Vom Lehrstuhl ins Ministerkabinett

von | 1. Dezember 2009

Sabine Irene Freifrau von Schorlemer, einstige Dozentin für Völkerrecht an der Technischen Universität Dresden, ist seit dem 30. September neue Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst im Freistaat Sachsen.

Die parteilose Frau Prof. Dr. Dr. Sabine Irene Freifrau von Schorlemer wurde durch Vorschlag der CDU Sachsen in das Kabinett von Ministerpräsident Stanislaw Tillich vereidigt. Die Berufung aufgrund von Qualitäten und Voraussetzungen wurde parteiübergreifend gelobt, denn qualifiziert genug ist die 50-Jährige allemal.

In Berlin, München, Lausanne und Hamburg studierte von Schorlemer zunächst Rechts- und Politikwissenschaften, sowie Kunstgeschichte. 1992 promovierte sie mit einer Arbeit über Internationalen Kulturgüterschutz in Friedens- und Kriegszeiten. Von 1991 bis heute ist sie Privatdozentin und Gastprofessorin an verschiedenen internationalen und nationalen Universitäten. Seit 2000 ist sie Dozentin an der Technischen Universität Dresden für Völkerrecht, Recht der Europäischen Union und Internationale Beziehungen. Im Sommer 2004 wurde sie Mitglied der deutschen UNESCO-Kommission. 2009 schaffte Sie es, den weltweit ersten UNESCO-Lehrstuhl für „Internationale Beziehungen“ an die TU Dresden zu holen.

Information zu UNESCO-Lehrstühlen

Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur, kurz UNESCO richtet seit 1992 Lehrstühle ein. Damit sollen ihre Aufgaben und Ziele an Hochschulen gefördert und bekannt gemacht werden. Es handelt sich dabei um Universitäts-Partnerschaften und Netzwerkprogramme, die auf die weltweite Kooperation in der Hochschulbildung zielen. In Deutschland gibt es momentan neun UNESCO-Lehrstühle. Mittlerweile besteht das Netzwerk aus fast 600 Lehrstühlen verschiedener Fachrichtungen in 125 Ländern.

Als Juristin und Spezialistin für internationale Angelegenheiten, war sie in den Jahren 2004 und 2005 Mitglied der deutschen Regierungsdelegation der UNESCO für internationale Vertragsverhandlungen. Schon seit Jahren ist sie in deutschen und internationalen Expertengruppen, sowie Stiftungen tätig. Viele Erwartungen werden in die neue Staatsministerin gesetzt. Es bleibt abzuwarten ob Frau von Schorlemer diese erfüllen kann. Der Sprung aus dem Lehrstuhl in die aktive Politik, ist auch mit einem solchen Lebenslauf eine große Herausforderung.

„Bewährtes bewahren“…

So antwortete Frau von Schorlemer auf die Frage, was sie sich als Wissenschaftsministerin von Sachsen vorgenommen hat, in einem Interview mit Deutschlandfunk am 5. Oktober 2009. Was sie sich als persönliches Ziel gesetzt hat, verriet sie medien-mittweida.de: „Sachsen besitzt ein reiches kulturelles Erbe. Für diesen Schatz muss auch die junge Generation begeistert werden. Ab dem 1. Dezember 2009 haben Kinder und Jugendliche deshalb freien Eintritt in die staatlichen Museen. Ich möchte, dass ein Museumsbesuch für alle genau so selbstverständlich im Alltag integriert ist wie ein Einkaufsbummel.“

Auch die Hochschul- und Wissenschaftsstandorte Sachsens liegen ihr am Herzen: „Hier müssen wir uns nicht verstecken. Sachsen hat rund 50 renommierte außeruniversitäre Institute, die Spitzenleistungen erbringen. Uns muss es auch in Zukunft gelingen, Spitzenforscher in Sachsen zu halten oder nach Sachsen zu locken. Als Staatsministerin möchte ich daran mitarbeiten, den guten Ruf Sachsens als Kunst- und Wissenschaftsstandort zu mehren.“

Seit ihrem Amtsantritt obliegt dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst, erstmals die Entscheidung über Technologieförderungen, welche vorher unter der Zuständigkeit des Wirtschaftsministeriums lag. Auf die Frage nach einem konkreten Beispiel für eine Technologieförderung, antwortete Frau von Schorlemer: „Innovationsförderung ist wichtig für die Produktivität der sächsischen Unternehmen. In Mittweida zum Beispiel hat sich die Firma COTESA GmbH auf die Herstellung hochwertiger Bauteile aus Faserverbundwerkstoffen vor allem für die Luftfahrtindustrie spezialisiert. Der Freistaat Sachsen förderte dort drei konkrete sogenannte Verbundvorhaben. In diesen Forschungsvorhaben entwickelten die Mitarbeiter der Firma gemeinsam mit Instituten der TU Dresden beziehungsweise der Fraunhofer-Gesellschaft und weiteren sächsischen Unternehmen neue Bauteile für Flugzeuge sowie innovative Verfahren zu deren Herstellung und zur Überwachung der Bauteile mit modernster Messtechnik. Das Unternehmen COTESA GmbH hatte im Jahr seiner Gründung 2002 fünf Mitarbeiter. Sechs Jahre später waren es bereits 120. Daran sieht man auch, wie wichtig Technologieförderung für die Produktivität der Unternehmen ist.“

Studentenproteste in Sachsen

„Gegen Studiengebühren muss in Sachsen keiner demonstrieren“, so äußerte sich Schorlemer erst kürzlich in einer Pressemitteilung. medien-mittweida.de gegenüber bekräftigte sie dies: „In Sachsen wird es auch in Zukunft keine Studiengebühren geben“. Diese klare Aussage sei ihr sehr wichtig, bekräftigte sie. Sie gibt auch den Studierenden recht, die gegen schlechte Studienbedingungen demonstrieren. Den Bologna-Prozess, gilt es zu optimieren. Sie spricht damit gezielt die Hochschulen an: „Diese legen schließlich die Studieninhalte fest oder können die hohen Prüfungslasten abschaffen.“ Für weiterführende Reformschritte sprachen sich erst kürzlich die Kultusminister aller Länder aus.

<h3>Robert Sensfuß</h3>

Robert Sensfuß