Unternehmer mit Herz

von | 27. September 2010

Kurt Körber hatte viele Talente: Als Techniker besaß er über 200 Patente, als Unternehmer baute er ein Wirtschaftsimperium auf und als Stifter setzte er sich für die Förderung junger Menschen ein. Bis heute zählt seine Stiftung zu den größten privaten Stiftungen in Deutschland.

Geboren in Berlin wurde Körber während des Ersten Weltkrieges eingeschult und wuchs als Kind in den politischen Wirren der Nachkriegszeit auf. Trotz seiner Leidenschaft für Technik, die sich bereits früh herauskristallisierte, besuchte Körber auf anraten seines Vaters die Real- und Höhere Handelsschule. Nebenher baute er in der eigens für ihn eingerichteten heimischen Werkstatt an Morseapparaten sowie diversen Kondensatoren. Da für die Experimente mit Radioempfangsgeräten eine Versuchserlaubnis nötig war, legte Körber im Alter von 14 Jahren die benötigte Prüfung erfolgreich ab. Damit war er einer der jüngsten Hochfrequenztechniker Deutschlands.

Mit 15 entwickelte er eine automatisch gesteuerte Sender-Ablese-Skala und bekam darauf sein erstes Patent. 1924 begann Körber seine berufliche Laufbahn als technischer Lehrling in Chemnitz. In seiner Freizeit widmete er sich mehr und mehr den schönen Künsten und träumte gar von einer Bühnenlaufbahn. Doch seine Leidenschaft für Technik sollte die Oberhand behalten und so schrieb er sich 1928 am Technikum Mittweida für den Fachbereich Elektrotechnik ein.

Steile Karriere bei Universelle

Als im Zuge der Großen Depression Millionen Menschen arbeitslos wurden, entschloss sich Körber sein Studium abzubrechen. Nach einer Anstellung bei Siemens folgte er einem lukrativen Angebot des Zigarettenherstellers Universelle-Werke J.C. Müller & Co. nach Dresden. Die Universelle war auf Körber aufmerksam geworden, da dieser eine patentierte Maschine entwickelt hatte, die optische Signale verarbeiten konnte und sich zum Sortieren von Zigaretten eignete. Es folgte ein rascher beruflicher Aufstieg Körbers. 1937 wurde er zum Prokuristen ernannt, 1944 zum Technischen Direktor.

Auf seinen Dienstreisen, die ihn vor dem Zweiten Weltkrieg bis nach Kairo führten, sammelte er wichtige Erkenntnisse für seine spätere Laufbahn. Da das Unternehmen im Laufe des Krieges die Produktion auf Kriegsmaterial umgestellt hatte, spezialisierte sich die Universelle zunächst auf die Reparatur von Eisenbahnwagons, war aber gleichzeitig daran interessiert, wieder in die Zigarettenindustrie einzusteigen. Zu diesem Zweck sollte Körber im von den Briten besetzten Hamburg eine Zweigstelle der Universelle aufbauen. Trotz diverser Schwierigkeiten im schwer vom Krieg zerstörten Hamburg gelang es ihm, eine Zweigstelle zu errichten und die alten Maschinen zur Zigarettenherstellung wieder einsatzfähig zu machen.

Schritt zur Selbstständigkeit

1947 führte Körber die Hamburger Universelle, kurz „Hauni“, Schritt für Schritt in die Selbstständigkeit und löste sie aus dem Mutterkonzern heraus. Nach den Anfangsjahren produzierte Hauni wieder eigene Maschinen zur Zigarettenherstellung, die ständig weiterentwickelt wurden. Das Unternehmen entwickelte sich rasant und so überschritt die Beschäftigtenzahl bereits 1954 die Eintausender-Grenze und wurde zum größten Ausbilder in Bergedorf. In den Folgejahren eröffnete Körber in der ganzen Welt – wie zum Beispiel in Richmond, London, Rom, Kapstadt oder Buenos Aires – Zweigstellen seiner Firma. Ein Erfolgsrezept Körbers war es, technisch stets seiner Zeit voraus zu sein. „Wir sind nicht auf dem Stand der Technik, wir diktieren ihn“, war seine Devise, die er in seiner Entwicklungsabteilung ausgab und auch stets selbst kontrollierte. Hierfür gründete er 1956 das „Tabak Technikum Hamburg“ (TTH) um den Ingenieursnachwuchs für das Unternehmen fachgerecht auszubilden.

1961 gründete Körber auch den „Bergedorfer Gesprächskreis“, zu dem er Größen der Wirtschaft sowie vor allem der Politik zum offenen Austausch über zentrale Probleme der modernen Industriegesellschaft einlud. An diesem Gesprächskreis nahmen neben unzähligen anderen bekannten Persönlichkeiten Carl Friedrich von Weizsäcker, Günter Grass, Helmut Schmidt, Volker Rühe und Otto Schily teil. Ein Beispiel für die Bedeutung des Bergedorfer Gesprächskreises war die Einladung des selbigen nach Leningrad während des Kalten Krieges 1970, um dort offiziell Ost-West-Fragen zu diskutieren. In späteren Jahren wurden internationale Gesprächskreise auf höchster Ebene initiiert, bei denen Körber Papst Johannes Paul II., Michail Gorbatschow, Gerald Ford sowie Richard von Weizsäcker kennen lernte.

Soziales Engagement

Körber sah sich zunehmend der Gesellschaft gegenüber in der Verantwortung und so gründete er 1957 seine erste Stiftung zum Wiederaufbau des Thalia-Theaters in Hamburg. 1959 folgte die nach ihm benannte „Kurt-A.-Körber-Stiftung“, die das Ziel hatte, eine technische Akademie zur Ausbildung von Führungskräften aufzubauen. 1981 ging aus dieser, sowie der 1969 gegründeten „Hauni-Stiftung“ die „Körber-Stiftung“ hervor. Diese macht es sich zu Aufgabe, das „individuelle Engagement anzuregen und zum nachhaltigen Impuls für das Gemeinwohl zu transformieren“. Kurt Körber rief zudem einen „Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte“ aus, um journalistisch ambitionierte junge Menschen zu fördern.

Bis zuletzt setzte sich Kurt Körber im Rahmen seiner Stiftungen für das Gemeinwohl ein, bevor er 1992 starb. Seine Stiftung wurde nach seinem Tod weitergeführt. Kurt Körber bekam als Anerkennung für seine Leistungen den Ehrendoktor der Technischen Universität Dresden sowie die Ehrenbürgerschaft der Stadt Hamburg verliehen. Mit der Diesel-Medaille in Gold würdigte der Deutsche Erfinderverband den Ideenreichtum Körbers.

<h3>David Maerkisch</h3>

David Maerkisch