Nachrichtenkonsum wird zur Nebenbeschäftigung und Inhalte werden daher kompakter. Junge Menschen beziehen ihre Informationen immer mehr über Twitter, Facebook und Google. Die Referenten des Podiums „Infos aus der Tüte – Ist Snackjournalismus die Zukunft?“ berieten darüber, warum sich die Jugend immer mehr von den Fernsehnachrichten abwendet.
„Von den beiden wichtigsten Nachrichtenereignissen des Vortages wissen nur 39 Prozent der Jugendlichen Bescheid“, kritisierte Dr. Ansgar Mayer, Director Digital Strategy bei „Greenkern“. Fernsehen spiele bei der Informationsgewinnung nur noch eine nebensächliche Rolle. Außerdem informieren sich besonders junge Leute oft nur sehr themenbezogen.
TV-Nachrichten arbeiten zu altmodisch
Die Medienbranche scheint diesen Prozess hin zum sogenannten „Snackjournalismus“ jedoch noch nicht so richtig verinnerlicht zu haben, meint Barbara Dickmann, freie Journalistin des ZDF. „Wenn sich dies nicht bald ändert, sterben die Zuschauer – besonders bei großen Nachrichtenformaten – langsam weg“, mahnte sie.
Der Nachteil der Berichterstattung im TV: Nachrichten, die in der Tagesschau als neu verkauft werden, sind meist schon mehrere Stunden alt und allen, die sich online informieren, schon lange bekannt. Somit fehlt der Anreiz sich Nachrichten im Fernsehen anzuschauen.
Zielgruppe von TV-Nachrichten ist unklar
Wer nun genau die Zielgruppe von Nachrichtensendungen im Fernsehen ist, darüber herrschte in der Diskussionsrunde eine zweigeteilte Meinung. „Die Nachrichtensendungen fixieren sich zur sehr auf die Zuschauer unter 30“, kritisierte Andreas F. Rook, Moderator und Redakteur beim MDR. Es ginge zu sehr darum immer mehr Sensationen zu schaffen, als hintergründige Informationen zu liefern.
Barbara Dickmann dagegen ist der Meinung, dass der Schwerpunkt zu viel auf der älteren Generation liegt und die jungen Zuschauer sich deshalb mehr auf die neuen Medien konzentrieren.
Nutzer sind anspruchsvoller geworden
Thomas Lückerath, Geschäftsführer von „DWDL.de“, bemängelt außerdem, dass das Nachrichtenmaterial vor allem nur noch abgearbeitet werde, anstatt selbst zu recherchieren. „Das reicht heute aber nicht mehr aus, da die Nutzer in den letzten Jahren anspruchsvoller geworden sind und mehr von einer aktuellen Berichterstattung erwarten, als sie momentan im deutschen Fernsehen geliefert wird“, verdeutlichte er.
Zwar seien die Nachrichten im Netz sehr kompakter, allerdings sei auch dadurch der Informationsbedarf der Konsumenten in den letzten Jahren gewachsen. Auch Social Media-Manager des ZDF, Michael Umlandt, findet am „Snackjournalismus“ nichts Bedenkliches, solange er mit Echtzeitkommunikation über die sozialen Netzwerke einhergeht.
„Twitter hat den Vorteil, dass dort viele Meinungsmacher aktiv sind“, betonte Umlandt. Das Web 2.0 bietet also doch Gehalt. „Was heute auf Twitter ist, ist schließlich auch morgen in der Tagesschau“, machte er klar.
„Der Hunger nach Content wird immer größer, genauso wie die Lücke zwischen klassischem und PR-Journalismus. Ein hoher inhaltlicher Anspruch bleibt jedoch“, beendete Michael Geffken, Direktor der „School of Media“, das Podium.
Text: Melanie Fankhänel. Bild: Medienforum, Bearbeitung: Medienforum.