In Zeiten von globaler Erwärmung und weltweit verbreiteten Katastrophengebieten haben nicht nur die vorweihnachtlichen Spendenaufrufe Hochkonjunktur. Es ist angesagt, „grün“ zu sein, die Umwelt zu schützen und anderen zu helfen. Was eigentlich selbstverständlich sein sollte, wird in Zeiten des Glühbirnenverbots zur Modeerscheinung, aber fördert immerhin das öffentliche Bewusstsein. Auf dieser Welle schwimmen auch Suchmaschinen wie forestle.org. Die verspricht, bei „jeder Suche kostenlos 0,1 Quadratmeter Regenwald“ zu retten. forestle.org ist legitim und veröffentlicht zum Beweis regelmäßig Spendenbelege. Schaden kann die Teilnahme also nichts, denn wer sowieso auf Online-Suche ist, kann mit dem Benutzen solcher Suchdienste als positiven Nebeneffekt Spendengelder generieren.
Wer nicht für den Regenwald spenden möchte, wählt bei benefind.de aus 20 verschiedenen Möglichkeiten den Spendenempfänger aus. Je nach Vorliebe des Nutzers kommen die bei der Suche erzeugten Werbegelder dann zum Beispiel der UNO-Flüchtlingshilfe, der Alzheimer Forschung oder der German Toilet Organization zugute.
Es gibt zahlreiche Suchmaschinen dieser Art, die alle durch Anzeigen beziehungsweise gesponserte Links finanziert werden. Klickt der Suchende auf einen dieser Links, erhält die Suchmaschine Geld, das wiederum gespendet wird. Dieses System wurde forestle.org gleich zu Beginn zum Verhängnis, als Werbepartner Google die Zusammenarbeit bereits nach wenigen Tagen wieder beendete. Übereifrige Nutzer, die möglichst viele Spenden zusammentragen wollten, klickten wahllos Werbung an, ohne tatsächlich an den Inhalten interessiert gewesen zu sein. Das widerspricht den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Google. Seitdem arbeitet die „grüne“ Suchmaschine mit Yahoo! zusammen.
Spendensites bewerben sich gegenseitig
Mit noch weniger Aufwand als bei Suchmaschinen, nämlich mit nur einem einzigen Klick, sorgt der Nutzer bei thehungersite.com für Spenden. Diese Website hat sich gleich einem bunten Mix aus sechs verschiedenen Problemen verschrieben: Unterernährung, Brustkrebs, Gesundheit von Kindern, Bildung, Regenwaldabholzung und der Unterstützung von Tierheimen. Zu jedem Thema gibt es eine Unterseite, auf der man jeweils einmal pro Tag einen Spenden-Button drücken kann. Frei nach dem Motto: „Ein Klick und die gute Tat für heute ist abgehakt“. Der User wird auf eine Spendenbestätigungsseite mit Werbebannern weitergeleitet, die das Projekt finanzieren.
Interessant ist, dass neben typischen kommerziellen Unternehmen wie Billigfluganbietern oder Modelabels auch andere Spenden-Websites als Sponsoren auftauchen. Da werben zum Beispiel Banner für den Bau von Schulen in Nepal oder Weihnachtsgeschenke für hilfsbedürftige Kinder. Zumindest in diesen Fällen werden die eingenommenen Gelder offensichtlich nicht komplett gespendet, sondern teilweise zur Werbung eingesetzt. thehungersite.com behauptet dagegen von sich, dass 100 Prozent der Sponsorengelder dem jeweiligen Zweck zugute kommen. Wie sie sich selbst finanziert, wird wie auch bei den meisten derartigen Projekten nicht aufgedeckt. Jedes Hilfsprojekt, egal ob in der virtuellen oder realen Welt, hat Selbstkosten. Sind alle Mitarbeiter ehrenamtlich tätig, bleiben der Website immer noch die Kosten für den Webspace, die gerade bei thehungersite.com nicht unerheblich sein dürften. Aber nicht jeder hält sich vollständig bedeckt. forestle.org zum Beispiel erklärt vage, dass seine „Verwaltungskosten derzeit bei circa 10 Prozent“ liegen.
Spielend helfen
Wem einfaches Klicken zu langweilig ist, der kann im Internet auch im wahrsten Sinne des Wortes den Weltverbesserer spielen. Das Online Game „Shoot the Bastards“ fordert seine Nutzer dazu auf, den Regenwald angreifende Holzfäller abzuschlachten. Die Arbeiter nähern sich dem Wald und sollen möglichst von dem Spieler abgeschossen werden, bevor sie Bäume roden können. Ein Kopfschuss erzielt dabei die meisten Punkte und lässt als „Bonus“ ordentlich Blut spritzen. Über Geschmacklosigkeit lässt sich bekanntlich streiten. Immerhin besteht die Möglichkeit, dass ein derartiges Spiel auch eine Zielgruppe erreichen kann, die sich sonst vielleicht nicht durch Spendenseiten klickt. Anstatt „Shoot the Bastards“ zu verlinken, bieten mittlerweile auch andere Websites das Flash-Spiel direkt an, was völlig am eigentlichen Sinn vorbei geht. Denn für den Erhalt des Regenwalds wird nur gespendet, wenn auf der ursprünglichen Internetseite shootthebastards.org/game gespielt wird.
Ein Angebot der etwas anderen Art findet sich auf marssociety.org, wo sich jeder registrieren und fleißig spenden kann. marssociety.org hat es sich in den Kopf gesetzt, den roten Planet zu erkunden und irgendwann auch zu besiedeln. Wenn die Erde am Ende weder on- noch offline zu retten ist, bleibt also immer noch der Mars.