Wertpapieranlage für Studierende

Wie kann man während des Studiums Geld sparen?

von | 4. Dezember 2020

Geringes Einkommen und dennoch Geld an der Börse anlegen? Diese Chancen und Risiken bieten ETF-Sparpläne.

Aktien, ETF, Depot – Begriffe, die in den meisten deutschen Schulen nie erwähnt werden. Eigentlich könnte man sich selbst mit dem Thema auseinandersetzen, aber die Motivation fehlt einfach. Außerdem ist die Börse doch nur ein Ort für Superreiche, oder? Ich bin eben nicht in der richtigen Gehaltsklasse. Überhaupt sind Wertpapiere viel zu risikoreich – ich habe gehört, dass nur Zocker ihr Geld in die Börse stecken. Fühlst du dich ertappt? Sind diese Einwände und Ängste überhaupt begründet? Es existieren viele Vorurteile rund um das Thema Wertpapieranlage. Zeit für einen Blick hinter die Kulissen.

Was spricht gegen das gute alte Sparbuch?

Warum sollte man sich überhaupt jetzt mit dem Thema auseinandersetzen? Die aktuellen Zinsen auf Sparbücher, sind längst nicht mehr rentabel und attraktiv genug – die üblichen Prozentsätze bewegen sich zwischen 0,001 Prozent und 0,01 Prozent bei den beliebtesten deutschen Banken. Hinzu kommt der stetige Wertverlust des Geldes. Aufgrund der Inflationsrate von 1,4 Prozent jährlich steigen die Preise kontinuierlich und folglich verringert sich deine Kaufkraft. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass dein erspartes Geld durch die Kombination von Inflation und Niedrigzinsen Jahr für Jahr schleichend weniger wird.

Beispielrechnung

Ausgangssituation: regelmäßige Einzahlung von 25 Euro monatlich (insgesamt 3 000 Euro eingezahlt), Anlagedauer zehn Jahre

Sparkonto – aus 3 000 Euro werden zuzüglich 0,001 Prozent  Zinsen und abzüglich der 1,4 Prozent Inflationsrate 2 610,74 Euro

Sparplan in den ETF S&P 500 – aus 3 000 Euro werden zuzüglich 4,07 Prozent  durchschnittlicher Wertsteigerung und abzüglich der 1,4 Prozent Inflationsrate 3 202,76 Euro

Hinweis: Bei dieser Rechnung handelt es sich um eine Prognose, Abweichungen ins Positive und Negative sind möglich. Es handelt sich um keine Anlageberatung, bitte setze dich mit den verschiedenen Angeboten von ETFs selbst auseinander.

Beispielrechnung – Vergleich zwischen Sparplan und Sparbuch. Grafik: Josy Schreier

Und jetzt, soll ich einfach mein Bafög immer direkt ausgeben? Nein, das wäre natürlich zu einfach. Besonders für die Generation Z ist es wichtig, Geld zur Seite zu legen. Die gesetzliche Rentenversicherung leidet unter dem demographischen Wandel, das Konzept der Finanzierung über den Generationenvertrag gerät folglich ins Wanken. Es ist absehbar, dass die Generation Z – also alle, die zwischen 1997 bis 2012 geboren sind – später nur noch wenig Rente monatlich erhalten wird und diese wird wohl kaum zum Leben ausreichen. Umso wichtiger ist es, frühzeitig selbst aktiv zu werden.

Welche Geldanlage ist für Studierende am einfachsten?

Es gibt viele Varianten, sein Geld zu investieren. Neben der Anlage in Edelmetalle, wie beispielsweise Gold und Silber, besteht die Möglichkeit, Immobilien zu kaufen und zu vermieten. Da diese Möglichkeiten für die
meisten Studierenden ausscheiden
, sind ETFs eine gute Alternative. Um die monatlichen Restbeträge deines Unterhalts sofort möglichst rentabel anzulegen, bieten sich vor allem ETF-Sparpläne an. Einige Broker bieten derartige Sparpläne bereits ab zehn Euro monatlich an, üblich ist aber ein Mindestbetrag von 25 Euro. Wenn man mal knapp bei Kasse ist und kein Geld für ETFs vereinfacht gesagt ein Paket aus Aktien – übrig ist, kannst man den eigenen Sparplan jederzeit pausieren, anpassen oder löschen. Ein weiterer Pluspunkt sind geringe bis keine Gebühren. Bei der Auswahl eines Brokers sollten die Konditionen und Gebühren, wie bei jeder anderen Bank auch, gut verglichen werden. Viele haben keine Depotführungsgebühren und bieten die Sparpläne dazu noch kostenlos an. Die gekauften ETFs können jederzeit wieder verkauft werden, wenn man beispielsweise auf das angelegte Kapital angewiesen ist. Trotz dessen sollte man eine Investition in Wertpapiere als langfristiges Investment betrachten. Schwankungen, bei denen sich deine angelegte Summe über einen kurzen Zeitraum verringert, sind nicht unüblich. Deshalb gilt: Nur Geld anlegen, auf welches man ein paar Jahre lang verzichten kann. Bei Verkäufen nach wenigen Wochen oder Monaten besteht die Möglichkeit, Verluste zu machen. Man sollte sich beim Thema Wertpapieranlage immer bewusst sein, dass ein Verlustrisiko besteht. 

Was ist eine Aktie?

Eine Aktie ist ein Wertpapier. Wenn man eine Aktie an der Börse kauft, erhält man einen Anteil an einem Unternehmen. Als Teilhaber steht einem dann ein Mitbestimmungsrecht und ein Gewinnanspruch zu. Aber keine Angst vor zu großer Verantwortung: Erst ab circa zehn Prozent Anteil an einem Unternehmen wird dieses Mitbestimmungsrecht relevant für die Entscheidungen der Hauptversammlung.

