„Our God is a Woman! Our Mission is Protest! Our Weapon is the Naked Body!“ Aus dieser Idee wurde FEMEN geboren und der sogenannte „Sextremismus“ zum Leben erweckt. Ist das wirklich eine Form des moderner Feminismus oder doch nur inhaltslose Show?
FEMEN ist eine 2008 in der Ukraine gegründete Organisation, die sich für die Frauenrechte einsetzt. Mit nackten Oberkörpern, radikalen Protestsprüchen und Parolen kämpfen junge Frauen, meist Studentinnen, gegen den Sextourismus, die Zuhälterei und für die Gleichbehandlung der Frauen. So nutzten FEMEN den russischen Staatsbesuch von Präsident Putin bei der Messe in Hannover, sowie erst kürzlich den Laufsteg der Fashion Week in Paris, um durch ihre provokanten Aktionen die nötige mediale Aufmerksamkeit zu bekommen. Allerdings beleuchtet die kürzlich veröffentliche Doku „Ukraina Ne Bordel“ das Verhältnis zu FEMEN-Gründer Viktor Swjatski bereits in fragwürdigem Licht.
Redakteurin Vanessa Bittroff hat sich lange mit der Organisation beschäftigt, doch nur wenig Aussagekräftiges gefunden; ihre Interviewanfragen bei FEMEN blieben unbeantwortet. Im aktuellen Vodcast zieht Bittroff ein persönliches Fazit.
Nackte Haut, ein effizienter Weg gegen das Patriarchat?
In einer Umfrage von medienMITTWEIDA, wie die Aktion bei Bürgern und Pressevertretern wahrgenommen werden, spalten sich die Meinungen. Während einige die Art des FEMEN-Aktivismus nur belächeln, sprechen andere von der Wichtigkeit, sich provokanter und meist aggressiver Mittel zu bedienen, um gehört zu werden.
Der 1981 in Deutschland gegründete Verein „TERRE DES FEMMES e.V.“ kämpft für die Menschenrechte der Frauen. Im Interview mit medienMITTWEIDA bezieht Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin des Vereins, Stellung zu den provakanten Aktionen der FEMEN Organisation: „Grundsätzlich finden wir ihre Ausrichtung durchaus positiv, radikal und kämpferisch gegen das Patriarchat vorzugehen und auf diese Weise eine große Öffentlichkeit auf die systematische Unterdrückung vieler Mädchen und Frauen aufmerksam zu machen. Das entschuldigt nicht die Tatsache, dass sie sich in gewisser Weise den Regeln, gegen die sie eigentlich protestieren wollen, unterwerfen.“ Den eigenen Körper als Waffe zu verwenden und damit aufsehenerregende Aktionen durchzuführen, sei natürlich ein ganz anderer Ansatz, als die Art und Weise, als „TERRE DES FEMMES“ arbeiten würde, gibt Stolle zu bedenken.
„Wir würden uns manchmal genauso viel Aufmerksamkeit wünschen.“
„Obwohl langwierige Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit, um ein gesellschaftliches Umdenken zu bewirken, bestimmt langfristig erfolgversprechender ist, würden wir uns doch manchmal genau so viel Aufmerksamkeit für unsere Kampagnen wünschen“, so die Frauenrechtlerin. Der aufkommenden Kritik an vielen Aspekten der Femen wie die fehlende Tranzparenz und der Religionsfeindlichkeit nehmen auch die „TERRE DES FEMMES“-Aktivistinen zur Kenntniss. „Ich finde es dennoch schwierig, einzuschätzen, wie viel an dieser Kritik der Wahrheit entspricht“, meint Stolle.
Auch weiterhin wird sicher der Verein mit den nackten Aktivistinnen beschäftigen. So soll anlässlich des internationalen Tag „NEIN zu Gewalt an Frauen“ die Dokumentation „FEMEN. The Inside Story“ zum 13. Filmfest FrauenWelten vorgeführt werden.
Text: Vanessa Bittroff.