Wöchentlich 650 Kilometer für Mittweida

von | 15. Juli 2011

Im Rahmen der Serie "Gastdozenten" ergab sich ein spannender Dialog mit Prof. Peter Gottschalk. Neben den Fragen über seine Tätigkeit an der Hochschule und bei seinem Sender "Arte" erzählte er über sein Leben und seine persönlichen Erfahrungen in der Medienbranche.

Prof. Peter Gottschalk bedeutet seine Position als Honorarprofessor für Film und Fernsehen in Mittweida sehr viel. „Honorar, das kommt aus dem Lateinischen und bedeutet ‚Ehre'“, so der Professor. Neben seiner Haupttätigkeit als leitender Redakteur beim deutsch-französischen Fernsehsender „Arte“ in Straßburg hat er schon immer unterrichtet. Er lehrte beispielsweise an den Filmhochschulen in München und Babelsberg. Kurz nachdem Prof. Dr. Ludwig Hilmer seine Funktion als Dekan an der damaligen Fachhochschule Mittweida übernommen hatte, fragte er Peter Gottschalk, ob auch er dort unterrichten wolle. „Mein Unterrichtsstandbein ist seither immer in Mittweida“, sagt der Honorarprofessor.

„Das ZDF ist wie ein Raumschiff“

Die Möglichkeit, mit jungen Leuten zu arbeiten, ist für Peter Gottschalk die größte Motivation für seine Tätigkeit als Honorarprofessor. „Es macht Spaß. Ich lerne viel von den Studenten und versauere nicht in meinem eigenen Alltag“, sagt Gottschalk. Er denkt, dass ihn sein Beruf mit den Jahren blind für andere Bereiche des Lebens macht. Sender und viele Unternehmen seien eigene Welten. „Gehen Sie mal zum ZDF, das ist wie ein Raumschiff“, so Gottschalk. Es ginge nur noch um die Arbeit für den Sender, für das Unternehmen mit fast immer den gleichen Leuten. „Viele stagnieren bei dem, was sie mal gelernt haben“, erklärt der Professor. Viele Kollegen in den Sendern hätten zudem keinen Kontakt mehr mit jungen Leuten, weil diese nicht mehr in ihrem Leben vorkommen.

Natürlich ist diese Arbeit auch anstrengend. „Die Seminare ordentlich vorbereiten, die Korrekturen, die Reiserei – nahezu wöchentlich 650 Kilometer zwischen Mittweida und Straßburg. All das ist aber ein Stress der mir etwas gibt“, sagt der Honorarprofessor.

Kreatives Leben

Der zeitliche Stress ist für Gottschalk ein ständiger Begleiter. „Wenn Sie als Medienmensch ein kreatives Leben führen, dann werden Sie immer Zeitnot haben“, betont er. „Daraus ergeben sich vielfältige Probleme in Familie, Partnerschaft und in menschlichen Beziehungen.“ Der Professor hat sich aber bewusst für ein Leben als kreativer Mensch entschieden. „Sie können auch als kleiner Beamter im Finanzamt Akten von links nach rechts schichten. Um 15.45 Uhr gehen Sie nach Hause, ziehen Ihre Kinder groß, essen Abendbrot und morgen geht der Tag weiter. Das mag durchaus auch ein erfülltes Leben sein“, sagt der Honorarprofessor. „Für mich kommt es aber nicht in Frage, so wie für die meisten Leute, die in Mittweida studieren oder arbeiten“.

<h3>Daniel Weder</h3>

Daniel Weder