Was ist ein Broker?

Bei einem Broker kann man ein Konto zum Handel mit Wertpapieren (Depot) eröffnen, folglich hat man dann einen Zugang zur Börse, um dort Aktien und ETFs zu kaufen. Hier gilt: Vor der Eröffnung eines Kontos sollte man unbedingt die Konditionen und Gebühren vergleichen.

Jetzt könnte man sich immer noch denken, das klingt alles schön und gut, aber man kann doch auch noch in zehn Jahren damit anfangen. Natürlich wäre das möglich, aber um so eher man mit dem Anlegen beginnt, umso wahrscheinlicher ist ein größerer Gewinn. Warum es sich lohnen kann, schon im Studium zu investieren, erklärt ein Blick auf den Zinseszinseffekt. Denn umso früher man beginnt, umso mehr Chancen hat das angelegte Geld, sich zu vermehren. Man bekommt fortlaufend Zinsen auf das Investment an der Börse, diese Zinsen werden direkt wieder investiert. Folglich erhält man noch mehr Zinsen auf das eingezahlte Kapital als das Jahr zuvor.

Was ist überhaupt ein ETF?

Ein ETF (Exchange Traded Fund) ist vereinfacht gesagt ein Paket aus verschiedenen Aktien, wodurch man gleichzeitig in mehrere Aktien investieren kann. Durch die Streuung des Kapitals ist dieses Investment weniger risikoreich, als eine einzelne Aktie zu kaufen. Es gibt viele verschiedene ETFs, man kann sich nach den persönlichen Wünschen und Interessen einen oder besser mehrere für den eigenen Sparplan aussuchen. Heutzutage ist ein Anlageberater, dank des freien Zugangs zu sämtlichen Informationen über das Internet, nicht mehr zwingend notwendig, um gewinnbringend Geld in Wertpapieren anzulegen. Jedoch sollte man sich vorher wirklich gut informieren und ausreichend belesen, da man dann selbst für sein Handeln verantwortlich ist. Dazu müssen die konsumierten Quellen gewissenhaft auf Seriosität und Glaubhaftigkeit geprüft werden. Inhalte mit verlockenden Teasern, wie beispielsweise „Wie werde ich in drei Tagen reich?“, gehören natürlich nicht dazu.

Man kann zum Beispiel auch einen ETF auf den DAX kaufen, dieser misst die Wertentwicklung der 30 größten Unternehmen des deutschen Aktienmarkts. Der ETF S&P 500 bildet wiederum die größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen ab. Außerdem ist es möglich, in ökologische und nachhaltige ETFs zu investieren – diese haben Anteile an Firmen, die auf Werte wie beispielsweise Elektromobilität, erneuerbare Energien, faire Unternehmensführung und/oder soziale Verantwortung setzen.

Gute Quellen rund ums Thema Wertpapieranlage

YouTube:

ETF-Sparplan: Schritt-für-Schritt zum ETF Portfolio” von Finanzfluss

In 10 min. mehr über Börse & Aktien verstehen als 90% aller Menschen” von Finanzfluss

 

Podcast:

ETF = WTF?” vom Finanzheldinnen Podcast

Wie kann man das Risiko minimieren?

Man sollte nicht vergessen, dass die Vermögensanlage in ETFs und Aktien zwar gute Chancen auf Gewinne bietet, aber trotzdem risikoreicher ist als ein normales Sparbuch. Um einen Totalverlust, vor dem viele Angst haben, zu verhindern, müssen die Investments unbedingt gestreut werden, in dem man mehrere ETFs kauft und nicht das vollständige Kapital lediglich auf einen setzt. Es wäre fatal, das komplette Geld in eine Aktie und folglich in ein einzelnes Unternehmen zu stecken, denn wenn dieses wirklich insolvent gehen sollte, wird auch das eingesetztes Kapital stark schrumpfen. Ein ETF erspart in diesem Fall den Mehraufwand, da man beim Kauf eines ETFs indirekt viele verschiedene Aktien kauft.

Außerdem ruft die politische Lage in den verschiedenen Staaten Schwankungen am Aktienmarkt hervor, diese betreffen selbstverständlich auch ETFs. Fallende Kurse hat auch die Coronakrise verursacht, jedoch ist gerade der Tiefpunkt der Krise ein günstiger Einstieg in viele ETFs. Obwohl Anfang März 2020 sämtliche Kurse rasant gefallen sind, haben sehr viele Privatanleger die Chance genutzt, um weitere Wertpapiere zu kaufen – denn während der Krise konnte man die ETFs und Aktien sehr preiswert kaufen. Der DAX ist im März um knapp 60 Prozent eingebrochen, aber im November 2020 ist er nahezu wieder auf dem Niveau vom Februar 2020. In solchen Momenten sollte man auf gar keinen Fall panisch handeln und alle Investments mit Verlust verkaufen, sondern besser die Situation abwarten. Die Kurse der ETFs werden sich erfahrungsgemäß nach mehreren Monaten wieder erholen.

Letztendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, ob man sein Geld in ETFs oder auch Aktien anlegen möchte. Dennoch ist es in jedem Fall empfehlenswert, sich überhaupt mit dem Thema zu beschäftigen und auseinanderzusetzen, um die Chancen und mögliche Risiken zu kennen und abwägen zu können.

Text: Josy Schreier, Grafik: Josy Schreier
<h3>Josy Schreier</h3>

Josy Schreier

studiert im fünften Semester Medienmanagement an der Hochschule Mittweida. Sie ist eine leidenschaftliche Fotografin und deshalb auch bei MedienMITTWEIDA im Team Bildredaktion.