Weihnachten weltweit

Fünf kuriose Weihnachtsbräuche

von | 20. Dezember 2024

KFC statt Weihnachtsgans – so kurios wird Weihnachten auf der Welt gefeiert

Weihnachten – ein Fest, das überall auf der Welt gefeiert wird, aber auf höchst unterschiedliche Art und Weise. Während in Deutschland der Duft von Plätzchen und der Klang von „O Tannenbaum“ die festliche Atmosphäre bestimmen, gibt es Länder, in denen ein Eimer KFC-Hähnchen, eine Glasgurke oder ein surfender Santa das Bild prägen.

Weihnachten in Japan: Der KFC-Zauber

Wer an Heiligabend nach einer Abwechslung sucht und statt Kartoffelsalat, Weihnachtsgans oder Raclette etwas Neues probieren möchte, sollte sich von den Japanern inspirieren lassen. Weihnachten in Japan hat sich zu einem Fest entwickelt, das eine Besonderheit zeigt: Der Gang zu Kentucky Fried Chicken (KFC) gehört für viele Japaner zu den Feiertagen dazu. Was zunächst wie eine skurrile Marketinganekdote klingt, ist heute eine tief verwurzelte Tradition, die jährlich Millionen begeistert.

Der Brauch geht auf die 1970er Jahre zurück, als KFC Japan 1974 die Kampagne „Kentucky for Christmas“ startete. Damals erkannte der Manager Takeshi Okawara, dass es in Japan keine festen Weihnachtstraditionen gab und vermarktete KFC als perfekte Lösung für ein „westlich inspiriertes“ Weihnachtsessen. Die Aktion war ein durchschlagender Erfolg, vor allem, weil sie das Bedürfnis nach festlicher Atmosphäre in einem Land ansprach, in dem Weihnachten weniger aus religiösen Gründen, sondern vielmehr als romantisches Fest gefeiert wird. Innerhalb weniger Jahre wurde das Essen von KFC-Produkten zu einem Synonym für den Heiligabend in Japan.

Die Tradition hat sich so etabliert, dass KFC mittlerweile für Weihnachten im Vorfeld Buchungen entgegennehmen muss, um die hohe Nachfrage zu bewältigen. In den Tagen vor dem Fest sind die KFC-Restaurants häufig restlos ausgebucht. Einige Japaner reservieren sogar Monate im Voraus, um sich ein Stück „westliche Weihnachtstradition” zu sichern.

Legend of the pickle

Die Weihnachtsgurke (englisch: Christmas Pickle) ist ein aus Glas hergestellter Weihnachtsbaumschmuck in Form einer Gewürzgurke, der traditionell am Weihnachtsbaum versteckt wird. Der Brauch sieht vor, dass die Kinder am Weihnachtsmorgen die Gurke suchen. Wer sie als erstes entdeckt, erhält entweder ein zusätzliches Geschenk oder soll im nächsten Jahr besonders viel Glück haben. 

Obwohl die genauen Ursprünge unklar bleiben, hat sich die Weihnachtsgurke vor allem in den Vereinigten Staaten zu einem beliebten Ritual entwickelt. Viele Amerikaner glauben fest an die ursprünglich deutsche Herkunft. Eine populäre, aber oft widersprüchliche Theorie besagt, dass deutsche Auswanderer die Tradition in die USA gebracht haben. In Deutschland selbst ist der Brauch jedoch weitgehend unbekannt. 

Die Erzählung führt die Weihnachtsgurke auf eine Legende zurück, in der ein bayerischer Soldat während des amerikanischen Bürgerkriegs in Gefangenschaft geriet. Nahezu am Verhungern und gesundheitlich stark angeschlagen, bat er seine Wärter um eine letzte Mahlzeit, bevor er sterben würde. Die Wärter, bewegt von seinem Zustand, gewährten ihm diese Bitte – allerdings nur in Form einer einfachen Essiggurke. Doch genau diese Gurke, so die Legende, gab dem Soldaten die nötige Kraft, um durchzuhalten und zu überleben. In Gedenken an seine Rettung habe er später stets eine Gurke an den Weihnachtsbaum gehängt und diese somit zu einem Symbol für Hoffnung gemacht.

Eine weitere Theorie über die Ursprünge der Weihnachtsgurke führt auf eine Marketingstrategie der Glasbläserindustrie im 19. Jahrhundert zurück. Die kleine deutsche Stadt Lauscha, die im Thüringer Wald liegt, ist berühmt für ihre kunstvollen Glaskreationen. Um den Absatz ihrer Produkte zu steigern, begannen die Glasbläser, ungewöhnliche und exotische Formen als Schmuckstücke anzubieten, darunter auch Glasornamente in Form von Früchten und Gemüsesorten – einschließlich der Gurke. Dies machte sie besonders interessant, vor allem für den Export in die Vereinigten Staaten, wo die Gurke als ungewöhnliche und festliche Dekoration präsentiert wurde.

Mei, isch der scheen!

Das Christbaumloben ist ein regionaler Weihnachtsbrauch, der vor allem in Süddeutschland, insbesondere in Bayern und Teilen Baden-Württembergs verbreitet ist. Es handelt sich dabei um eine Tradition, bei der Verwandte, Freunde oder Nachbarn während der Weihnachtszeit zu Besuch kommen, um den geschmückten Weihnachtsbaum im Haus zu bewundern – oder zu „loben“.

