspieler LeChiffre ist exzellent besetzt und seine Rolle weniger übertrieben dargestellt: Statt der Weltherrschaft geht es schlicht um Geld und am Ende ist er nur ein Zahnrad in einer großen Maschinerie. CGI-Effekte sucht man vergebens – die Action ist weitestgehend handgemacht. In 140 Minuten Laufzeit gelingt es Regisseur Martin Campbell (der bereits „Golden Eye“ inszenierte) James Bond in das 21. Jahrhundert zu hieven: Härter, kantiger, Näher an der Realität. Wer sich darauf einlässt, bekommt einen grandiosen Action-Thriller geboten. 20.15 Uhr, Pro7, Action-Thriller USA ‘06, Daniel Craig, Eva Green, Mads Mikkelsen, Judi Dench; Regie: Martin Campbell

Dienstag, 27. Oktober: Babel

Anspruchsvolles Kino zu später Stunde. In dem Episodendrama verknüpft Regisseur Alejandro González Iñárritu auf eindrucksvolle Weise vier Geschichten miteinander, die auf der ganzen Welt spielen und in mittelbarem Zusammenhang stehen. Titelgebend ist die im Alten Testament erwähnte Stadt. Durch den Bau des Turms zu Babel, wollten die Bauherren Gottes Himmel erreichen. Dieser bestrafte dieses Vorhaben mit dem babylonischen Sprachgewirr. Fehlende Kommunikation ist auch das Hauptthema im Film. Neben der intensiven Bildsprache, der hochkomplexen Geschichte und dennoch einfachen Botschaft sind es vor allem die guten Darsteller (unter anderem Brad Pitt, Cate Blanchett und Gael Garcia Bernal), die den Film zu einem hervorragenden Drama machen. Ausgezeichnet mit dem Golden Globe und dem Regiepreis von Cannes. 23.45 Uhr, NDR, Drama USA/MEX ’06, Brad Pitt, Cate Blanchett, Gael Garcia Bernal; Regie: Alejandro González Iñárritu

Freitag, 30. Oktober: Pastewka

Die preisgekrönte Sitcom startet nach fast zwei Jahren Pause in ihre vierte Staffel. Hauptdarsteller Bastian Pastewka muss in zwölf Episoden unter anderem seine Beziehung zu Freundin Anne retten, verkraften, dass Bruder Hagen und die unsympathische Nachbarin Frau Bruck ein Kind zeugen wollen, Vater Pastewka ein Haus auf seine Kosten bauen möchte und mit ansehen, wie seine 17-jährige Nichte Kim Marihuana verkauft, um ihren Führerschein zu finanzieren. Pastewka ist eine der wenigen wirklich witzigen Comedy-Formate im deutschen Fernsehen.

Humorvoll stolpert der Hauptdarsteller durch absurde Alltagssituationen und wirft dabei stets einen Blick hinter die Kulissen der Fernsehbranche, mehr oder weniger versteckter Seitenhiebe inklusive. Kein Humor für die breite Masse, dafür aber Reich an Pointen und wohldosiert. Leider versehen mit einem undankbaren Sendeplatz, am vom Sketch-Serien-Einheitsbrei geprägten „Fun-Freitag“, so dass die Einschaltquoten wahrscheinlich erneut unter Senderschnitt bleiben werden. Einschalten lohnt sich also doppelt, wer weiß, wie lange es die Serie noch gibt. 21.45 Uhr, Sat.1, Sitcom D ’09, Bastian Pastewka, Sonsee Neu, Matthias Matschke, Bettina Lamprecht; produziert von Brainpool

<h3>Florian Tillack</h3>

Florian Tillack