Zocken als Studienseminar

von | 19. September 2012

Im Oktober startet mit „E-Kom“ eine ungewöhnliche Seminarreihe an der Hochschule Mittweida. Anhand von PC-Spielen werden darin Modelle der Wirtschaft und Kommunikation dargestellt.. „In Korea und den USA werden Computerspiele […]

Von Videospielen könnten Studenten lernen - sollen die E-Kom-Seminare zeigen

Im Oktober startet mit „E-Kom“ eine ungewöhnliche Seminarreihe an der Hochschule Mittweida. Anhand von PC-Spielen werden darin Modelle der Wirtschaft und Kommunikation dargestellt..

„In Korea und den USA werden Computerspiele schon lange im Unterricht eingesetzt. Dort lernen Schüler ‚richtiges Spielen‘ und wie sich daran Wirtschaftssysteme erklären lassen“, weiß Kai Winkler, Student und Initiator des Hochschulseminars „E-Kom“. „Wir wollen das Bewusstsein schaffen, dass Computerspiele schon lange nicht mehr nur zum Entspannen da sind“, erklärt er.

Das Seminar geht dabei einen auf den ersten Blick ungewöhnlichen Weg: Anhand von Matches in „Starcraft 2“ soll Studenten aller Fachrichtungen zum Beispiel der Konkurrenzkampf zwischen Firmen erklärt werden. Mit „World of Warcraft“ wird das Nutzen von Auktionshäusern am freien Markt verdeutlicht.

Entgegen den vielen Vorurteilen hätten Computerspiele auch positive Auswirkungen. „Die Spieler lernen ihre eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen. Sie lernen den richtigen Umgang mit Misserfolgen und Erfolgen – aber auch Teamfähigkeit, Kritikfähigkeit, Organisation und Planung“, zählt Kai auf.

Schluss mit typischen Klischees

Das Seminar organisiert Kai zusammen mit seinen Kommilitonen André Marquardt und Marcus Ebert. Alles auf freiwilliger Basis, Belege oder Prüfungen müssen keine abgelegt werden. „Es dient lediglich dem Eigeninteresse“, so Mitinitiator André Marquardt. Und: „Wir wollen damit auch die typischen Vorurteile widerlegen, mit denen Zocker noch immer zu kämpfen haben.“

Doch wie kam es eigentlich zu diesem unkonventionellen Seminar? Zuerst planten André, Kai und Marcus nur eine kleine Diskussionsrunde unter dem Titel „Elektronische Kommunikation“, kurz „E-Kom“. Doch als sie ihr Konzept Prof. Zschockelt und „Gamecast“-Projektleiter Thomas Schmieder vorstellten, waren beide der Meinung: Daraus muss mehr werden.

Vielfältige Themen, unterschiedliche Redner

Eine extra Einschreibung für das Game-Seminar ist nicht nötig, jeder ist willkommen. „Wir würden uns auch über Professoren und Mitarbeiter der Hochschule freuen“, sagt Medizintechnik-Student Kai. Das Seminar soll je nach Bedarf und Resonanz der Teilnehmer ein- bis zweimal im Monat stattfinden. „In den ersten anderthalb Stunden soll in Fachvorträgen der wissenschaftliche Aspekt von Spielen wie zum Beispiel ‚World of Warcraft‘, ‚Diablo 3‘ oder ‚League of Legends‘ näher beleuchtet werden“, erklärt Bioinformatik-Student André Marquardt.

Die Fachvorträge übernehmen jedoch meist keine klassischen Gamer. So übernimmt Prof. Röbbe Wünschiers einen Vortrag zur Hand-Augen-Koordination, für das Thema Gruppenorganisation haben die Initiatoren einen Sozialpädagogen vorgesehen. Auch Tino Kreßner, ehemaliger Student der Hochschule Mittweida und „Startnext“-Gründer, wird eine Vortragsreihe zum Thema „Crowdfunding“ halten.  Je nach Länge der Diskussionsrunden werden anhand von Livespielen die Ausführungen erklärt. Kai Winkler schmunzelt: „Schließlich soll es kein trockenes Seminar werden, bei dem sich alle langweilen und nur irgendwelche trockenen Theorien anhören müssen.“

Ein konkreter Termin für das erste Seminar Anfang Oktober steht aber noch aus. „Alle Studenten werden rechtzeitig im Vorfeld per E-Mail darüber informiert“, verspricht Organisator Kai Winkler.

Text: Kristin Krause. Bild: MedienMITTWEIDA

<h3>Kristin Krause</h3>

Kristin Krause