Verspätete Ehrung

von | 19. September 2010

Ein neuer Preis soll die Leistungen der Radiomacher würdigen und guten Sendungen die verdiente Anerkennung bringen. Laudator Reiner Calmund spricht von einer bisher verpassten Chancen und der guten Qualität des deutschen Radios.

Für Fernsehen, Musikindustrie und Printmedien gibt es in Deutschland zahlreiche von der breiten Öffentlichkeit akzeptierte Preise. Doch was ist mit dem Radio? Wer würdigt herausragende Leistungen des Hörfunks? Das dachte sich auch der NDR und rief den „Deutschen Radiopreis“ ins Leben, der heute zum ersten Mal verliehen wird.

Reiner Calmund zeichnet dabei die Gewinner in der Kategorie „Bestes Sportformat“ aus. Er denkt, dass der Preis nötig ist: „Er hätte viel früher verliehen werden sollen, aber dadurch ist der Preis nicht weniger wichtig“, sagt der ehemalige Manager des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen. „Als ich gefragt wurde, das beste Sportformat auszuzeichnen, musste ich nicht überlegen, ich habe sofort zugestimmt. Ich liebe Radio seit Ewigkeiten.“ Der multitalentierte Sportmanager wuchs mit dem Radio auf und vermisst die goldenen Zeiten des Mediums: „Ich erinnere mich noch an Sendungen von ganz früher: Frankfurter Schlagerbörse, Camillo mit Frank Elstner, aber immer begleitet von den Fußballsendungen. Herbert Zimmermann und Co. – das waren für mich alles Ikonen.“

Gemeinschaftsprojekt Radiopreis

Der Preis wird gestiftet von den Hörfunkprogrammen der ARD, dem Deutschlandradio und den Privatradios in Deutschland. Positiv daran: Öffentlich-Rechtliche und Private kooperieren, aber handelt es sich um einen ernst zu nehmenden Preis oder verkommt die Trophäe zu einer Selbstbeweihräucherung der Radiolandschaft? Hoffnung macht, dass das Adolf-Grimme-Institut am Radiopreis beteiligt ist. Mit dem „Adolf-Grimme-Preis“ zeichnete es schließlich schon deutsche „Fernseh-Perlen“ aus. Beim Hörfunkpreis organisiert das Grimme-Institut die Juryarbeit. Neun Experten wählen die Preisträger und küren in elf Kategorien herausragende Leistungen.

Fehlende Akzeptanz

Reiner Calmund hat für das Medium Radio auch 2010 nur gute Worte: „Ich höre sehr viel, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin. Nachrichten, Sportsendungen und Konferenzen, ich fühle mich immer gut informiert.“ Etwas mehr Experimentierfreudigkeit würde er sich wünschen, betont aber auch, dass es für jeden Geschmack ausreichend Sender gäbe. Ein Hauptproblem des deutschen Radios sei die sinkende Akzeptanz der Jugend gegenüber dem Medium. „Junge Menschen müssen nicht immer nur durch die Sender im Fernsehen zappen. Es ist etwas Besonderes auch mal eine Sendung zu Ende zu hören.“ Dass ein Radiopreis daran etwas ändern könnte ist unwahrscheinlich, aber zumindest erfahren große Leistungen im Hörfunkjournalismus ihre verdiente Würdigung.

<h3>Tom Rosenkranz</h3>

Tom Rosenkranz