Vom Studio zum Studium

von | 14. Juni 2011

Tobias Loy richtete sich bereits im jungen Erwachsenenalter ein kleines Tonstudio ein. Heute ist der Medienmanagementstudent der Hochschule Mittweida unter anderem Stationvoice für "99drei Radio Mittweida", mastert als Selbständiger CDs und kümmert sich als Wochenendvater um seine Tochter.

Tobias Loy studiert seit 2009 an der Fakultät Medien. Eigentlich wollte er als Medientechnikstudent hauptsächlich Fächer belegen, in denen er zuvor schon praktische Erfahrungen sammelte. Seine Einstellung änderte sich aber nach dem ersten Semester. „Da begriff ich, wie viele Möglichkeiten ich hier habe“, erinnert er sich. „Zudem sehe ich den Schwerpunkt der Branche in den organisatorischen und betriebswirtschaftlichen Abläufen. Daher wechselte ich in den Studiengang Medienmanagement.“

Platz 18 der spanischen Charts

Mit dem Engagement als Stationvoice bei „99drei Radio Mittweida“, dem Fernsehprojekt „20 Jahre MDR“, der Arbeit als studentische Hilfskraft und der Mitgliedschaft im Fachschaftsrat hat Loy derzeit alle Hände voll zu tun. Trotzdem arbeitet er nebenbei als Webdesigner und im Mastering für eines der größten europäischen Reggaelabels und mischt Songs für Bands von Vilnius bis Malaga. Zu seinen Arbeiten gehört das Album „De Málaga hacia el mundo“ von Little Pepe, das in den Top 100 der spanischen Charts einstieg und dessen erste Single auf Platz 4 bei „iTunes“ landete.

Die Arbeit neben dem Studium ist für den Musikliebhaber existenzwichtig. Zusammen mit seiner Freundin Annett, die in Leipzig derzeit ihre Magisterarbeit schreibt, und seiner 16 Monate jungen Tochter bildet er eine kleine Familie. Zeit für die Beiden hat der 27-Jährige allerdings nur an den Wochenenden. „Mit jeder Woche fällt mir der Abschied schwerer, aber sie ist meine Motivation, das Studium so schnell wie möglich abzuschließen“, sagt der Medienmanagementstudent. „Vielleicht wäre ich das Studium ganz anders angegangen, wenn ich heute kein Vati wäre.“

Sechs Tage pro Woche im Studio

Bereits mit 14 Jahren versuchte Loy sich an ersten Tonaufnahmen. Seit seinem 16. Lebensjahr ist er als MC zusammen mit mehreren DJs bei Veranstaltungen in ganz Deutschland, der Schweiz und in Polen aufgetreten. Von seinem ersten Gehalt als Zivildienstleistender kaufte er sich Mikrofone, um sein erstes kleines Tonstudio auf engen neun Quadratmetern einzurichten. „Dafür hatten wir Teile aus einer abrissreifen Fabrik geholt, um die Gesangskabine und ähnliches zu bauen, später wurde dann ein richtiger Studioraum in Leipzig gemietet“, sagt Loy. Damals verbrachte er in der Woche bis zu sechs Tage in seinem Studio. Aufgrund dieses zeitaufwendigen Hobbys gab er nach langem Überlegen das 2003 begonnene Arabistik-Studium auf. Die Arbeit machte ihm Spaß, „aber was am Ende übrig blieb, war zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel“, so Tobias Loy.

Im Oktober 2006 erreichte Loy dann ein unerwarteter Anruf. Er erhielt das Angebot mit „Holiday on Ice“ als Techniker auf Europatour zu gehen. Drei Tourneen über jeweils drei bis vier Monate reiste er durch Europa. 16 verschiedene Nationen waren in diesem Tourneeteam vertreten, „so traf ich auf sehr interessante Menschen“, resümiert Loy. Doch nach zweieinhalb Jahren sah er hier keine weiteren Entwicklungsmöglichkeiten mehr. Nach einer kurzen Auszeit entschied er sich für ein Studium in Mittweida, denn bisher hatte er sich alles durch „Learning-by-Doing“ angeeignet.

Auslandserfahrung nur mit Familie

In diesem Sommer wird der junge Familienvater ein einmonatiges Praktikum in einer Online-Agentur absolvieren. „Wenn wir gut zueinander passen, werde ich dort auch mein Pflichtpraktikum absolvieren und die Bachelorarbeit schreiben“, erklärt er. Trotz seiner Liebe zur Musik möchte er sein Geld nach dem Studium aber nicht vorrangig mit dem Mastering verdienen. „Es ist einfach sehr schwer, von Musik zu leben und ich habe zu viel Herzblut für die Musik, als dass ich in dem Bereich mein Geld mit Songs verdienen möchte, die mir überhaupt nicht zusagen“, begründet er seine Entscheidung. Die Konzipierung und Leitung von Projekten oder Werbung und Webdesign sind für ihn denkbare Arbeitsfelder. Auch ein Auslandsaufenthalt reizt ihn. „Allerdings nur, wenn sich dies mit meiner Familie vereinbaren lässt“, fügt er hinzu.

<h3>Katja Wendrock</h3>

Katja Wendrock