Wenn Hecken blitzen

von | 12. Januar 2010

Teure Passbilder waren bisher nur Autofahrern vergönnt. Durch digitale Technik können sich jetzt auch Motorradfahrer den Gang zum Fotografen ersparen, denn dem Geschwindigkeitsmessgerät ES3.0 bleibt kein Raser verborgen.

Der eine erfährt es spätestens beim Ausleeren des Briefkastens. Andere hingegen erfahren es gleich vor Ort durch einen grellen roten Blitz oder einen Ordnungshüter: Sie waren zu schnell und wurden geblitzt. Die Firma eso GmbH aus Tettnang am Bodensee stellt die bei Autofahrern wohl gefürchtetsten Geräte her – Blitzer. Das Unternehmen widmet sich seit 1977 der Herstellung von Geschwindigkeitsmessgeräten. Die neueste Entwicklung ist der Einheitssensor ES3.0. Das Gerät ist viel kleiner als seine Vorgänger und kann somit schwer wahrnehmbar für Autofahrer aufgestellt werden. So kann es zum Beispiel unter Leitplanken oder in Hecken versteckt werden. Die digitale Kamera am Messgerät ermöglicht schärfere Bilder der Temposünder, welche dann in Echtzeit in das Einsatzfahrzeug übertragen und dort sofort analysiert werden. Christoph Münz, Geschäftsführer der eso GmbH erläutert, dass „in Deutschland etwa 170 Geräte im Einsatz sind.“

Neue Blickwinkel

Das Messgerät ES3.0 kann spurselektiv messen. Das bedeutet, dass zwei oder mehr nebeneinander fahrende Fahrzeuge auseinander gehalten werden können – das war früher nicht möglich. Damit wird sichergestellt, dass nur der Fahrer belangt wird, der auch wirklich zu schnell war. Die geeichten Abstandsmesssensoren und die Möglichkeit der Spurselektion erlauben diese genaue Feststellung des Rasers. Ebenfalls ein Vorteil ist, „dass es beide Fahrtrichtungen gleichzeitig überwachen und fotografisch registrieren kann“, erklärt Johann Nowicki vom ADAC. Das Messgerät fertigt Front-, Seiten- und mit einer zusätzlichen optionalen Fotoeinheit Heckaufnahmen des Fahrzeugs an. Durch die Profilfotografie kann der Fahrer eindeutig identifiziert werden. Navi- oder Handyhalter und sonstige Gerätschaften an der Frontscheibe schützen somit niemanden mehr vor der ungeliebten Post.

Motorradfahrer haben ebenfalls Pech

Durch die Möglichkeit, Fotos von der Rückseite eines Fahrzeugs zu machen, haben nun auch Motorradfahrer keine Chance mehr, zu entwischen. Allerdings ist die Identifizierung des Fahrers durch spiegelnde Visiere nicht hundertprozentig möglich. Durch die Erfassung des Nummernschildes kann aber immerhin der Motorradhalter identifiziert werden. „Die Tatsache, dass mit dem Gerät ES3.0 auch Motorräder erfasst werden können, ist angesichts der immer noch hohen Unfallzahlen beim Krad positiv zu bewerten“, schätzt Johann Nowicki vom ADAC ein.

Im Jahr 2008 geschahen insgesamt 55.071 Verkehrsunfälle mit Personenschaden, deren Grund zu schnelles Fahren war. 1.703 Menschen wurden getötet, 74.564 Personen wurden verletzt. Um Unfälle dieser Art zu vermeiden, „wird da gemessen, wo sich Unfallschwerpunkte befinden“, erklärt Polizeihauptkommissar Sven Krahnert von der Polizeidirektion Chemnitz-Erzgebirge. „In unserem Kreis sind drei ES3.0 Messgeräte im Einsatz: an der Autobahn, im Stadtgebiet Chemnitz und in Stollberg“, so Polizeihauptkommissar Krahnert.

<h3>Kristin Damm</h3>

Kristin Damm