Die „Deutsche Akademie für Fernsehen“ kritisierte kürzlich, dass das Fernsehen zu wichtig sei, um es allein den Sendern zu überlassen. Die Qualität bleibt nach Ansicht der Akademie auf der Strecke. In einer Pressemitteilung kritisierte die Akademie die Finanz- und Quotenpolitik der Sender.
Sparen am Programm
Die Finanzpolitik der Sender hat zur Folge, dass immer mehr Programm durch immer weniger Redakteure generiert werden muss. Kostengünstige Formate wie Soaps oder Scripted-Reality-Sendungen sind immer häufiger zu sehen, auch wenn die Werbeeinnahmekrise von 2008/09 überwunden ist. Selbst „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ wurde trotz der fragwürdigen Programmethik für den „Deutschen Fernsehpreis“ 2011 nominiert.
Auch die öffentlich-rechtlichen Sender müssen künftig wahrscheinlich noch mehr sparen. Die „Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs“ (KEF) empfahl eine Nullrunde bei der Festlegung der Rundfunkabgabe, obwohl die Anstalten einen Mehrbedarf von 1,7 Milliarden Euro angemeldet hatten. Als Auslöser der Kostenmisere nennt die „KEF“ den Druck zur Vermeidung von Gebührenerhöhungen und die damit verbundene Kostendisziplin bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten.
Einschaltquoten als Mittel zum Zweck
Gefördert von anderen Medien wie beispielsweise der „BILD“ wird die Aufmerksamkeit auf kostengünstige und einfach zu generierende Unterhaltung gerichtet. Bei der letzten Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ war über vier Monate hinweg jede einzelne Sendung Quotensieger. An der Politik der Sender kritisiert die „Deutsche Akademie für Fernsehen“ auch, dass sich die Entscheider nur an den Quoten orientieren. Auch bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten steigt der Konkurrenzkampf. Nach dem Motto „Sex sells“ schreckt auch das „ZDF“ nicht zurück und zeigt Sendungen wie „Mit Abi zum Erotik-Job“ nach dem Vorbild der privaten Sender.
Die Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen sei eine willkürliche Abgrenzung zu dem überwiegenden Teil derer, die die Öffentlich-Rechtlichen sehen, meint Bernd M. Michael, Präsident des deutschen Marketing-Verbands. Kritik gibt es daran schon lange, doch weder Werbewirtschaft noch Sender wollen aktiv etwas ändern. Der Regisseur des fernsehkritischen Films „Free Rainer“, Hans Weingartner, sieht den Grund dafür in der Einstellung der Programmverantwortlichen. Diese würden nach dem Motto „Es war schon immer so, es gibt nichts anderes“ handeln.
Drang nach höherer Qualität
Der Vorstand der „Deutschen Akademie für Fernsehen“, Michael Brandner, kündigte an, mit Politikern und Vertretern der „KEF“ über eine Qualitätssteigerung der Fernsehprogramme zu verhandeln. Die Arbeitsbedingungen für Fernsehschaffende müssten verbessert werden, um eine solide Grundlage für attraktives und intelligentes Fernsehen zu schaffen und dieses nachhaltig auf ein zufriedenstellendes Niveau zu heben. Der Regisseur und Produzent Carlo Rola hat eine simple Lösung parat. Er fordert die Abschaffung der Einschaltquote für das öffentlich-rechtliche Programm nach 20 Uhr. Am Finanzdruck der Sender würde diese Idee allerdings nichts ändern.