Ungenutztes Potenzial

von | 4. Juni 2010

Facebook ermöglicht günstiges und kundenorientiertes Marketing für Unternehmen, doch diese Optionen werden vor allem in Deutschland oft nicht genutzt. Trotz überwundener Datenschutz-Krise ist die Zukunft fraglich.

Trotz prominenter Mängel im Bereich des Datenschutzes kann sich Facebook an einer stetig wachsenden Nutzerzahl erfreuen. Im Juni 2010 soll die 500 Millionen-Grenze erreicht sein und das enorme Wachstum der Seite scheint kein Ende zu nehmen. Viele deutsche Unternehmen haben das schlummernde Potenzial des Massenmediums Facebook bisher nicht oder nur in unzureichender Form genutzt.

Ian Pascal Volz, der Leiter der Marketing Abteilung des Gewandhaus zu Leipzig, sieht die Vorteile vor allem im hohen Identifikationspotenzial mit einer Marke: „Es lässt sich per Facebook ein Mund-zu-Mund Marketing generieren. Die Marke ist mit bestimmten Werten und Inhalten zu verknüpfen, die von den Konsumenten an deren Freunde weitergetragen werden. Sie agieren als Multiplikatoren. Durch den Empfehlungscharakter wird das Ganze sehr viel glaubhafter als ein klassisches Werbemedium. Diese sozialen Effekte können und sollten Unternehmen nutzen.“

Selbstdarstellung durch Zweite

Konkret bedeutet das, dass sich ein Fan mit einer Marke oder einem Produkt identifizieren kann, eine Bindung eingeht und diese kommuniziert. Dadurch kann er sich selbst darstellen und wirbt gleichzeitig für das Produkt. Das Unternehmen gewinnt dadurch neue Zielgruppen und bestehende Kunden kaufen eher mit einer netten Empfehlung ihrer Freunde. Ein weiterer Bereich, der vor allem zukünftig umfassender genutzt werden wird, ist das Personalmanagement. Geeignetes, qualifiziertes Personal über soziale Netze zu finden und Mitarbeiter emotional an das Unternehmen zu binden sind zwei wichtige „Nebenprodukte“ der Vernetzung.

Zuletzt wurde Facebook oft in einem negativen Kontext mit Datenschutz und Sicherheit gebracht und die Berichterstattung der letzten Wochen führte dazu, dass viele Konsumenten Abstand von der Seite nehmen, zumindest emotional. Mittlerweile hat das Social Network sein Imageproblem erkannt und die Datenschutz-Einstellungen überarbeitet. Wie die Nutzer die Veränderung aufnehmen, bleibt abzuwarten.

Imageproblem ist kein Problem

In einer Krise befindet sich die Seite dennoch nicht meint Volz: „Die Zahlen steigen ständig weiter, es melden sich immer mehr Leute an. Es gibt einen ganz unterschiedlichen Umgang mit der Privatsphäre oder mit den Datenschutz-Einstellungen. Manche Nutzer sind sehr vorsichtig und stellen gar nichts rein, andere veröffentlichen alles, selbst wenn Kollegen, Arbeitgeber und Chef mitlesen können. Den klassisch definierten Begriff des Datenschutzes gibt es nicht mehr, unterschiedliche Zielgruppen gehen unterschiedlich mit ihren Daten um. Diejenigen, die offen sind und den meisten Content generieren, treiben Facebook voran. Es gibt kein konkurrierendes soziales Netzwerk zu Facebook. Die Leute bleiben dort und solange nicht weitere Skandale hinzukommen, ist Facebook in keiner Krise.“

Die fernere Entwicklung der Plattform bleibt indes aber ungewiss. „Facebook ist definitiv nicht die Zukunft des Internets. Es wird eine sehr viel größere Vernetzung geben, die definitiv verstärkt auf das mobile Endgerät hinausläuft. Es ist ein sich ständig wandelnder Prozess“, so Volz zu der Zukunft der Plattform.

<h3>Tom Rosenkranz</h3>

Tom Rosenkranz