Bernd Hilder, Chefredakteur der „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ), wird doch nicht neuer „MDR“-Intendant. Von den 41 am gestrigen Montag anwesenden Rundfunkräten sprachen sich nur zwölf für den gebürtigen Niedersachsen Hilder aus. 28 Stimmen, also eine Zwei-Drittel-Mehrheit, wären jedoch nötig gewesen. Hilder selbst bedauert die Entscheidung. „Gerne hätte ich dem MDR geholfen, aus seiner Krise herauszukommen“, sagte Hilder der Nachrichtenagentur „DPA“.
Verwaltungsrat unter Druck
Da die Wahl schon im Vorfeld nicht als sicher galt, leitete der Verwaltungsrat des „MDR“ die ersten Schritte für eine weitere Kandidatenkür direkt ein. Schon am 9. Oktober 2011 wollen die Räte den ihrer Meinung nach nächstbesten Kandidaten auswählen. Dafür wurde eine Sondersitzung anberaumt. „Wir wollen die zur Verfügung stehende Frist von einem Monat nicht ausschöpfen“, erklärte der Verwaltungsrat-Vorsitzende, Gerd Schuchardt. Die Wahl eines neuen Intendanten ist zwingend notwendig, schließlich soll dieser bereits am 1. November die Nachfolge Udo Reiters antreten.
Die Entscheidung gegen Hilder wurde vom Personalrat des „Mitteldeutschen Rundfunks“ positiv aufgenommen. Dieser hatte zuvor die Staatsferne Hilders und seiner Nominierung öffentlich bezweifelt. Der 52-jährige „LVZ“-Chefredakteur war als einziger Kandidat durch die sieben Verwaltungsräte nominiert worden. Erst im vierten Wahlgang konnte sich Hilder gegen die stellvertretende „MDR“-Intendantin Karola Wille, welche zuvor als Favoritin galt, und „WDR“-Fernsehdirektor Helfried Spitra durchsetzen.
Hilder nicht ohne Kritik
Die Nominierung Hilders durch den Verwaltungsrat war zuvor von verschiednen Medien kritisiert worden. Medienbeobachter, der „MDR“-Personalrat und die sächsische Opposition bezweifelten, dass die Nominierung Hilders unabhängig von parteipolitischen Einflüssen sei. Die sächsische Staatskanzlei soll versucht haben, hinter den Kulissen ihren Wunschkandidaten auf dem Posten des Intendanten zu platzieren. Bernd Hilder galt daher als der Kandidat der CDU. Diesen Vorwurf brachte besonders die sächsische Landtagsfraktion der „Grünen“ hervor. Um die Staatsferne der Kandidaten zu garantieren, forderte die Linksfraktion für die Zukunft eine öffentliche Ausschreibung für den Posten des Intendanten der Drei-Länder-Anstalt.