Wirklich freies Internet

von | 17. September 2012

Überall gratis und schnell per W-LAN im World Wide Web zu surfen mag für viele noch utopisch klingen. Doch die Initiative „Freifunk“ will genau das über ein Netzwerk ermöglichen. Die […]

Überall gratis und schnell per W-LAN im World Wide Web zu surfen mag für viele noch utopisch klingen. Doch die Initiative „Freifunk“ will genau das über ein Netzwerk ermöglichen.

Die nicht-kommerzielle Initiative „Freifunk“ baut Funknetzwerke in ganz Deutschland auf. Ihr Ziel ist es, ein für Nutzer freies Netzwerk zu installieren – ohne sich Beschränkungen kommerzieller Anbieter unterordnen zu müssen. Zur Zeit entsteht solch ein Netzwerk auch in Dresden. Um das zu nutzen, reicht es auf dem eigenen W-LAN-Router die “Freifunk“- Firmware  zu installieren,  erklärt Stephan Enderlein. „Da die Installation fast vollkommen automatisch abläuft, muss kaum noch etwas manuell eingerichtet werden, dies macht den Zugang zu unserem Netzwerk sehr einfach“, so der Aktivist. Er baut das freie W-LAN-Netz in Dresden alleine auf, hofft aber noch auf Unterstützung.

Doch gibt es als „Freifunker“ auch eine Art Vereinsleben? In vielen Städten wie Berlin und Leipzig werden regelmäßig Treffen organisiert, bei denen wird dann zum Beispiel der weitere Ausbau des Netzwerkes besprochen. Auch via Foren und Mailinglisten stehen die Freiwilligen in Kontakt und unterstützen sich bei technischen Fragen.

Initiative gegen Kommunikations-Kommerz

Doch neben dem Internetzugang soll das Netz auch zum Datenaustausch und für Chat- und Telefondienste genutzt werden. „Geschäftliche Interessen gibt es beim Freifunk nicht, alles basiert auf dem freiwilligen Geben und Nehmen“, erklärt Enderlein. Mit dem freien Netzwerk würden Kommunikationsmedien demokratisiert und lokale Sozialstrukturen gefördert, so die Selbstdarstellung der „Freifunker“.

Auf der anderen Seite beinhaltet genau dieses Konzept jedoch Sicherheits-Risiken, wie auch das “Freifunker“-Wiki zugibt: „Theoretisch ist es möglich die über ein Freifunknetz übertragenen Daten mitzuschneiden, abzuspeichern und später auszuwerten.“ Daher sollten die „Freifunker“ die Verschlüsselung von Daten sicherstellen. Hierfür muss die Standardeinstellung am Router geändert und die Verschlüsselungsmethode WEP, WPA oder WPA2 aktiviert werden.

Auch seien Angriffe auf den eigenen Rechner nicht auszuschließen, so das Wiki. Daher raten die Aktivisten beim Surfen die Verbindung zusätzlich noch mit SSL zu verschlüsseln. Die Nutzung einer Firewall und regelmäßige Sicherheitsupdates seien ebenso Pflicht.

Störerhaftung bremst die Entwicklung

Doch das Bereitstellen eines Internetzugangs für den „Freifunk“ birgt auch für den Besitzer des Anschlusses Gefahren. Die vom Bundesgerichtshof 2010 aufgestellte „Störerhaftung“ sorgt für große Zurückhaltung bei der Freigabe von Internetzugängen, so Stephan Enderlein. „Wenn anonym illegale Daten aus dem Internet gedownloadet werden, haftet der Inhaber des Internetanschlusses“, kritisiert er.

Dieses Problem hat auch der Förderverein „freie Netzwerke“ erkannt, berät bei Abmahnungen und organisiert eine Kampagne gegen „Störerhaftung“. In Berlin werden im Rahmen dieser Aktion rund 100 W-LAN-Router mit offenem Zugang aufgebaut. Mit den Routern, die den Namen „Freedom-Fighter-Box“ tragen, soll auf die Unsinnigkeit der Störerhaftung aufmerksam gemacht und offene und anonyme Internet-Zugänge forciert werden.

Text: Christian Kandels. Bild: Wikipedia, flickr.com, Fotograf: @boetter, Bearbeitung: Nathalie Gersch

<h3>Christian Kandels</h3>

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