Einen umfangreichen Überblick über Webapplikationen listet „webapplist.com“ auf. Die Einsatzgebiete der Webprogramme reichen von Business über Musik- bis Videobearbeitung. Ein sehr hilfreiches Tool ist zum Beispiel „diagram.ly„, ein Organisations-Tool mit dem Mindmaps erstellt, lokal auf dem eigenen Rechner gespeichert und direkt gedruckt werden können. „Diagram.ly“ soll mit 99.6 Prozent der Browser funktionieren und benötigt keine Plugins.
Lokale Installation nicht mehr nötig
Webanwendungen werden anders als lokal installierte Programme durch die Eingabe einer URL in den Browser gestartet. Die Kommunikation mit dem Programm wird vom Webserver gesteuert. Die Website ist die Benutzeroberfläche der Webanwendung. Nach diesem Prinzip setzt auch „Google“ bei seinem „Chromebook“ voll auf den „Chrome“ Browser.
Anders als bei vielen Webapplikationen müssen sich die Nutzer bei den „Office Web Apps“ von „Microsoft“ anmelden. Der Funktionsumfang entspricht praktisch einer „Onlineergänzung“ bekannter „Office“-Pakete. So sind nicht alle Funktionen, die Nutzer aus Software-Paketen gewöhnt sind, in den Web Apps vorhanden. Da die Programme oft simpel sind, müssen sich potentielle Nutzer nicht erst in neue Programme einarbeiten. Die Daten werden auf „Microsoft“-Servern gespeichert.
Popularität von Betriebssystemen lässt Viren-Gefahr steigen
Dirk Kollberg, Bedrohungsforscher beim Antiviren-Spezialisten „Sophos„, weiß dass der Datenschutzaspekt am ehesten mögliche Kunden abschrecken kann. „Web Apps haben ihre Vorteile und werden in gewissen Bereichen sicherlich vermehrt Verbreitung finden“, sagt Kollberg. Jedoch müssten sich potenzielle Nutzer bewusst sein, dass sie ihre Daten in fremde Hände geben. „Meldet man sich bei seiner Web App von einem infizierten Rechner aus an, können die Anmeldedaten gestohlen werden und Kriminelle erhalten Zugriff auf die Daten. Sollte eine Schwäche in der Webapplikation selber, beziehungsweise dem Server gefunden werden, könnten Kriminelle in kurzer Zeit an die Daten von tausenden Nutzern kommen.“ Ein aktuelles Beispiel ist der Datendiebstahl bei „Sonys“ Spielenetzwerk „Playstation Network“.
Dirk Kollberg weiß, warum „Google“ mit einem PC ohne Viren werben kann. „Für ein neues Betriebssystem gibt es typischerweise keine Viren. „Chromebooks“ basieren auf „Linux“ und es gibt schon seit vielen Jahren Schädlinge für „Linux“-Betriebssysteme. Es würde mich sehr wundern, wenn wir für „Chrome OS“ keine Exploits in Zukunft sehen würden.“ Die Motivation für Kriminelle sei primär, mit ausspionierten Passwörtern und Daten Geld zu verdienen. Hierbei fokussierten sich die Kriminellen auf die Betriebssysteme, die stark verbreitet sind. Mit steigendem Marktanteil des „Chrome OS“ würde dies auch interessanter für Angreifer.
Vertrauen der Nutzer muss erarbeitet werden
Ob immer neue Datenskandale das Misstrauen der Nutzer wachsen lassen, wird sich an den Nutzerzahlen der Cloud-Programme zeigen. Das aktuelle Modell von „Cloud Computing“ nimmt an, dass der Nutzer seine Daten beim Anbieter der Applikation speichern will. Auch wenn dieses System vieles für den Verbraucher einfacher macht, rät Prof. Dr. Wilfried Schmalwasser zur Umsicht beim Umgang mit Internetprogrammen: „Hoch sensible Daten würde ich nicht über Webapplikationen bearbeiten. Im Gegensatz bieten Webapplikationen die Möglichkeit der Nutzung ohne Installation auf dem eigenen System.“ Wenn der Nutzer Daten ohne die zugehörige Applikation hat, so suche er sich diese einfach im Netz, ohne sich Gedanken um Updates zu machen.