Mit einem Altersdurchschnitt von ungefähr 60 Jahren ist das Publikum von ARD und ZDF das älteste der deutschen Fernsehlandschaft. Das soll sich nun langsam aber sicher ändern. Im Hauptprogramm der Öffentlich-Rechtlichen ist von den Verjüngungsbestrebungen noch nicht viel bemerkbar. Ein jüngeres Publikum soll Medienberichten zufolge erst einmal mit dem digital empfangbaren Sender Einsfestival, für dessen Inhalt der WDR zuständig ist, erreicht werden. Unter einem Ende 2009 aufgefrischten Design sendet der Spartenkanal momentan eine Mischung aus Aufgüssen alter ARD-Sendungen wie der „Lindenstraße“ oder „Schmidteinander“ und Neu- und Eigenproduktionen wie „NightWash“ und „EINSWEITER“.
Verjüngungs-Versuch des ZDF
Neu ist die Idee im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht. Das ZDF wandelte bereits den ZDFdokukanal in ZDFneo um und schickte damit im November vergangenen Jahres ein Programm an den Start, das vor allem auf junge Erwachsene und Berufstätige zwischen 25 und 49 Jahren ausgerichtet ist. Allerdings ist der digitale Spartenkanal bis heute nicht richtig erfolgreich und die vom ZDF geschaltete Werbung war gegenüber der Flut an medialer Berichterstattung und Kritik zum Start von ZDFneo kaum wahrnehmbar. Das breit gefächerte Programm reicht von Dokumentationen, Filmen, in den USA erfolgreichen Serien, Musiksendungen bis hin zu nach Privatfernsehen klingenden Doku-Soaps wie „Verliebt, vertraut, verschuldet!“. Trotzdem schaffte ZDFneo es bisher kaum, ein Publikum vor den Bildschirm zu ziehen. Von nicht messbar geringen Quoten wie bei der Sitcom 30 Rock sind zwar nicht alle Sendungen betroffen, aber die 0,5 Prozent Markanteil, die ZDFneo mit der Ausstrahlung eines Konzerts von Robbie Williams erreichte, sind selten.
Eine so radikale Umwandlung wie die des Dokukanals in ZDFneo plant die ARD mit Einsfestival aber nicht. „Die Verjüngung des Programms ist ein Prozess, der beständig fortgeführt wird“, betont Helfried Spitra, Leiter der Hauptabteilung Programmmanagement Fernsehen beim WDR, gegenüber medien-mittweida.de. Schrittweise soll das Programm angepasst und überarbeitet werden. Gute Ansätze gibt es vor allem bei den Eigenproduktionen bereits. Das selbstproduzierte Magazin „EINSWEITER“ ist eines der erfolgreichsten Formate des Senders. Auch die ursprünglich vom WDR ausgestrahlte Comedy-Sendung “NightWash” läuft nach einem kurzen Intermezzo bei Comedy Central nun bei Einsfestival und entwickelt sich laut Spitra „gut“.
Kaum Geld für Neuproduktionen
Für die Entwicklung neuer Eigenproduktionen oder den Einkauf internationaler Serien und Formate fehlt bei dem auf etwa 2,5 Millionen Euro begrenzten Budget momentan allerdings das Geld. Pläne gäbe es laut Spitra genügend, „aber ohne eine weitere gesicherte Finanzierung müssen diese in der Schublade verbleiben“. Da verwundert es nicht, dass Einsfestival momentan noch viele ältere ARD-Produktionen ausstrahlt und die Wiederholung des Tatorts eine der erfolgreichsten Sendungen ist.
Ein Rezept für ein erfolgreiches Programm, das jüngere Menschen anspricht, gibt es selbstverständlich nicht. Langfristig werden sich neue Zielgruppen nur mit neuen und qualitativ hochwertigen Formaten anlocken lassen, die den Zeitgeist treffen und für das Publikum in irgendeiner Weise relevant sind. Ganz nach dem Motto: Innovation trifft Glück.
Bisher durchgeführte Programmänderungen können also nur der Anfang sein, die Verjüngung muss für die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender in den nächsten Jahren zu einem der Hauptziele werden – nicht nur in den Sparten-, sondern vor allem auch in ihren Hauptprogrammen. Auch Helfried Spitras schwammige Aussage, dass das Publikum von Einsfestival „nach dem KI.KA das niedrigste Durchschnittsalter der ARD-Programme“ hat, lässt vermuten, dass der durchschnittliche Zuschauer bisher wohl immer noch näher an den 60 Jahren des ARD- als an den 25 Jahren des KI.KA-Durchschnitts liegt.