Das Loben des Christbaums wird in der Regel mit überschwänglichen, oft humorvoll übertriebenen Komplimenten durchgeführt. Je nach Region werden Ausdrücke verwendet wie: „So ein schöner Baum!“ oder „Mei, isch der schee”. Es ist üblich, dass nach dem Lob eine Belohnung in Form eines Schnapses, Glühweins oder eines anderen Getränks gereicht wird. Beim Loben spielt es keine Rolle, ob einem der Baum tatsächlich gefällt oder vielleicht auch nicht. Gelobt wird in den höchsten Tönen – so will es der Brauch. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Sowohl ein äußerst gerader Wuchs, die Wahl des Baumschmucks oder die Anordnung der Kerzen können hervorgehoben werden. Manchmal wird der Baum sogar besungen. Ein Klassiker dabei ist das Lied „O Tannenbaum”. Eine Abwandlung davon würde dann so klingen:

O Tannenbaum, o Tannenbaum, wir kommen um dich anzuschau`n.

Bist du groß oder bist du klein; die Hauptsach` ist, man schenkt uns ein!

O Tannenbaum, o Tannenbaum, d`rum kommen wir dich anzuschau`n.

 

Übrigens: Ist jemand so ehrlich und sagt, dass ihm der Baum nicht gefällt, muss er anschließend zwei Schnäpse trinken.

Santa on the Surfboard

In Australien wird Weihnachten anders gefeiert als in vielen anderen Teilen der Welt. Statt verschneiter Landschaften, Punsch und Kaminfeuer ist es in Down Under heiß und sonnig. Anstelle von Schnee und Eiszapfen genießen Australier in Shorts, T-Shirt und Flip-Flops das Fest. Eislaufen und Schlittenfahren werden ersetzt durch Surfen oder Schwimmen. Statt des traditionellen warmen Bratens wird in Australien häufig gegrillt. Das Weihnachtsessen besteht aus frischen Meeresfrüchten, gegrilltem Lamm oder Rindfleisch und verschiedenen Salaten. Und wer bringt die Geschenke?

Eine der wohl bekanntesten und charmantesten Weihnachtsfiguren in Australien ist der „Santa on the Surfboard“. Diese Darstellung bringt auf humorvolle Weise den sommerlichen Flair des australischen Weihnachtens zum Ausdruck. Santa wird hier nicht wie in kälteren Regionen in seinem schweren roten Mantel und mit Stiefeln dargestellt, sondern in lockerer Sommerkleidung: Er trägt Shorts, ein T-Shirt und manchmal sogar eine Sonnenbrille, während er auf seinem Surfbrett durch die Wellen gleitet.

Zwischen Hexen, Delfinen und Pasta

Der Weihnachtsmann kann sich in Italien zurücklehnen. Hier spielt die „Befana“, eine freundliche, aber etwas schrullige Hexe, eine zentrale Rolle. Der Legende nach bringt die „Befana“ in der Nacht zum 6. Januar Süßigkeiten und Geschenke für die tapferen Kinder und Kohle für die Ungezogenen.

Die „Befana“ fliegt auf ihrem Besen durch das Land und ist eine der wenigen Weihnachtsfiguren weltweit, die nicht christlichen Ursprungs sind. Ihre Wurzeln liegen in vorchristlichen, heidnischen Fruchtbarkeitsritualen, die später mit der Weihnachtszeit verknüpft wurden.

In Sizilien findet sich eine außergewöhnliche Weihnachtszeremonie: An manchen Orten lassen die Gläubigen am Weihnachtsmorgen Boote zu Wasser, um das Jesuskind zu segnen. Dieses Ritual ist Teil religiöser Feierlichkeiten, die die enge Verbindung zwischen Glauben und Natur symbolisieren. Delfine, die in den umliegenden Gewässern häufig gesichtet werden, gelten in der sizilianischen Kultur als Glücks- und Schutzsymbole. Sie stehen für Reinheit und Harmonie mit der Natur und werden in volkstümlichen Überlieferungen oft mit dem Göttlichen in Verbindung gebracht.

Ob mit einem Eimer KFC, einer Glasgurke oder einem surfenden Santa – die Vielfalt der Weihnachtstraditionen zeigt, dass das Fest der Liebe überall auf der Welt auf ganz eigene und faszinierende Weise gefeiert wird. Jede Kultur bringt ihre eigenen Bräuche, Geschichten und Symbole ein, die oft tief in der Geschichte verwurzelt sind oder durch kreative Einflüsse entstanden sind. So wird Weihnachten zu einem Fest, das trotz aller Unterschiede überall den gleichen Kern trägt: Gemeinschaft, Hoffnung und die Faszination der Tradition.

Text, Titelbild: Emma Theuring

<h3>Emma Theuring</h3>

Emma Theuring

ist 20 Jahre alt und studiert derzeit im 5. Semester Medienmanagement an der Hochschule Mittweida. Bei medienMITTWEIDA engagiert sie sich als Redakteur seit dem Sommersemester 2024.