Unternehmenschef spioniert

von | 23. Februar 2010

Bespitzelung und Sozialversicherungsbetrug sind die Vorwürfe gegen den Unternehmer Peter Simmel. Zur Klärung der Vorwürfe, die SIMMEL mithilfe zweier Gutachten zurückweist, ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft.

„Es gibt keine schlechten Mitarbeiter. Es gibt nur schlechte Führungskräfte“ – dieses Unternehmensleitbild ist auf der Website der SIMMEL AG zu lesen. Zur Zeit ist das Leitbild für die SIMMEL-Märkte sehr treffend, denn seit Januar ist Peter Simmel wegen Bespitzelung und dubioser Lohnpraktiken stark kritisiert worden.

Anklage gegen Unbekannt

Bereits im November 2009 gab es Vermutungen zum fragwürdigen Mitarbeiterumgang. „Mit Empörung habe ich am Wochenende von den Vorwürfen gegen EDEKA-SIMMEL erfahren“, äußerte sich zu dieser Zeit Jörg Lauenroth-Mago, Leiter des Fachbereichs Handel bei ver.di Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Das Magazin FOCUS enthüllte diesen Vorfall und berichtete erstmalig über Taschen- und Autokontrolle, Warengutscheine für Überstunden, Urlaubs- und Weihnachtsgeld und Beschattung krank gemeldeter Mitarbeiter von Detektiven.

Nach Bekanntgabe dieser pikanten Informationen erstellte die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) bei den Staatsanwaltschaften in Chemnitz und München Strafanzeige „gegen Unbekannt, nicht gegen Peter Simmel“, erklärte Hubert Thiermeyer vom Fachbereich Handel bei ver.di Bayern gegenüber medien-mittweida.de. „Des Weiteren haben wir die zuständige Stelle bei der Rentenversicherung gebeten zu prüfen, inwieweit Lohnbestandteile in Warengutschein umgewandelt wurden und ob damit Sozialversicherungsbeiträge umgangen wurden“, ergänzte er.

Betriebsräte sind wichtig

Zwei von SIMMEL beauftragte unabhängige Gutachten entlasten ihn inzwischen. In diesen heißt es unter anderem, dass die zulässigen und jederzeit angemessenen Kontrollmaßnahmen bei der SIMMEL-Gruppe nicht als ‚Bespitzelung‘ bewertet werden können. Die Vergabe von Warengutscheinen verteidigt er damit, dass die Mitarbeiter im Rahmen des gesetzlichen Steuerfreibetrages möglichst viel Netto vom Brutto bekommen sollten und jedem Angestellten war es frei überlassen sich die Gutscheine auszahlen zu lassen. Zusätzlich schrieb Peter Simmel in einer Mitteilung, dass der SIMMEL AG jedes Jahr durch Warendiebstahl ein großer Gesamtverlust entstehen würde. Diesen wollte er mit der Beauftragung von Detekteien entgegenwirken. „Ich bin sehr froh, dass die unabhängigen Gutachten jetzt auf dem Tisch liegen und vollständige Entlastung bei allen gegen mich und unser Unternehmen erhobenen Vorwürfen ergeben“, sagte Simmel erleichtert.

Thiermeyer kritisiert, dass es in den von der SIMMEL AG betriebenen Märkten keine Betriebsräte gibt. „Wenn es welche gäbe, dann wären die aktuellen Fälle nicht so eskaliert. Dann hätte man im Unternehmen frühzeitig Lösungen finden können“, fügte Thiermeyer hinzu. Peter Simmel war bis vor wenigen Wochen Unternehmenschef und Aufsichtsratsvorsitzender. Trotz den seit November bekannten Vorwürfen gab es erst Mitte Januar einen Wechsel an der Aufsichtsratsspitze. Der Einzelhandelsunternehmer Adolf Scheck löste Peter Simmel am 18. Januar 2010 ab.

<h3>Sarah Korzeniewski</h3>

Sarah Korzeniewski