Under Construction: Apps selbst zusammenklicken

von | 3. Juni 2011

Nicht nur professionelle Entwickler, sondern auch Laien sollen mit Hilfe eines App-Generators ihre Ideen in eigene Programme für mobile Endgeräte umsetzen können. Wie einfach ein Anfänger eine eigene App entwickeln kann, haben Michael Stühr und Andy Artmann von "Markstein Software" medienMITTWEIDA erklärt.

Mit dem Generator „Tango App-arat“ sollen Laien in drei Schritten eine eigene App realisieren können. Programmierkenntnisse benötigen die Nutzer dafür nicht. Zunächst wird mit Hilfe der Software ein Layout erstellt, danach kann die Anwendung mit Bildern, Audio- und Videodateien angereichert werden. Diese Dateien werden per Drag-and-Drop in einen Rahmen der App hinzugefügt. „Wer mit normalen Standard-Layoutwerkzeugen klar kommt, fühlt sich in der ‚Tango‘-Software schnell zu Hause“, erläutert Andy Artmann, der als Creative Director auch aktiver Nutzer der Software von „Markstein Software“ ist.

Ist der User mit seiner Arbeit zufrieden, exportiert er das Projekt mit den Mediendateien und erzeugt die App zusammen mit den benötigten Laufdaten. Dafür ist allerdings eine Entwickler-ID nötig, die er von „Apple“ erwerben muss und über die die Umsatzbeteiligung berechnet wird. Die erstellte App kann anschließend über den „App-Store“ verkauft werden, vorausgesetzt „Apple“ hat die Anwendung geprüft und nach etwa einer Woche freigegeben.

Entwicklung einer eigenen App ist ein teurer Spaß

Der „Tango App-Generator“ ist die günstigste professionelle Software auf dem Markt. Dennoch müssen Nutzer knapp 1.500 Euro für das Programm bezahlen. Der Preis ist dennoch günstig, schließlich liegen die Kosten für Apps von professionellen Programmierern im fünf- bis sechsstelligen Bereich. Auch wenn Selbermachen günstiger ist, hat der „Tango App-Generator“ bislang kaum Konkurrenz. Lediglich „Woodwing“ aus Holland und „Adobe“ aus den USA bieten ähnliche Programme an. „Alle anderen Lösungen sind kundenspezifische Eigenentwicklungen, wie zum Beispiel die ‚Spiegel‘- oder ‚Handelsblatt‘-App“, erklärt Stühr, Mitbegründer der Internetseite von „Markstein Software“.

Die App-Generator-Lösung ist vor allem für digitale Magazine, Werbebroschüren, Kataloge und ähnliches gedacht. „Die Stärke ist die Kombination von anspruchsvollem Layout mit aktuellen Webinhalten und sozialen Medien wie ‚Facebook‘ und ‚Twitter'“, sagt Stühr. Denn sind Texte und Bilder einmal im Redaktionssystem „Tango“ erfasst, können diese für beliebige Print- oder Digitalprodukte genutzt werden. „Egal ob App, Druck oder PDF, die Daten sind unabhängig von der Form gesichert“, sagt Artmann.

Die Idee macht die App

Da das Softwarepaket Laien das Konzipieren und Umsetzen von Apps ermöglicht, könnte die Qualität der Programme im Umkehrschluss schlechter werden. Thorsten Blank, App-Entwickler bei „Bright Solutions“ ist da anderer Meinung: „Wenn solche Apps Gefallen finden, haben diese Produkte auch eine Daseinsberechtigung.“ Stühr hingegen kann die Vermutung zumindest teilweise bestätigen: „Die Hürden in Bezug auf Knowhow und ‚Apples‘ Vorkontrolle sind nach wie vor recht hoch. Allerdings ist eine ‚App-Schwemme‘ bereits schon jetzt zu beobachten.“

Um eine App mit Qualität und Funktionalität zu entwickeln, sei ohnehin vor allem der Inhalt wichtig. „Die Idee macht die App. Wer ein gutes Thema oder eine gute Geschichte hat, der wird auch seine Leserschaft auf dem App-Markt finden“, sagt Artmann. Blank rät Appentwickler-Neulingen: „Der Entwickler sollte in jedem Fall überprüfen, ob es eine solche Anwendung nicht schon gibt.“

Generatoren sind keine Konkurrenz für professionelle Entwickler

Die Laien-App-Entwicklung hat aber auch ihre Grenzen. Vor allem für spezielle und individuellere Funktionen in den Apps muss weiterhin ein Fachmann hinzugezogen werden. „Bei vielen Projekten muss der Kunde beraten werden und genau das kann der Generator nicht leisten“, erklärt Software-Entwickler Blank. Generatoren seien sehr eindimensional und würden nur begrenzten Funktionsumfang bieten. Im Bereich des Publishing werden App-Entwickler noch lange sowohl in beratender, als auch in ausführender Form nötig sein. „Jedoch wird sich das Aufgabenfeld mehr in Spiel-, Spezial- und Mehrwertanwendungen verlagern“, sagt Artmann.

<h3>Lorena Gasteyer</h3>

Lorena Gasteyer